Architektourist

Der Podcast für Architektur, Bautechnik und Baukultur - von und mit Alexandra Busch.

#43 Bau.Pause – Aus Alt wird Sinn

Über Wert, Wiederverwendung und die Schönheit des Gebrauchten

13.08.2025 5 min

Zusammenfassung & Show Notes

Zirkuläres Bauen ist eine neue Art, auf Materialien, Räume und ihre Geschichten zu schauen. In dieser kurzen Baupause nehme ich dich mit auf eine Gedankenreise zwischen Kaffeetasse, Materiallager und Architekturästhetik. Es geht um Urban Mining, zirkuläre Aluminiumkreisläufe, gebrauchte Küchen und um die Frage, warum wir Häuser noch immer wie Wegwerfprodukte behandeln.

Wenn du wissen willst, wie aus alten Baustoffen neue Bedeutungen entstehen, dann höre gern rein und lies anschließend Teil 1 meiner BlogCast-Serie über zirkuläres Bauen: Hier geht’s zum BlogCast auf LinkedIn
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Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.

Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.

Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.

Transkript

Nur mal laut gedacht. Willkommen zur Baupause, dem kurzen Gedankenstopp mit Architektourist. Fünf Minuten für Baukultur, Alltagsbeobachtungen und spontane Überlegungen. Irgendwo zwischen Kaffeetasse, Skizzenrolle und Türrahmen. Ich habe neulich irgendwo gelesen, ein gutes Haus ist wie ein guter Mantel. Dieser Satz hat mir gefallen, denn ich beschäftige mich seit einer ganzen Weile mit zirkulärem Bauen. Nicht, weil es gerade überall Thema ist, sondern weil ich das Gefühl habe, dass wir aufhören müssen, Gebäude wie Wegwerfprodukte zu behandeln. Was wir bauen, hat Substanz, Geschichte, Material, Atmosphäre und das alles schmeißen wir oft einfach weg. Ich hatte im Frühjahr eine Podcast-Folge mit Dr. Matthias Heinrich von EPEA, da ging es um das Patrick-Henry-Village in Heidelberg, eine leerstehende US-Militärsiedlung über 250 Gebäude. Früher hätte man das wahrscheinlich platt gemacht. Heute wird es systematisch analysiert. Was kann bleiben? Was lässt sich rückbauen, zerlegen, verkaufen, wiederverwenden? Dort kann man mittlerweile sogar gebrauchte Türen, Fenster, Küchen oder auch Toilettenschüsseln kaufen. Direkt von der Stadt. Manche mögen jetzt sagen, gebrauchte Toilettenschüsseln? Aber ich finde, das Mindset dahinter ist entscheidend. Was, wenn wir lernen, im Alten Potenziale zu sehen? Ich erinnere mich, wie ich beim Interview mit Matthias in meinem Kopf mitgerechnet habe. Wie viele Türen haben wir wohl gerade auf Lage in Deutschland, ohne es zu wissen? Wie viele Heizkörper, Fliesen, Fensterbänke? Dann kamen meine Gespräche mit Jana Wilfert und Philipp Müller vom Hersteller für Fenster- und Fassadenprofile Wicona. Ein anderes Konzept, aber genauso zirkulär gedacht. Aluminiumfenster, die am Ende ihres Lebenszyklus nicht einfach auf dem Schrott landen, sondern Sorten rein zerlegt, geschreddert, eingeschmolzen und wiederverwendet werden. Aus Alt wird neu. Oder vielleicht besser gesagt, aus Alt bleibt Wert. Und während in Heidelberg Fenster katalogisiert und weiterverkauft werden, werden sie bei Wicona, Saint-Gobain-Glass und Semperit in ihre Bestandteile zerlegt. Aluminium, Glas, Dichtungen, alles zurück in den Kreislauf. Kein Downcycling, sondern echtes Materialrecycling. Mich fasziniert in beiden Ansätzen, dass sie ihnen entgegengesetzte Richtungen gehen und doch zum selben Ziel führen. Zirkularität ist kein Dogma, es ist ein Werkzeugkasten und wir müssen lernen, damit kreativ umzugehen. Ich habe während meiner Recherchen auch viele andere Podcasts gehört. Das mache ich übrigens gerne beim Putzen oder im Auto. Einfach schauen, welche Folgen mir zu zirkularem Bauen vorgeschlagen werden. So bin ich auch auf Professor Amandus Samsoe Sattler gestoßen, DGNB-Präsident, Architekt bei Ensomble, ein sehr nachdenklicher Gesprächspartner. Was er über Schönheit, Suffizienz und Materialästhetik sagt, hat mich ehrlich gesagt ziemlich berührt. Er sprach davon, dass jedes Material Bedeutung trägt, dass wir anders bauen müssen, nicht nur technisch, sondern auch gestalterisch. Weg von den weißen Flachdachkästen mit dunklen Fensterrahmen, hin zu einer neuen Ästhetik aus Alt und Neu. Er erzählte von seiner gebrauchten dänischen Küche. Selbst ausgebaut, nach Berlin geholt, liebevoll wieder aufgebaut. Nicht nur, weil das kostengünstiger war, sondern weil diese Küche eine Geschichte hatte. Weil sie mitgebracht hat, was in Möbelhäusern fehlt. Bedeutung. Das alles hat mich zum Nachdenken gebracht. Vielleicht ist zirkuläres Bauen ja genau das, ein neues Verständnis von Bauen. Die Art, Dinge anders zu sehen. Weniger Standard, mehr Kontext. Weniger Wegwerfmentalität, mehr Wertschätzung. Übrigens, ich schreibe gerade in meinem Newsletter über genau dieses Thema. Dort teile ich nochmal ausführlicher, wie diese verschiedenen Perspektiven auf Zirkularität zusammenhängen und warum ich glaube, dass wir eine neue Baukultur brauchen, die sowohl die CO2-Bilanz im Blick hat, als auch die Geschichten in unseren Materialien. Wenn Du Lust hast, mehr zu erfahren, schau gerne rein in Teil 1 meines aktuellen Newsletters Blogcast zu Architektourist. Den Link findest Du wie immer in den Shownotes. Bis zum nächsten Mal.

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