Bauwerk.Stimme #3 – Herz Jesu Kirche in München
Ein Raum wie Licht
18.07.2025 10 min
Zusammenfassung & Show Notes
Klar, radikal, poetisch – die Herz Jesu Kirche in München gilt als Ikone des zeitgenössischen Sakralbaus. Entworfen vom Architekturbüro Allmann Sattler Wappner, verbindet sie klare Formen mit einer tiefen, sinnlichen Atmosphäre. Mit ihrer markanten Glasfassade und dem inneren Holzkubus schafft sie einen Ort, der Licht, Raum und Material auf besondere Weise erlebbar macht.
In dieser Folge von Bauwerk.Stimme geht es um Licht als Gestaltungselement, um Raumwahrnehmung, Hitzeschutz und das Zusammenspiel von Material und Wirkung. Ich erzähle von meinen ersten Begegnungen mit diesem Bau während des Architekturstudiums, und warum er mich bis heute nicht loslässt.
Einblicke in diese Episode:
In dieser Folge von Bauwerk.Stimme geht es um Licht als Gestaltungselement, um Raumwahrnehmung, Hitzeschutz und das Zusammenspiel von Material und Wirkung. Ich erzähle von meinen ersten Begegnungen mit diesem Bau während des Architekturstudiums, und warum er mich bis heute nicht loslässt.
Einblicke in diese Episode:
- Das Konzept der doppelten Gebäudehülle – Glas außen, Holz innen
- Wie Architektur Grenzen zwischen Innen und Außen auflöst
- Reduktion statt Überladen, neue Wege sakraler Gestaltung
- Warum die Herz Jesu Kirche selbst an heißen Tagen ein kühler Rückzugsort ist
- Persönliche Gedanken zur Bedeutung von Stille und Atmosphäre in sakralen Räumen
Weitere Links:
Herz Jesu Kirche München (offizielle Website)
Herz Jesu Kirche München (Wikipedia)
Herz Jesu Kirche auf allmannwappner GmbH
Coverbild: KI-generiert mit ChatGPT
Herz Jesu Kirche München (offizielle Website)
Herz Jesu Kirche München (Wikipedia)
Herz Jesu Kirche auf allmannwappner GmbH
Coverbild: KI-generiert mit ChatGPT
Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.
Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.
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Transkript
Du hörst Bauwerkstimme, ein Format von Architektourist.
Episode 3 Die Herz-Jesu-Kirche in München Licht, Raum und Reduktion.
München, Stadtteil Neuhausen. Ein ruhiges Wohnviertel, zurückhaltend, gepflegt.
Ein Ort, an dem man keine Sensationen erwartet. Und doch steht hier,
fast unauffällig, ein sakraler Solitär, der alles in Frage stellt,
was wir mit Kirche verbinden.
Die Herz-Jesu-Kirche. Ein Gläser einer Kubus. Ein Raum, der vom Licht durchdrungen ist.
Nach dem verheerenden Brand der Vorgängerkirche entstand zwischen 1997 und 2000
ein Neubau, entworfen vom Münchner Architekturbüro Allmann-Sattler-Wappner.
Ein Konzept, das auf Klarheit setzt, auf Konzentration und auf eine Atmosphäre, die berührt.
Heute gilt die Kirche als architektonisches Wahrzeichen Münchens und als Meilenstein
des modernen Sakralbaus.
Sie bricht bewusst mit kirchlichen Traditionen, statt Prunk und Pathos Reduktion,
statt Symbolfülle Raum, Präsenz und Stille.
Die Architektur spricht mit klarer Formsprache, fein abgestimmten Materialien
und einer Raumwirkung, die das Wesentliche ins Zentrum rückt.
Teil 1 Ein Kubus aus Glas – das neue Bild von Kirche,
Der Baukörper ist präzise, streng, geometrisch, etwa 48 Meter lang,
21 Meter breit, 16 Meter hoch, ein monumentaler Quader,
transparent, kraftvoll, zugleich zurückhaltend.
Die äußere Hülle besteht aus halbtransparentem blauem Sonnenschutzglas.
Spezialverglasung, teilweise lamellenartig geschichtet und gestaffelt angeordnet,
sodass sie Licht filtert und eine eindrucksvolle Tiefenwirkung erzeugt.
Hinter der Glasfassade über 2000 senkrechte Lamellen aus Ahornholz.
Diese Lamellen sind nicht dicht geschlossen, sondern erzeugen eine wellenförmige,
lebendige Struktur, die das Licht moduliert und den Kirchenraum strukturiert.
Eine Doppelschicht aus Transparenz und Wärme, aus Filter und Struktur.
Die Wirkung ist modern, minimalistisch und steht im Kontrast zu allem,
was wir von Kirchenfassaden gewohnt sind.
Zwei monumentale Glastüren, gestaltet vom Künstler Alexander Beleschenko,
bilden das Kirchenportal.
14 Meter hoch, fast 19 Meter breit. Es sind die größten Kirchentüren der Welt.
An Hochfesten lassen sie sich vollständig öffnen.
Dann verschmilzt der Innenraum mit dem Außenraum. Die Grenze zwischen Alltag
und Sakralität wird durchlässig.
An normalen Tagen betritt man die Kirche durch kleine Türen,
fast versteckt in den Portalen.
Eine Einladung sich einzulassen, ganz ohne Pump.
Teil 2 Das Haus im Haus – Holz-Licht-Konzentration Wer die Kirche betritt, taucht ein in Stille.
Der Lärm der Stadt bleibt draußen.
Nur das Licht bleibt, gefiltert, gleichmäßig, weich.
Die Architektur folgt einem klaren Raum-im-Raum-Prinzip. Ein äußerer Glasquader,
klar und schützend. Ein innerer Holzkubus, gefertigt aus senkrecht angeordneten
Ahornlamellen, die sich zum Altar hin allmählich öffnen.
Dazwischen ein schmaler Umgang der Abstand schafft und Verbindung.
Diese doppelte Hülle erzeugt einen Übergangsraum, ein Ort des Wandels zwischen
draußen und drinnen, zwischen Alltag und Andacht.
Das Licht durchdringt beide Schichten, fällt durch die Glasfassade,
wird von den Holzlamellen moduliert, trifft auf den Steinboden.
Es entsteht ein Spiel aus Helligkeit und Schatten, das sich im Laufe des Tages verändert.
Das Licht führt, es lenkt, beruhigt und stärkt.
Der Boden besteht aus hellem Kalkstein, aus Burgund, weich in der Wirkung,
klar in der Struktur. Die Bänke?
Schlicht, funktional, zurückhaltend. Und vorn im Raum?
Der Altar, ein massiver Block aus Naturstein, kraftvoll und geerdet.
Ein Ort, der nicht erklärt, sondern erfahrbar macht. Ein Raum für Licht,
für Konzentration, für Gegenwart.
Teil 3 Sakrale Reduktion – Die Idee hinter dem Raum Der Entwurf von Alman Sattler-Wappner
setzt auf Einfachheit und Wirkung, auf Transzendenz durch Raum, nicht durch Ornament.
Gleichzeitig inszeniert die Architektur ein subtiles Spiel mit Gegensätzen,
zwischen Glas und Holz, Transparenz und Dichte, Licht und Schatten,
ein bewusster Bruch mit vertrauten Sakralbau-Konventionen, der neue Bedeutungsräume öffnet.
Die Kirche ist als moderne Wegkirche konzipiert. Man betritt sie unter der Empore,
schreitet durch eine klare Dramaturgie ins Licht.
Dabei wird der Weg selbst zur Erfahrung, vom Öffentlichen ins Intime,
vom Sichtbaren zum Inneren.
Die monumentalen Glastore an der Front, tiefblau und leuchtend,
lassen sich an besonderen Feiertagen vollständig öffnen.
Ein Moment der Öffnung, in dem der Kirchenraum mit dem Stadtraum verschmilzt.
Die Transparenz der Glasfassade nimmt zum Altar hin allmählich ab.
Das Licht wird weicher, zurückhaltender. Es schützt, fokussiert, rahmt das Zentrum.
Die Akustik ist fein abgestimmt auf Musik und Wort. und die Kunst,
von Glasmalerei über Bodenarbeiten bis zum Kreuzweg zwischen den Kuben,
ist nicht Beiwerk, sondern Teil des Ganzen.
So entsteht ein Sakralraum, der zeigt, Grenzüberschreitung kann Gestalt annehmen,
leise, licht, lebendig.
Teil 4 Ein persönlicher Blick zurück und nach vorn Als ich studierte,
war dieser Bau plötzlich überall.
In Architekturzeitschriften, in Vorlesungen, in Gesprächen. Und ich weiß noch
genau, wie ich dachte, so kann Kirche also auch sein.
Ohne Gold, ohne Fresken, nur Raum, nur Licht, nur Gegenwart.
Bis heute fasziniert mich dieses Konzept, Denn es zeigt, Spiritualität braucht
keine Überhöhung, sie braucht einen Ort und eine Atmosphäre.
Und vielleicht auch ein gutes Klima, denn trotz ihrer gläsernen Hülle bleibt
es in der Herz-Jesu-Kirche auch an heißen Sommertagen angenehm.
Das überrascht viele, mich eingeschlossen. Gerade in einer Zeit,
in der Städte sich aufheizen, in
der wir über Hitzeschutz und Rückzugsorte sprechen, ist das bemerkenswert.
Verantwortlich dafür ist das doppelte Hüllensystem Der hölzerne Innenkubus wirkt
wie ein Puffer Geschützt von der äußeren Glasfassade,
zwischen denen Luft zirkulieren kann Klug platzierte Lüftungsklappen und die
Materialwahl sorgen dafür, dass sich die Hitze nicht staut,
Die Stadt München führt die Kirche heute offiziell auf der Liste der kühlen Orte Ein Ort also,
an dem man auch bei 35 Grad draußen noch klar denken kann Vielleicht ist das
kein Zufall Vielleicht braucht es genau solche Räume als Antwort auf die Fragen unserer Zeit.
Die Herz-Jesu-Kirche ist ein Bau, der mich seit dem Studium begleitet.
Als Gedanke, als Maßstab, als Raum im Kopf. Weil er zeigt, was Architektur sein kann.
Eine Einladung, ein Impuls, ein Ort für Licht, für Menschen, für Wandel.
Wenn man heute durch Neuhausen geht, auf dem Weg zu U-Bahn, zum Supermarkt,
zum Biergarten, dann nimmt man sie vielleicht nur als Baukörper wahr.
Groß, leuchtend, klar strukturiert.
Eine Kirche aus Glas, unverkennbar im Stadtraum. Und doch entfaltet sie ihre
eigentliche Wirkung erst, wenn man innehält.
Der 37 Meter hohe Kampanile steht frei daneben.
Kein klassischer Kirchturm, sondern eine aufrechte Figur aus Licht und Stahl.
Ein Zeichen im Stadtraum. Ein eigenständiges architektonisches Element und zugleich
ein Gegenüber zur Kirche.
Der Kampanile tritt mit ihr in einen leisen Dialog.
Wer innehält, wer eintritt, wer sich auf diesen Raum einlässt, erlebt etwas Seltenes.
Stille, die nicht leer ist. Licht, das nicht blendet.
Architektur, die nicht laut wird, aber viel sagt.
Ein Ort, der bleibt und verwandelt.
Das war die dritte Folge von Bauwerkstimme, dem erzählten Kurzformat von Architektourist.
Wenn Du Lust hast, mehr über besondere Bauwerke zu hören, hör gern auch in die
anderen Folgen rein, zum Beispiel zu Casa Batlló in Barcelona oder zum Reistag in Berlin.
Und wenn Dir diese Episode gefallen hat, empfiehl sie gern weiter oder lass
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Ich bin Alexandra Busch, danke fürs Zuhören. Bis zur nächsten Folge von Architektourist.
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