#60 Ressourcen retten, Materialien lenken – ReUse und Rückbau im Kreislauf
Madaster und die Knepper Gruppe verbinden digitale Werkzeuge mit realen Baustellenprozessen
20.11.2025 32 min
Zusammenfassung & Show Notes
Was passiert mit Türen, Waschbecken oder Trennwänden, wenn ein Gebäude rückgebaut wird? Viel zu oft landen solche Bauteile im Container. Dabei steckt in ihnen graue Energie, Materialwert und enormes ReUse-Potenzial.
In dieser Folge schauen wir auf die Chancen zirkulären Bauens. Zu Gast sind Lea Kreimeier von der Knepper Gruppe, die Rückbauprojekte in ganz Deutschland begleitet, und Franziska Albrecht von Madaster, der Plattform für Materialpässe und Gebäuderegister.
Wir sprechen über die Unterscheidung zwischen ReUse und Recycling, die Bedeutung digitaler Ressourcenpässe und die Herausforderungen auf der Baustelle – von kleinen Mengen über enge Zeitfenster bis zur Frage, wo Materialien zwischengelagert werden können. Wir klären, was ein Pre-Deconstruction-Audit leisten kann, warum der Rückbau viel früher in der Planung mitgedacht werden sollte und welche Projekte heute schon zeigen, dass es funktioniert, mit digitaler Unterstützung, durchdachter Logistik und etwas Mut zur Veränderung.
Expertinnen in dieser Episode:
Franziska Albrecht – Madaster Germany
Lea Kreimeier – Knepper Gruppe
Links zur Folge:
Madaster Germany
Knepper Gruppe
DIN SPEC 91484
Pre-Deconstruction-Audit nach DIN SPEC 91484 (Website von Concular)
Folge #46 Bau.Pause – Rückbau ist die Kunst des Anfangs
In dieser Folge schauen wir auf die Chancen zirkulären Bauens. Zu Gast sind Lea Kreimeier von der Knepper Gruppe, die Rückbauprojekte in ganz Deutschland begleitet, und Franziska Albrecht von Madaster, der Plattform für Materialpässe und Gebäuderegister.
Wir sprechen über die Unterscheidung zwischen ReUse und Recycling, die Bedeutung digitaler Ressourcenpässe und die Herausforderungen auf der Baustelle – von kleinen Mengen über enge Zeitfenster bis zur Frage, wo Materialien zwischengelagert werden können. Wir klären, was ein Pre-Deconstruction-Audit leisten kann, warum der Rückbau viel früher in der Planung mitgedacht werden sollte und welche Projekte heute schon zeigen, dass es funktioniert, mit digitaler Unterstützung, durchdachter Logistik und etwas Mut zur Veränderung.
Expertinnen in dieser Episode:
Franziska Albrecht – Madaster Germany
Lea Kreimeier – Knepper Gruppe
Links zur Folge:
Madaster Germany
Knepper Gruppe
DIN SPEC 91484
Pre-Deconstruction-Audit nach DIN SPEC 91484 (Website von Concular)
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Folge #38 Bestand wird Ressource – Zirkuläres Bauen am Omega Haus in Offenbach
Folge #27 Vom Rohstofflager zur Circular City – Urban Mining im Patrick-Henry-Village Heidelberg
Folge #27 Vom Rohstofflager zur Circular City – Urban Mining im Patrick-Henry-Village Heidelberg
Cover: KI-generiert mit ChatGPT
Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.
Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.
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Transkript
Willkommen bei Architektourist, dem Podcast über Architektur,
Bautechnik und Baukultur.
Heute wird nicht abgerissen, heute wird ausgebaut, sortiert, gerettet.
Meine Gesprächspartnerinnen sind
Franziska Albrecht von Madaster und Lea Kreimeier von der Knepper Gruppe.
Die eine bringt Struktur in Materialdaten und Stoffströme, die andere weiß genau,
wie es auf dem Rückbauhof aussieht.
Wir bewegen uns in dieser Folge zwischen verbautem Potenzial,
staubigen Überraschungen und ganz konkreten Hürden im Reuse-Alltag.
Los geht's, schön, dass Du eingeschaltet hast.
Ein Montagmorgen auf der Baustelle.
Staub liegt in der Luft, Bauteile wandern vorsichtig aus dem alten Verwaltungsbau,
der zurückgebaut wird. Doch statt Abrissbagger ist hier geschultes Personal
am Werk, mit Trennschleifer und System.
Fensterflügel werden ausgehängt, Dielenbretter nummeriert, Stahlprofile gesichert.
Kein blinder Abriss, stattdessen gezielte Demontage, Bauteil für Bauteil,
Handgriff für Handgriff.
Denn wer wiederverwenden will, muss erstmal sauber trennen.
Auf dem Bauschuttcontainer steht Holz Sortenrein. Davor liegt ein Waschbecken ohne Kratzer.
Ein Polier telefoniert mit dem Architekten.
Du, die Türen sind viel zu schade zum Wegwerfen. Willst du sie dir mal anschauen?
Was früher Schutt war, wird heute Ressource.
Wenige Kilometer weiter, ein Architekturbüro. Auf dem Bildschirm,
ein Entwurf für ein nachhaltiges Wohngebäude.
Die Architektin ist motiviert.
Reuse soll rein. So viel wie möglich. Aber wie?
Wo finde ich die passenden Bauteile?
Wie zuverlässig sind Second-Hand-Materialien? Woher kommt die Statik?
Wer haftet im Schadensfall? Und wie passt das alles ins Leistungsverzeichnis?
Sie klickt sich durch Plattformen, googelt, telefoniert.
Denn auch wenn die Idee begeistert, die Praxis ist oft fragmentiert.
Materialangebote, Produktpässe, rechtliche Unsicherheiten.
Zwischen Rückbaustelle und Reuse-Gebäude liegt ein ganzer Dschungel.
Und trotzdem bleibt die Frage im Raum, wenn nicht jetzt, wann denn dann?
Die Fragen der Architektinnen sind kein Einzelfall. Immer öfter wollen Planungsbüros
anders bauen, ressourcenschonend, ästhetisch, zirkulär.
Aber der Weg dahin gleicht noch einem Labyrinth. Denn wer Bauteile wiederverwenden will,
braucht auf der einen Seite natürlich Ideen, aber genauso Daten,
Planungssicherheit, logistische Kompetenz und Partner, die mitziehen.
Und genau da kommen zwei Frauen ins Spiel, die sich mit diesen Fragen seit Jahren beschäftigen.
Franziska Albrecht von Madaster und Lea Kreimeier von der Knepper-Gruppe.
Franziska Albrecht arbeitet daran, Gebäude lesbar zu machen.
Madaster ist eine digitale Plattform, die Materialien in Bauwerken sichtbar und verwertbar macht.
Ein Kataster für das, was oft im Verborgenen bleibt. Stoffströme,
Produktinformationen, Rückbauszenarien.
Was heute im Rohbau steckt, kann morgen wieder Teil eines anderen Gebäudes sein,
wenn wir es richtig erfassen, dokumentieren und weiterdenken.
Und Franziska weiß, der Schlüssel zum Erfolg liegt sowohl in der Technologie
als auch im Zusammenspiel der verschiedenen Akteurinnen und Akteure.
Lea Kreimeier kennt die Realität des Rückbaus. Sie arbeitet bei der Knepper Gruppe,
einem Rückbauunternehmen, das sich auf selektiven Rückbau spezialisiert hat.
Statt blind zu entkernen, wird hier mit System demontiert, sortiert, dokumentiert.
Mit Blick für Materialwert, Schadstoffe, Wiederverwendungspotenzial.
Und vor allem mit Respekt vor dem, was da war.
In dieser Folge sprechen wir über das, was zwischen Idee und Umsetzung liegt.
Über Produktpässe, Gewährleistungsfragen und die Rolle der Hersteller,
über neue Geschäftsmodelle für gebrauchte Bauteile und warum zirkuläres Bauen
anders denken bedeutet.
Nicht perfekt, aber praktikabel.
Nicht visionär, dafür machbar.
Mein Name ist Lea Kreimeier und ich bin Kalkulatorin im Bereich Abbruch und
Demontage bei der Knepper Gruppe und beschäftige mich da in diesem Bereich eben
hauptsächlich mit der Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit,
also mit unserer Weiterentwicklung.
Ja, gemeinsam mit meinem Team bin ich dann eben zuständig für die Weiterentwicklung
von Prozessen im Bereich der Kreislaufwirtschaft.
Und die Knepper Gruppe ist so im klassischen Sinne ein Abbruch- und Recyclingunternehmen
mit Sitz im nordrhein-westfälischen Lippstadt.
Wir sind ein Familienunternehmen mit rund 300 Mitarbeitern, die eben ja hier
in Lippstadt, aber eben auch bundesweit im Einsatz sind.
Welche Arten von Abfällen landen denn bei euch typischerweise auf dem Rückbauhof?
Und was lässt sich vielleicht doch noch retten?
Das muss man jetzt ein bisschen differenzieren. Also einerseits sind wir ja
eben als Abbruchunternehmen aktiv, sodass wir eben sämtliche Stoffströme aus
Rückbauprojekten haben.
Andererseits sind wir aber auch Entsorgungsfachbetrieb und übernehmen auch die
Aufgaben der kommunalen Entsorgung
beziehungsweise sind halt einfach der Entsorgungshof der Stadt Lippstadt.
Das heißt, wir haben eben auch Stoffströme, mit denen wir handeln,
die jetzt eben nicht direkt aus Abbrüchen kommen.
Wir haben aber eben auch viele Gewerbekunden, sodass wir auch Recyclingprodukte
aus Produktion beispielsweise zurücknehmen.
Ja, ich bin Franziska Albrecht und ich darf als Head of Communication für Madaster
über Kreislaufthemen sprechen.
Vielleicht ein bisschen mehr über Madaster noch. Also Madaster wurde als Stiftung gegründet.
Unser großes Ziel ist, Materialien für immer im Kreislauf zu behalten.
Und das ermöglichen wir, indem wir Bestandshalterinnen über unsere Plattform
die Möglichkeit geben, Gebäuderessourcenpässe zu erstellen.
Wer noch nicht mit dem Thema der Gebäuderessourcenpässe zu tun hatte,
Dem kann ich sagen, diese Gebäuderessourcenpässe enthalten Informationen über
Art, Menge und Qualität von Materialien, Bauteilen und Produkten.
Sie enthalten aber auch Informationen über kreislaufwirtschaftliche Potenziale,
über CO2-Emissionen natürlich, aber auch über den finanziellen Restwert.
Diese Materialpässe, die liegen bei uns im Materialkataster.
Worüber dann die Bauherren und Bauherrinnen auch Informationen freigeben können
im Fall des Rückbaus, sodass man dann sozusagen genau sehen kann,
wann welche Materialien frei werden.
An der Stelle ist vielleicht nochmal wichtig zu erwähnen, dass wir eben kein Marktplatz sind,
sondern wir sehen uns in erster Linie als Vermittler zwischen den Akteuren innerhalb
und außerhalb unseres Netzwerks und wollen eben über unsere Plattformen kreislaufwirtschaftliche
Prozesse überhaupt erstmal ermöglichen.
Neben der Plattformarbeit ist eben diese Netzwerkarbeit unfassbar wichtig für
uns, denn wenn es um kreislaufwirtschaftliche Themen geht, dann sind das auch
für viele Akteure neue Themen.
Deswegen ist es uns eben wichtig, neben dem Digitalen auch die realen Kontakte aufzubauen.
Und wir haben in unserem Netzwerk entlang der gesamten Wertschöpfungskette Akteure,
also die Planenden sind mit dabei, Bauunternehmen, Bestandshalter,
Finanzierer, Rückbauer natürlich und auch die Produkthersteller.
Und darüber sind wir auch mit der Knepper-Gruppe ins Gespräch gekommen.
Lea, wann habt ihr bei der Knepper-Gruppe gemerkt, dass ihr für echte Kreislaufwirtschaft
Partner braucht? Und was genau hat euch dann an Madaster überzeugt?
Wir haben eben auch, als wir immer mehr festgestellt haben, dass das Thema Nachhaltigkeit,
Kreislaufwirtschaft einfach immer mehr an Fahrt gewinnt und es uns auch super wichtig war,
haben wir uns einfach gefragt, wie wir da besser und schneller vorankommen können
und haben aber ziemlich schnell gemerkt, dass man alleine relativ wenig bewegen kann.
Wenn man in dem Bereich etwas verändern will, das eben nur im Zusammenschluss funktioniert.
Und so sind wir dann eben auf mal das da aufmerksam geworden,
weil wir eben auch das Netzwerk dahinter eben gesehen haben und das für uns
einfach das Netzwerk dargestellt hat, indem wir dann mit gebündelten Kräften,
unseren Beitrag in der Kreislaufwirtschaft nochmal deutlich verstärken können.
Wir werfen ja im Alltag gern mal alles in einen Topf. Reuse,
Recycling, Wiederverwertung.
Lea, kannst du mal aufdröseln, was was ist und was bei euch tatsächlich ankommt?
Vielleicht wäre es an der Stelle ganz gut, genau diese Begriffe einmal zu differenzieren.
Also einmal eben das Thema Reuse und Recycling.
In unserem Reuse versteht man, dass man Bauprodukte oder Dinge,
sage ich jetzt einfach mal, Dinge aus dem Rückbau in dem Fall.
Direkt wiederverwendet, weiterverwendet, ohne dass sie eben ins Recycling,
also in stoffliche Recycling übergehen und Recycling wäre dann die nächste Kategorie unter dem Reuse.
Recycling bedeutet im Prinzip, dass man auf stofflicher Ebene Bauteile so bearbeitet,
dass sie eben wieder in neue Bauteile oder auch andere Produkte übergeben werden.
Also das wäre da eigentlich so an der Stelle einmal die Differenzierung.
Ja, bei uns landen sowohl Bauteile, die reusefähig sind, als auch natürlich
ein Großteil, der eben bei uns ins Recycling geht.
Hast du ein paar typische Beispiele für Reuse aus eurem Alltag?
Was kommt bei euch an und lässt sich direkt wieder einsetzen?
Ja, so wie es ist, eignen sich beispielsweise gut erhaltene Doppelböden,
aber auch neue Brandschutztüren, gewisse Fenster, nicht alle,
aber Fenster, die eben gewisse Anforderungen erfüllen, eignen sich eben auch fürs Reuse.
Und ansonsten, was immer super geht, sind, also auch dann in der Weitergabe,
sind hochwertige Möbel,
aber auch Holztüren sind geeignet, was hauptsächlich eben bei Gewerbegebäuden
anfällt, sind beispielsweise Isopaneele, aber auch einzelne TGA-Elemente,
also LED-Leuchten insbesondere,
aber auch Wärmepumpen, Notstromaggregate, also das wären dann so TGA-Themen,
die sich gut fürs Reuse eignen.
Was sind denn aus eurer Erfahrung typische Stolpersteine bei Reuse-Projekten?
Wo klemmt es da am häufigsten, Franziska?
Genau, was wir auch sehen, ist, dass es auch ein Problem oder eine Herausforderung
ist, eine gewisse Verfügbarkeit und Abnahmemenge zu schaffen.
Also gerade wenn wir in den Alltag schauen, viele Projekte sind sehr klein.
Also da reden wir über Handwerkerleistungen, wo auch einzelne Wohneinheiten
zum Beispiel oder mal eine Wohnung oder ein Strang saniert wird.
Da haben wir aber Entkernungen von Bädern oder einzelnen Wohnungen.
Dabei kommen sehr kleine Mengen von Produkten bei raus, die man wiederverwenden
könnte. Und das lohnt sich leider oft nicht.
Dadurch schafft man dann am Ende auch nicht die Skalierung, die man sich eigentlich
wünschen würde oder die wir uns wünschen würden, damit vor allem die großen
Projekte auch Reuse aktiv mit einbeziehen können.
Und das ist ja so wichtig für die Planenden, dass sie eben damit rechnen können,
eine bestimmte Menge für ihre Planung zu nutzen, dass sie wissen,
wann, wo welche Materialien frei werden und wo sie die dann herbekommen.
Und das versuchen wir natürlich über das Materialkataster dann abzubilden.
Ja, so was wir vielleicht aus der Praxis da noch ergänzen könnten,
was eben Praxishürden sind, ist eben, dass bei vielen Bauteilen aufgrund der
früheren Verbauarten ein zerstörungsfreier Ausbau kaum möglich ist.
Es ist vieles fest verbunden, geklebt.
Das sind dann Verbindungsarten, die natürlich dann eben einen zerstörungsfreien
Ausbau wirklich erschweren.
Also natürlich ist es etwas ganz anderes, ob ich jetzt im Zuge einer Entkernung eine Tür ausbaue.
Und es für die Entkernung zwar wichtig ist, dass das Türloch erhalten bleibt,
aber es unerheblich ist, ob die Tür beschädigt wird oder nicht.
Wenn ich natürlich die Tür weiterverkaufen will...
Muss ich eine Beschädigung der Tür natürlich unbedingt vermeiden.
Und da wird es dann natürlich schon mal schwieriger.
Wir brauchen mehr Zeit. Wir brauchen qualifiziertes Personal,
die einfach auch in der Lage sind, eben die Produkte so auszubauen,
dass sie eben ins Reuse gehen können. Also das wäre der eine Punkt.
Dann ist es aber eben auch so, dass natürlich sehr viele Rückbauprojekte,
die wir heute so vor der Nase haben und bearbeiten, einfach auch von der Substanz
her kaum noch geeignet sind.
Also das, was sich da in den Gebäuden befindet, ist teilweise viel zu alt und
dass es eben so eins zu eins ins Reuse überführt werden könnte.
Und was wir natürlich eben auch aufgrund des Gebäudealters oftmals haben,
sind Anhaftungen von Schadstoffen.
Das darf man dabei auch nicht vergessen. Also gerade wenn ich an die Deckenplatten
denke, aus Abhangdecken, handelt sich da eben oft bei älteren Baujahren noch
um KMF-haltige Deckenplatten, die natürlich heute auch nicht mehr eingesetzt werden können.
Genau das Gleiche wäre ein Beispiel mit alten Brandschutztüren,
die dann eben asbesthaltige Einlagen haben oder Innenleben haben.
Und dementsprechend sind eben viele Produkte dann auch einfach gar nicht für das Reuse geeignet.
Lea, wie macht ihr das eigentlich logistisch? Ich meine, die Bauteile müssen
unbeschadet bei euch ankommen. Dann lagern sie lange, bis sie weiterverwendet werden können.
Also brauchst du ja richtig viel Platz, um all das zwischenzulagern.
Wie löst ihr das denn genau?
Das Thema Lagerung ist ein ganz zentrales Thema,
denn im Prinzip funktioniert das ganze Reuse-Thema nur, wenn ich einen direkten
Anschlussnutzen habe oder eine direkte anschließende Baustelle,
wo diese Produkte wieder eingebaut werden.
Also es geht eigentlich nur weg von der Baustelle hin auf die Baustelle.
Also das Thema Lagerung wird bei uns auch gar nicht, also wir lagern nichts ein selber.
Vielleicht im ganz, ganz kleinen Maßstab
mal, aber das lässt sich absolut vernachlässigen, dann auch nur temporär.
Aber wenn etwas vermittelt wird direkt, dann geht es meistens den Weg direkt
zum neuen Abnehmer oder zurück zum Hersteller, wo wir gleich auch sicherlich
noch drauf zu sprechen kommen.
Franziska, das klingt nach einer idealen Schnittstelle. Bei Knepper wird zurückgebaut,
bei einem anderen Projekt neu gebaut und Madaster bringt die beiden zusammen.
Läuft das schon so konkret oder ist es noch zu ideal gedacht?
Also grundsätzlich kann man schon sagen, unser Ziel ist einfach die Skalierung
in dem Bereich, also die Skalierung und Planbarkeit von Reuse oder hochwertigen Recyclingprozessen.
Und unser Ansatz ist an der Stelle, die Bauherren mit den Rückbauern zu vernetzen,
aber auch mit den Produktherstellern.
Denn die Idee ist wirklich auch an den bekannten Prozess irgendwie anzuknüpfen,
also an die bekannten Strukturen, die man ja schon hat und die eben zu verbessern.
Indem man dann die hochwertige Verwertung von den Materialien sichert.
Wichtig ist eben, dass der Gebäuderessourcenpass eine Grundlage dafür ist und sein sollte.
Denn nur wenn ich weiß, was in den Gebäuden verbaut wurde und das auch wirklich
in seiner Qualität benennen kann, dann kann ich auch diese hochwertige Verwertung sicherstellen.
Und in dieser Erzählweise wird eben auch der Rückbau zum Materiallieferanten.
Die Produkte und Materialien gehen an diejenigen, die wirklich Experten und
Expertinnen für das jeweilige Produkt oder Material sind.
Und wir ermöglichen im Idealfall auch mit Madaster den rechtzeitigen Austausch,
denn, und das berichtet Lea auch ganz viel von ihren Projekten.
Der Rückbau wird oft viel zu spät beachtet oder eingeplant und dadurch fehlt
diese ganze zeitliche Vorbereitung und die sinnvolle Vermittlung der Materialien.
Das möchten wir eben mit Madaster und der Darstellung Materialkataster auch aktiv
bewirken, dass die Akteure rechtzeitig zusammenkommen.
Und das ermöglicht dann wiederum bei den Herstellern auch eine bessere Planbarkeit,
denn sie wissen, wann Produkte verfügbar sind oder Materialien für Recycling.
Und dann können sie darauf auch neue, nachhaltige Geschäftsmodelle aufbauen,
die sich dann auch wirtschaftlich lohnen und am Ende auch Probleme wie zum Beispiel
Gewährleistung im Hinblick auf die Planenden, die dann wiederum mit Reuse-Teilen arbeiten, aushebeln.
Wir haben aber auch andere Geschäftsmodelle außer Reuse, die die Herstellenden
in dem Zusammenhang immer mehr vertiefen können, auch über einen Track & Trace mit der Plattform.
Zum Beispiel Product as a Service ist da ein wichtiges Thema und natürlich insgesamt
das ganze Thema der Material- oder Produktrücknahmegarantien.
Du hast gerade angedeutet, dass das Thema Wiederverwendung oft zu spät mitgedacht wird.
Also erst dann, wenn der Rückbau schon läuft. Was wäre für dich der ideale Ablauf?
Wann müsste man welche Informationen erfassen, damit der Materialkreislauf wirklich funktioniert?
Und was genau müsste in so einen digitalen Gebäuderessourcenpass rein,
damit er für euch auch wirklich nutzbar ist?
Genau, so eine Art Idealbild wäre, das Gebäude wird gebaut und in diesem Zusammenhang
entsteht ein BIM-Modell, was angereichert ist mit Materialinformationen und geometrischen Daten.
Das sind nämlich die Daten, die wir in unserer Plattform auslesen und dann mit
diversen Datenbanken verknüpfen.
So können wir dann eben auch sagen, welche Materialienprodukte sich für welchen
Anwendungsfall besonders gut eignen und das im Gebäuderessourcenpass abbilden.
Wenn dieses Gebäude eines Tages zurückgebaut wird, Teil zurückgebaut oder eine
Sanierung stattfinden soll,
dann hat man diese Informationen vorliegen und kann sie auch nutzen,
um zum Beispiel den Rückbauunternehmen im Rahmen einer Ausschreibung schon einmal
die Informationen zu geben, was in dem Gebäude, was man erwarten kann.
Und dann kann eben der Rückbau auch hochwertig geplant werden.
Dazu kann Lea sicherlich noch ein bisschen mehr Details nennen als ich.
Aber das ist sozusagen erstmal an der Stelle unsere Rolle, die Informationen bereitzustellen.
Vielleicht an der Stelle noch der Hinweis, nicht alle Gebäude sind ja neue Gebäude.
Und es wird ja auch jetzt immer weniger neu gebaut, was ja auch im Hinblick
auf das Ressourcenschonen sehr, sehr gut ist.
Das heißt, wir beschäftigen uns auch
sehr viel, wie wir diese Prozesse in Bestandsgebäuden umsetzen können.
Wir bieten da zum Beispiel einen Urban Mining Screener an, der zwar erstmal
über statistische Daten arbeitet,
aber den Bauherrinnen erstmal eine digitale Datengrundlage gibt und über den
man dann auch nochmal über einen Pre-Demolition Audit die Informationen verfeinern
kann und dann auch alle wichtigen Informationen vorliegen hat,
die man für den Rückbau braucht.
Wichtig ist nur, wenn ich wirklich zirkulär rückbauen möchte,
dann muss ich das lange genug im Voraus planen.
Denn oft werden wir angerufen, wenn eigentlich die Ausschreibung zum Rückbau
schon längst durch ist oder wenn sie in einem Monat ansteht.
Wir würden uns da durchaus ein bisschen längere Fristen wünschen,
Also vielleicht ein halbes Jahr, aber auch da, Lea, kannst du vielleicht gleich
nochmal ein bisschen mehr sagen.
Lea, wie läuft das denn in der Realität ab? Wer ruft euch an und in welchem Moment des Projekts?
Wie spontan sind solche Rückbauanfragen? Und wie viel könnt ihr denn überhaupt noch möglich machen?
Und wenn du es dir wünschen dürftest, wie müsste der Prozess eigentlich ablaufen,
damit Wiederverwendung wirklich klappen kann?
Genau, also wir werden meistens von dem Bauherrn oder dem Planer kontaktiert
mit entweder einem konkreten Abbruchleistungsverzeichnis oder einer funktionalen
Leistungsbeschreibung.
Und dann ist eigentlich so der Weg, dass wir eben das Angebot legen.
Dann wäre ja der nächste Schritt die Auftragsvergabe. Und die ist eben oft sehr
nah an dem Datum der Ausführung.
Also manchmal liegen da Fragen.
Zwei Wochen, drei Wochen, wenn es gut läuft, mal sechs Wochen zwischen.
Wir müssen immer sehr, sehr schnell reagieren. Also wir kriegen den Auftrag
und fangen dann eigentlich auch sofort schon mit der Disposition an.
Und da bleibt natürlich sehr wenig Zeit, um dann nochmal das Gebäude auch wirklich zu screenen.
Was lässt sich jetzt hier wirklich weiterverwenden? Was geht ins Recycling?
Ich meine, das berücksichtigen wir natürlich alles in einem gewissen Maße,
auch schon in unseren Angeboten.
Aber es ist natürlich eine ganz andere Situation, ob ich im Zuge einer Angebotserstellung
einen zweistündigen Ortstermin in einem Gebäude habe oder wirklich die Möglichkeit habe,
mir jede einzelne Ecke und jede einzelne Klassifizierung von Bauteilen,
jedes Datenblatt vielleicht auch einmal anzuschauen.
Das passiert natürlich dann erst, wenn der Auftrag auch bei uns ist.
Das ist natürlich eine Sache, die könnte im Vorfeld durch eben ein Pre-Deconstruction-Audit
schon mal abgebildet werden.
Dass da einfach schon diese Daten auch mit der Ausschreibung direkt mitgeliefert werden.
Das wäre sicherlich schon hilfreich und eben das, was Franziska gesagt hat,
dass man einfach die Ausschreibung und auch die Auftragsvergabe etwas weiter
von der, also zeitlich weiter von dem Beginn der Ausführung löst.
Also liegt das Problem auch darin, dass Bauherren und Planende das Thema noch
gar nicht richtig auf dem Schirm haben.
Wahrscheinlich auch gar nicht aus bösem Willen, sondern weil ihnen schlicht
das Wissen fehlt, wie viel graue Energie in Bestandsgebäuden steckt und welches
Potenzial eigentlich im Rückbau liegt.
Erlebt ihr, dass sich da langsam ein Umdenken abzeichnet? Oder ist das Thema
Wiederverwendung für viele immer noch völliges Neuland?
Also da ist von allem etwas dabei, würde ich sagen. Der überwiegende Teil berücksichtigt
das Thema noch nicht wirklich.
Wenn man dann das ganze Thema mal so ein bisschen zum Gespräch bringt,
stellt man eigentlich immer Offenheit dafür auch fest, aber es wird halt aktuell
noch nicht so richtig gelebt.
Es gibt aber schon auch Bauherren, die das teilweise in ihren Ausschreibungen
direkt berücksichtigen,
wo dann auch gezielt auf Bauteile schon hingewiesen wird oder einem die freie Hand gelassen wird,
dass man selber Bauteillisten erstellt oder einfach mal die eigene Meinung dazu
äußert, was denn noch Reuse oder Recycling fähig ist.
Also da merken wir schon, dass das immer mehr kommt. Also immer mehr Bauherren
sind für das Thema sensibilisiert worden, sind nicht nur offen dafür,
sondern treiben das auch aktiv voran. Aber man kann da noch nicht für alle sprechen.
Erlebst du das auch so, Franziska, dass sich da endlich was wandelt? Ja, total.
Ich meine, wir haben ja sehr viele Gespräche, gerade mit den Bestandzeiten.
Bei uns melden sich ja in der Regel diejenigen, die sich besonders für das Thema interessieren.
Deswegen kann ich es vielleicht auch nicht so gut verallgemeinern wie Lea.
Aber wir sehen da ein extrem großes Interesse, wirksam zu werden, auch was zu verändern.
Viele wissen einfach noch nicht ganz wie,
stecken auch in ihren Strukturen ein bisschen fest,
die sie über die ganzen letzten Jahrzehnte so einstudiert haben und suchen dann
nach neuen Ansätzen und Möglichkeiten, das in ihre Strukturen zu implementieren.
Auch da nochmal super wertvoll, dass wir eben dieses große Netzwerk haben,
was sich dann auch miteinander austauscht.
Zum Beispiel zu solchen Themen wie zirkuläre Ausschreibung, was extrem komplex,
aber sehr, sehr wirksam in dem Zusammenhang ist.
Franziska, hast du das Gefühl, dass sich bei den Herstellern gerade wirklich
etwas tut? Dass mehr von ihnen anfangen, Kreislaufstrategien für ihre Produkte zu entwickeln?
Von Rücknahme über Aufbereitung bis zur Wiederverwendung?
Definitiv. Also da erleben wir eine Zunahme an neuen Modellen.
Das hängt vielleicht auch nicht zuletzt damit zusammen, dass die EU immer mehr
an Vorgaben und Regelungen dazu arbeitet.
Also eine ganz wichtige ist auch die Bauproduktenverordnung,
der die Einführung der Produktpässe beinhaltet.
Das soll bis 2028 erfolgen. Und diese Produktpässe enthalten ja unter anderem
Informationen über die Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit und die enthalten
auch Informationen über Rücknahmeangebote oder Second-Use-Möglichkeiten.
Das wird hoffentlich ein Game Changer für uns alle, also für die Weiterverwendung
von Produkten, die dann in den Markt kommen.
Macht aber auch vieles transparent, was vielleicht zuvor nicht betrachtet wurde
und führt auch bei den herstellenden Unternehmen dazu, dass sie diese Punkte weiter beleuchten.
Lea, hast du ein Beispiel aus der Praxis, wo mal alles gepasst hat,
wo Reuse oder Recycling von Anfang an mitgedacht wurde und am Ende ein richtig
überzeugendes Ergebnis dabei rausgekommen ist?
Ja, es sind tatsächlich häufig eher so zarte Flämmchen, die man so erkennen kann.
Grundsätzlich ist es so, was tatsächlich aus unserer Erfahrung ganz gut funktioniert,
sind abgehängte Decken, also die Deckenplatten aus den Rasterdecken.
Also wir haben natürlich viele Büros, die jetzt so 20 Jahre alt sind circa,
also die Büroausstattung, die zurückgebaut werden, entkernt werden und da fallen
eben schon im großen Stil diese Rasterdeckenplatten an.
Und da haben wir festgestellt, wenn die eben neueren Datums sind und damit nicht
mehr schadstoffbelastet sind, lassen sich die tatsächlich sehr gut veräußern.
Die gehen auch den Weg über einen Hersteller, über einen Refurbisher,
der die Platten dann nochmal prüft und reinigt, aufbereitet und ordentlich palettiert.
Aber das ist so ein Weg, wo wir jetzt zuletzt eigentlich sehr gute Erfahrungen mitgemacht haben.
Ansonsten merken wir aber eben, das würde ich gerne an der Stelle ergänzen,
dass wir sehr viele Gespräche mit Startups oder auch Firmen führen,
die schon lange am Markt sind,
die ihre Green Products immer weiter pushen und man sich da viele Gespräche
führt, in denen man versucht, sich anzunähern,
in welcher Form Bauprodukte angenommen werden können aus dem Rückbau.
Also da geht es dann Beispiel darum, welche Restanhaftungen anderer Baumaterialien sind vertretbar,
ohne dass, wenn sie jetzt wirklich, wenn die Produkte wieder ins Recycling aufgenommen
werden, also ins stoffliche Recycling, ohne dass die dann eben ja in dem Produktionsprozess
irgendwie Probleme bereiten.
Also das merken wir eben, dass wir da ziemlich viele Gespräche führen mit Herstellern,
dass man sich da immer mehr annähert, um eben auch einen praktikablen Weg finden
zu können, der eben auch für alle Seiten praktikabel ist.
Hast du das Gefühl, dass da gerade wirklich was in Bewegung kommt und dass ihr
mit eurer Arbeit langfristig etwas verändern könnt?
Das würde ich definitiv mit einem Ja beantworten. Also ich glaube,
das kann man eben genau an diesen Punkten sehen, die ich gerade erwähnt habe,
dass eben sehr viele Geschäftsmodelle rund um das Thema entwickelt werden.
Und gerade bei den sehr großen Bauunternehmern, Bauherren, das Thema einfach auch im Fokus steht.
Dementsprechend sehe ich da absolut eine Zukunft drin und man merkt eben auch
einfach, wie dieses ganze Thema immer mehr an Fahrt gewinnt.
Und bei dir, Franziska? Gibt es da diesen einen Moment, dieses eine Projekt,
das dir zuletzt das Gefühl gegeben hat, da wächst was, da ändert sich was,
genau so sollte es laufen?
Ich denke, von diesen Pilotprojekten gibt es inzwischen sehr, sehr viele.
Ich denke, dass wir aber aus dieser Pilotphase langsam auch rauswachsen können.
Denn es gibt ganz viele tolle Anwendungsbeispiele, die man schon umsetzen kann
und die jetzt alltägliche Praxis werden sollten.
Denn vielleicht an der Stelle, du hast ja vor allem die Planenden als Zuhörer
und Zuhörerinnen, vielleicht der kleine Appell auch in den Projekten,
in denen Zirkularität vielleicht nicht der Kern ist.
Auch da kann man mit kleinen Mitteln anfangen, zirkulär zu werden.
Denn was ich auch oft erlebe, ist, gerade die Planenden würden dann gerne gleich
das ganze Projekt so zirkulär wie möglich machen.
Allerdings ist es einfach noch ein komplexes Thema und dann lieber klein anfangen,
in kleinen Schritten Erfahrungen aufbauen und die dann erweitern und dann später
eben die komplett zirkulären Projekte bauen. Ich denke, das ist ein guter Ansatz.
Und woran wir ja natürlich jetzt auch viel arbeiten, ist einfach der Nachweis,
dass diese Projekte nicht nur nachhaltiger sind, sondern auch wirtschaftlicher.
Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Faktor dafür, dass das in die Breite geht.
Und ich hoffe, dass wir demnächst mit belastbaren Zahlen dazu auch rausgehen können.
Am Anfang steht ein Bauzaun, vielleicht auch ein Bagger und ganz oft das große Vergessen.
Denn wenn ein Gebäude verschwindet, dann wird noch immer selten gefragt, was noch in ihm steckt.
Welche Rohstoffe, welche Bauteile, welche Geschichten?
Viel zu oft ist der Rückbau einfach nur Abriss mit Tempo, mit Druck,
mit Lärm und mit jeder Tonne Schutt gehen nicht nur Materialien verloren,
sondern auch viele, viele Möglichkeiten.
Dabei gibt es längst ein Werkzeug, das all das anders machen könnte.
Ein strukturiertes Verfahren, das Klarheit schafft und Kreisläufe öffnet.
Die Rede ist vom Pre-Deconstruction Audit oder Pre-Demolition Audit.
Der Begriff ist im Gespräch mit Franziska und Lea gefallen.
Dieses Audit ist im Grunde eine Art Gebäudeinventur vor dem Rückbau.
Was steckt drin? Was lässt sich retten? Was kann weiterverwendet? Was recycelt werden?
Welche Materialien haben Potenzial? Ökologisch, wirtschaftlich, gestalterisch?
Das Verfahren ist definiert in der DIN-SPEC 91484 und läuft in zwei Stufen ab.
Zuerst eine Vorprüfung mit Blick auf Baualtersklassen, Bauprodukte, Schadstoffe.
Dann die Detailprüfung mit präziser Erfassung, Bewertung und Dokumentation.
Das Ergebnis ist ein digitales Kataster, das Klarheit schafft.
Für Architekturbüros, Rückbauunternehmen, Hersteller, Bauherrinnen und Bauherren.
Und das hilft, Materialien im Kreislauf zu halten, Kosten zu senken,
CO2 zu vermeiden und Nachhaltigkeitsstandards wie DGNB, BREEAM oder die EU-Taxonomie messbar zu erfüllen.
Kurz gesagt, dieses Audit macht möglich, was auf so vielen Konferenzen gefordert wird.
Eine gebaute Umwelt, in der das Ende eines Hauses der Anfang von etwas Neuem ist.
Ganz konkret vom Ziegel bis zur Zarge.
Lea Kralmeier und Franziska Albrecht haben heute gezeigt, wie das geht und was
es dafür braucht. nämlich Wissen, Werkzeuge und das richtige Timing.
Das war eine weitere Folge von Architektourist, dem Podcast für Architektur,
Bautechnik und Baukultur.
Mehr zu Franziska Albrecht und Madaster, Lea Kreimeier und die Knepper-Gruppe,
sowie die Themen Wiederverwendung, Materialkataster und Pre-Deconstruction Audit
findest du wie immer in den Shownotes.
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Ich bin Alexandra Busch, danke fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge von Architektourist.
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