#8 Urbanes Wohnen in Holz - CO₂-neutrales Wohnhaus in Stuttgart
Architekturagentur gestaltet das „Max Acht“ mit Massivholzelementen von Holzius
23.07.2024 26 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Folge erkunden wir das „Max Acht“, ein wegweisendes Wohnprojekt auf dem Gelände des ehemaligen Olga-Hospitals im Stuttgarter Westen. Erbaut aus leimfreiem Massivholz ist das viergeschossige Wohnhaus vollständig recycelbar und CO₂-neutral. Es ist das erste seiner Art in Stuttgart und Baden-Württemberg und fällt unter die Gebäudeklasse 4. Das „Max Acht“ bietet elf unterschiedlich große Wohnungen, darunter zwei geförderte und zwei Inklusionswohnungen, sowie attraktive Gemeinschaftsbereiche. Das Projekt wurde von der Baugemeinschaft MaxAcht realisiert.
Diese Episode ist eine Zweitverwertung und erschien zuerst im Rahmen der „BauTour Stuttgart“. Die „BauTour Stuttgart“ ist eine Podcastserie, die ursprünglich für die Messe DACH+HOLZ International 2024 entstanden ist. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM) konzipiert und gibt Einblicke in sechs aktuelle Bauprojekte in Stuttgart. In den kommenden Wochen werden wir nach und nach jedes dieser sechs Projekte vorstellen.
Experten in dieser Episode:
Oliver Hilt – Architekt bei der Architekturagentur in Stuttgart
Herbert Niederfriniger – Geschäftsführer der Firma Holzius in Südtirol
Weitere Links:
Architektur/Stadtplanung: architekturagentur, Stuttgart/Bobingen, https://www.architekturagentur.de/geplant-gebaut-details/maxacht-stuttgart.html
Bauherrschaft: Wohnungseigentümergemeinschaft MaxAcht, Stuttgart
Lieferant Vollholz: Holzius, Laas (Südtirol), https://www.holzius.com/de/referenzen/mehrgeschossiger-holzbau-maxacht/
Messe DACH+HOLZ International: https://www.dach-holz.com/
BauTour Stuttgart: https://www.youtube.com/watch?v=6r-uGwP1gvI&list=PLQ_KktVQzBtCYBsc_2x3GytVrQ4CnUdNm
Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM): https://www.ghm.de/
Coverbild: architekturagentur
Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.
Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.
Diese Episode ist eine Zweitverwertung und erschien zuerst im Rahmen der „BauTour Stuttgart“. Die „BauTour Stuttgart“ ist eine Podcastserie, die ursprünglich für die Messe DACH+HOLZ International 2024 entstanden ist. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM) konzipiert und gibt Einblicke in sechs aktuelle Bauprojekte in Stuttgart. In den kommenden Wochen werden wir nach und nach jedes dieser sechs Projekte vorstellen.
Experten in dieser Episode:
Oliver Hilt – Architekt bei der Architekturagentur in Stuttgart
Herbert Niederfriniger – Geschäftsführer der Firma Holzius in Südtirol
Weitere Links:
Architektur/Stadtplanung: architekturagentur, Stuttgart/Bobingen, https://www.architekturagentur.de/geplant-gebaut-details/maxacht-stuttgart.html
Bauherrschaft: Wohnungseigentümergemeinschaft MaxAcht, Stuttgart
Lieferant Vollholz: Holzius, Laas (Südtirol), https://www.holzius.com/de/referenzen/mehrgeschossiger-holzbau-maxacht/
Messe DACH+HOLZ International: https://www.dach-holz.com/
BauTour Stuttgart: https://www.youtube.com/watch?v=6r-uGwP1gvI&list=PLQ_KktVQzBtCYBsc_2x3GytVrQ4CnUdNm
Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM): https://www.ghm.de/
Coverbild: architekturagentur
Der Podcast:
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Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.
Transkript
Ob in der Stadt oder auf dem Land,
Architektur umgibt uns.
Überall.
Stellt euch ein mehrgeschossiges Wohnhaus in Stuttgart vor,
das nicht nur durch seine ästhetische Holzbauweise besticht,
sondern auch durch seine CO2-neutrale Konstruktion.
Kommt mit auf eine Hörreise durch unsere gebaute
Umwelt.
Heute sind wir zu Gast im Wohnhaus MAX
8 in Stuttgart-West.
Hallo und herzlich willkommen bei Architekturist, dem Podcast,
der euch auf einer Entdeckungsreise durch die Welt
der Architektur und Bautechnik mitnimmt.
Ich bin Alexandra Busch.
In unserer heutigen Folge werfen wir einen Blick
auf die Bautour Stuttgart, ein Podcast-Projekt, das
im Rahmen der Messe Dach und Holz International
2024 in Stuttgart entstanden ist.
Die Dach und Holz ist der Treffpunkt für
alle, die im Dachdecker-, Zimmerer- und Baukleppnerhandwerk
zu Hause sind, sowie für Architekturschaffende und andere
Bauplanende.
Die Messe findet alle zwei Jahre statt und
wechselt zwischen Stuttgart und Köln mit allem, was
das Herz begehrt, von Dachsystemen und Holzbautechniken bis
zu Solaranlagen und smarten Planungstools.
Und weil Vorfreude ja die schönste Freude ist,
notiert euch schon mal den 24.
bis 27.
Februar 2026.
Dann treffen wir uns alle auf der Dach
und Holz in Köln zum Thema Green Building,
Gebäudehülle und konstruktiver Holzbau.
Zurück aber zur Messe, die im März 2024
in Stuttgart stattfand.
Die Bautour Stuttgart, die ich in Zusammenarbeit mit
der GHM, Gesellschaft für Handwerksmessen NBH, entwickelt und
produziert habe, stellt sechs Architekturprojekte aus den Bereichen
Dach und Holzbau in und um Stuttgart vor.
Die sechs Episoden sind auf der YouTube-Seite
der Messe Dach und Holz veröffentlicht.
Den Link dazu findet ihr hier in den
Shownotes.
Ein riesiges Dankeschön geht an die GHM, die
es möglich gemacht hat, dass ich die spannenden
Projekte jetzt auch auf Architekturist präsentieren kann.
In den nächsten Wochen stelle ich euch also
nach und nach die sechs Projekte vor, die
ich für die Bautour Stuttgart ausgesucht hatte.
Freut euch auf interessante Geschichten und Gespräche mit
den Macherinnen und Machern der verschiedenen Gebäude.
Wir starten in dieser Episode die Serie im
Stadtteil Stuttgart-West auf dem Gelände des ehemaligen
Olga-Hospitals.
Hier steht unser heutiges Highlight, das Wohnhaus Max
8.
Dieses CO2-neutrale Gebäude ist ein tolles Beispiel
für nachhaltiges und gemeinschaftliches Wohnen.
Bitte beachtet, das private Wohnhaus ist nicht öffentlich
zugänglich.
Meine Interviewgäste heute Oliver Hild, Architekt bei der
Architekturagentur in Stuttgart und Herbert Niederfrieniger, Geschäftsführer
der Firma Holzius, die uns mehr über die
Konzeption und die nachhaltigen Aspekte des Wohnhauses erzählen
werden.
Doch bevor wir in das Gespräch einsteigen, möchte
ich euch einige Details zum Wohnhaus Max 8
mitgeben.
Auf dem Gelände, wo einst das Olga-Hospital
stand, hat sich ein neues, lebendiges Wohnquartier entwickelt.
Die Stadt Stuttgart vergab die dortigen Grundstücke gezielt
an Projekte, die eine nachhaltige Innenentwicklung versprachen.
Inmitten dieses Quartiers, auf einem Eckgrundstück, steht das
Wohnhaus Max 8, ein viergeschossiges Bauwerk, das von
einer Gemeinschaft visionärer Menschen erschaffen wurde.
Ursprünglich von acht Parteien gegründet, wuchs diese Baugemeinschaft
auf elf Parteien an.
Ihr Ziel, nicht nur ein Dach über dem
Kopf zu bieten, sondern ein Zuhause, das ökologische
Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und gesundes Wohnen vereint.
Aber es geht hier um mehr als nur
ums Wohnen.
Die Baugruppe setzte sich das Ziel, ein integratives,
generationenübergreifendes und inklusives Wohnprojekt zu realisieren.
Durch die gemeinsame Organisation des Projekts erhielten auch
Bauherren mit kleinerem Budget die Chance, Teil dieser
Gemeinschaft zu werden.
Das Konzept der Baugemeinschaft ist ebenso innovativ wie
ambitioniert.
Sie brachten das traditionelle Holzhaus zurück in die
städtische Landschaft und errichteten das erste mehrgeschossige Wohnhaus
in Stuttgart, das gänzlich aus leimfreien und metallfreien
Massivholzelementen besteht.
Ihr Wunsch war es, ein Gebäude zu schaffen,
das sich anfühlt wie ein ausgehöhlter Baumstamm, frei
von Bauchemie, eine Oase aus Holz inmitten der
sonst zu Beton- und Ziegel geprägten Umgebung
der Stadt.
Die Architektur des MAX 8 stammt vom Stuttgarter
Büroarchitekturagentur.
Bei der Konzeption lag der Fokus darauf, die
verfügbare Fläche optimal zu nutzen, ohne dabei Wohnqualität
einzubösen.
Das Ergebnis ist ein Entwurf mit durchgesteckten Wohneinheiten,
was traditionelle Flure minimiert.
Die so gewonnene Fläche kommt stattdessen den Gemeinschaftsbereichen
zugute, die von allen Bewohnerinnen und Bewohnern genutzt
werden können, sei es zum Feiern, für Gästeunterkünfte
oder als Treffpunkt für die Nachbarschaft.
Der elfförmige Baukörper beherbergt elf Wohneinheiten mit flexiblen
Grundrissen.
Dies ermöglichen die Wohnungen, den wechselnden Anforderungen der
Bewohnerinnen und Bewohner im Laufe ihres Lebens anzupassen.
Durch den Verzicht auf Flure und Nebenräume sowie
durch die effiziente Holzmassivbauweise mit ihren geringen Wandstärken
konnte der nutzbare Wohnraum maximiert werden.
Im Erdgeschoss entstand ein großzügiger Mehrzweckraum mit Küche
und Außenbereich, der von der gesamten Wohncommunity genutzt
werden kann.
Ein zentrales Anliegen der Eigentümergemeinschaft war es, die
Holzkonstruktion im Inneren sichtbar zu belassen.
Diese natürliche Holzsicht prägt alle Wohnungen und schafft
eine warme Atmosphäre.
Raumhohe Holzfensterelemente sorgen für helle, lichtdurchflutete Räume und
bieten Ausblicke in die umliegenden Höfe.
Die Erschließung der Wohnungen erfolgt über ein Treppenhaus
aus Sichtbeton.
Trotz der Sichtbarkeit des Holzes im Inneren offenbart
sich das Gebäude nach außen nicht sofort als
klassisches Holzhaus.
Mit ihrer metallisch lasierten Schalung aus vorverkrauten Fichtenholzlamellen
und den ergänzenden Streckmetallelementen nimmt sie viel mehr
urbane Texturen auf und fügt sich nahtlos in
das städtische Umfeld ein.
Nachhaltigkeit und ökologisches Bauen waren leitende Prinzipien in
der Planung und Umsetzung von MAX 8.
Eine Ökobilanz bestätigt die CO2-neutrale Erstellung des
Projekts.
Diese Verpflichtung zu umweltschonenden Bauen spiegelt sich auch
in der Auswahl der Materialien wider, die alle
für eine spätere sortenreine Trennung und Recycling konzipiert
sind.
Der Verzicht auf zusätzliche Ausbaumaterialien, wie zum Beispiel
der Einsatz von Sichtestrich anstelle von herkömmlichen Bodenbelegen,
unterstreicht diesen nachhaltigen Ansatz.
Nun freue ich mich, zwei wichtige Menschen hinter
dem Wohnhaus MAX 8 vorzustellen.
Zum einen Oliver Hild, Architekt bei der Architekturagentur
in Stuttgart.
An seiner Seite haben wir Herbert Niederfrieniger, Geschäftsführer
der Firma Holzius in Südtirol, dessen Unternehmen die
leimfreien Massivholzelemente für MAX 8 lieferte.
Lassen Sie uns direkt in das Gespräch starten.
Herr Hild, wie ist denn die Bauherrengemeinschaft damals
auf die Architekturagentur aufmerksam geworden?
Ganz am Anfang hatten wir ein Initialprojekt auf
der Internationalen Bauausstellung in Hamburg, wo wir eines
der ersten fünfgeschossigen leimfreien Massivholzgebäude geplant und errichtet
haben, mit dem Fokus, dass am Ende seiner
Nutzungszeit einfach sortenrein auseinanderbaubar sein muss und sein
wird, sodass kein Müll übrig bleibt.
Ergänzt mit der Tatsache, dass das Haus mit
Beginn der Lebensphase komplett CO2-neutral war, und
das schon vor über zehn Jahren.
Interessierte Bauherren aus Stuttgart, die seinerzeit eine Exkursion
dorthin machten, hatten sich in dieses Haus quasi
verguckt und dann für sich ihr eigenes Projekt
überlegt, ob sie das nicht in einer ähnlichen
Form bauen können.
Und so hatte das dann über den Lauf
der Zeit immer mehr Konturen angenommen, bis wir
uns dann 2015 bei der Stadt Stuttgart in
einer Konzeptvergabe beworben haben und eben auch vollmundig
ein CO2-neutrales Gebäude versprochen haben.
Das eben auch diese ganzen ökologischen und sozialen
Faktoren mit Inklusion, mehr Generationen wohnen in sich
vereint.
Und so ist das quasi von einem ersten
Versuchsprojekt zu einem zweiten Projekt geworden, das in
einer ähnlichen Weise konstruiert wurde.
Auch Max 8 ist komplett demontierbar irgendwann mal.
Und so hat sich das eine zum anderen
ergeben und so ist dieses Projekt in Stuttgart
entstanden.
Ein Holzwohnhaus mitten in der Stadt, ist das
nicht eine exotische Idee?
Ist ja so eine Sache, wenn man gedenkt
ein Holzhaus zu bauen, weil die meisten Leute
ja sofort an irgendwelche romantischen Bilder im Kopf
denken, dass da vielleicht so eine Alpenoptik entsteht
oder dass da irgendwelche Fachwerkhäuser entstehen, die bei
uns in der Region ja sehr verbreitet sind.
Aber das ist natürlich keine Designsprache, mit der
man im 21.
Jahrhundert irgendwie aufwarten kann.
Deswegen haben wir natürlich schon auch dieses Haus
so geplant, dass es sich äußerlich gar nicht
unterscheidet von jedem anderen Haus, das in der
Zeit gebaut wird.
Es hat ein flaches Dach, es hat quasi
eine sehr bündige Fassade und auch von der
Materialität her eine sehr städtische Anmutung.
Also wenn man das Haus aus der Ferne
sieht, dann sieht es eher ein bisschen aus
wie so ein silberglänzendes Objekt.
Erst bei näherem Betrachten sieht man, dass das
eigentlich eine Holzschalung ist, die mit so einer
Vorvergrauungslasur behandelt ist.
Und die hat eben so ein bisschen einen
metallischen Effekt, damit Sonnenlicht reflektiert wird.
Und so fügt sich das Haus dann eigentlich
sehr nahtlos in diesen städtebaulichen Kontext ein und
fällt zunächst mal nicht als Sonderkörper auf und
möchte sich als Holzbau in die Mitte drängen,
sondern es ist in der Reihe der anderen
Gebäude.
Und erst wenn man sozusagen im Innenbereich des
Gebäudes ist, in die Wohnung, dann offenbart sich
dieser Holzbau.
Herr Niederfriehneger, was macht Ihr Wand- und
Deckensystem aus Holz so besonders?
Was sind denn die Eigenschaften Ihrer Vollholzelemente?
Ja, also unsere besondere Verbindungstechnik, also diese Leim
- und metallfreie Holzplatte, die daraus entsteht, eben
für Wand, für Decken, für Dach, da entsteht
eine Einstofflichkeit und das hat eben entscheidende Vorteile.
Also wir verwenden ja nur, in dem Sinne,
nur Holz und das hat Vorteile in Bezug
auf den Stoffkreislauf.
Also sozusagen hinterlassen wir unseren Nachkommen keinen Müll.
Ja, das bedeutet, dass praktisch gemäß dem Cradle
-to-Cradle-Prinzip auch der technische als auch
der biologische Kreislauf möglich ist und die Produkte
einmal in einem Rückbau auch wieder der Natur
sozusagen zurückgegeben werden können.
Der nächste Vorteil, den wir aus der Einstofflichkeit
heraus haben, ist einfach dieses baubiologisch einwandfreie Produkt
Richtung Wohngesundheit, Richtung Behaglichkeit.
Wenn man nur für die Wohngesundheit ein Beispiel
nennt, eben wir haben keine chemischen Stoffe verbaut,
die eben irgendwelche Ausgasungen und damit auch gesundheitsgefährdend
sein können.
Im Punkto Behaglichkeit, wir haben warme Oberflächen, die
uns eben nicht die Körpertemperatur entzieht und deswegen
kann die Raumtemperatur gut und gerne mal ein,
zwei Grad tiefer sein und man hat trotzdem
dieses wohlige Gefühl.
Aber auch diese Feuchtigkeitsregulierende Wirkung vom Holz, das
sind alles Themen, die praktisch das Holz einfach
mitbringt.
Und was hat das mit der Verbindungstechnik auf
sich?
Diese besondere Verbindungstechnik beachtet eben das Schwinden und
Quellen des Holzes und das bedeutet, dass gerade
auch bei Feuchtigkeitszunahme diese Platten ihre Maße behalten,
also ihre Außenabmaße behalten, weil ganz einfach im
Element diese Fugen zum Beispiel die Maßveränderungen aufnehmen
und sozusagen, dass die Platte nicht größer wird.
Und das ist ein wesentlicher Vorteil, das heißt
wir erhalten einfach diese Maßhaltigkeit und durch die
Mehrfach-Nudokamm-Verbindung sind wir dann auch imstande,
also ein luft- und winddichtes Element zu
haben.
Prinzipiell ist es wirklich eine alte Technik, die
wir ganz einfach neu belegen.
Also wir sprechen hier von Vergraten, also die
Gratleiste ist ja in den Stühlen, in den
Tischen, alten Massivholzstühlen, wurde wie schon seit Jahrhunderten
verbaut und genau diese Verbindungstechnik, die verwenden wir,
um unsere Elemente zu verbinden.
Wir beleben sozusagen eine alte Technik mit neuen
Maschinen und Anlagen.
Auch das ist Innovation.
Herr Hild, leimfrei gefügt, das ist schon ungewöhnlich,
oder?
Das ist richtig.
Also das ist, was den Holzbau in seiner
Bandbreite eben anbelangt, ein sehr, sehr spezielles Feld.
Da gibt es auch gar nicht so viele
Hersteller, die ein System am Markt anbieten.
Es eignet sich auch nicht jedes System, sage
ich mal, solche Häuser zu bauen.
Viele bauen damit Einfamilienhäuser, das ist noch relativ
einfach.
Aber sobald sie mal in die Höhe gehen,
dann nehmen dann einfach die technischen Anforderungen zu
und da muss eben jedes System zugelassen sein,
dass sie das auch verbauen dürfen.
Und bei dem System, das wir für MAX
8 verwendet haben, ist es sehr, sehr clever
gefügt.
Wir können damit tatsächlich viele Geschosse bauen und
wir können auch, was den Brandschutz anbelangt, hier
sichtbare Oberflächen beispielsweise belassen.
Was dann eben auch, weil ja keine Ausdünstungen
durch die Leime oder so entstehen, durchaus eine
Qualität für die Wohnungen ist.
Und bei MAX 8 ist es eben auch
so, sämtliche Bauteile, die wir in diesem Holz
errichtet haben, sind sichtbar im Gebäude.
Und alle Innenoberflächen sind wirklich sichtbar?
Es gibt keine Tapeten oder ähnliches?
Es sind alle Materialien, die wir verbaut haben,
sichtbar belassen.
Es gibt auch einen Treppenturm aus Sichtbeton, den
haben wir auch einfach so gelassen, wie er
rauskam und damit war jeder happy.
Also das ist auch vielleicht eine der Maßnahmen,
wie wir für die Zukunft das kostenoptimierte oder
kostengünstige Bauen hinkriegen, dass wir eben nicht tausend
Schichten brauchen, die eine Optik herstellen, sondern wenn
ein Material von sich aus eine Sichtoberfläche hat,
dann darf man es auch gerne so lassen.
Hängt natürlich ein bisschen vom persönlichen Geschmack ab,
aber ein Bauteil braucht keine Tapete, wenn es
von sich aus schon eine Qualität hat.
Apropos Brandschutz, wie funktioniert das bei diesen Vollholzelementen?
Prinzipiell funktioniert es relativ gut.
Obwohl Holz brennt, hat es eigentlich in der
Form, wie wir das in den Massivelementen verbaut
haben, aber die Funktion, dass wenn es zu
einer Entzündung kommt, durch eine entsprechende Verkohlung an
der Oberfläche, dann auch zu einem gewissen Ablöschungseffekt
kommt, weil einfach Reste von Wasser und Feuchtigkeit
im Bauteil dann Rembrandt kristallisieren, zusammen mit dieser
Kohleschicht dann eine quasi schützende Oberfläche bilden für
die darunterliegenden Schichten und deswegen stellen wir auch
immer wieder fest, dass bei dieser Verkohlung danach
ein Löschungseffekt entsteht.
Das ist ein bisschen anders, als wenn Sie
ein stabförmiges Bauteil haben, also dieses klassische Bild
eines Streichholzes, das kriegen Sie nur entzündet, weil
eben ein kleines Volumen mit einer großen Oberfläche
da ist.
Bei den Elementen, die wir verbaut haben, ist
die Oberfläche relativ klein bei einem großen Volumen.
Herr Niederfrieniger?
Also wir haben ein Naturmaterial und belassen das
komplett, also im Holz einstofflich und es wird
nichts eingebaut.
So wie der Herr Hild gesagt hat, bildet
sich die Kohleschicht, die Kohleschicht schützt sozusagen das
darunterliegende Holz und das Holz ist eigentlich oder
der Abbrand ist eigentlich perfekt berechenbar, dass man
weiß, nach 60 Minuten haben wir noch diesen
Querschnitt und dieser Querschnitt, der dreht noch.
So funktioniert das, der Brandschutz eigentlich im Holz
war.
Das heißt, lieber Herr Hild, wenn Sie jetzt
einen Holzbau planen, können Sie auf dem Brandschutzkonzept
von damals wieder aufbauen?
Wir hatten damals zusammen mit einem Brandschutz-Sachverständigen
sehr, sehr frühzeitig ein Brandschutzkonzept entwickelt, wo wir
eben die geltenden Schutzziele als eingehalten definiert haben,
hier und da ein paar Kleinigkeiten kompensiert haben
und haben das eben frühzeitig mit der Baurechtsbehörde
und der Branddirektion besprochen.
Damit wir eben auch am Schluss eine Genehmigung
für diese Bauweise bekommen konnten.
Das war zu der Zeit damals auch in
einem sehr konstruktiven Umfeld möglich.
Wir haben leider momentan nachrückend jetzt verschiedene technische
Regeln festgesetzt bekommen, die das Bauen mit sichtbarem
Holz für solche Größenordnungen bei Gebäuden schwieriger macht.
Das ist jetzt momentan ein bisschen eine heiße
Zeit im wahrsten Sinne des Wortes, dass wir
wieder dafür kämpfen, dass diese sichtbaren Oberflächen zugelassen
werden, weil sie tatsächlich keine Einschränkung des Schutzzieles
haben und auch das Haus deswegen nicht schneller
zusammenfällt als ein klassisch massiv gebautes Haus.
Das ist so ein bisschen die Welt, in
der wir uns heute befinden, dass wir heute
nicht mehr diese Freiheiten hätten, wie wir sie
vor ein paar Jahren hatten.
Aber mit jeder technischen Expertise, mit jeder weiteren
Erkenntnis, die aus der Forschung kommt, kommen wir
dem Ziel vielleicht auch wieder ein Stück näher.
Und wie lange hat eigentlich die Montage der
Holzelemente gedauert?
Das geht relativ schnell.
Wir hatten jetzt zum Beispiel im Februar die
erste Lieferung Holz und das gesamte Haus war
dann in seinem Probau Anfang April fertiggestellt.
Und wir hatten auf der Baustelle zwischen vier
und fünf Zimmerleute, die diese Systeme praktisch von
einem Transporter abgehoben und vor Ort dann direkt
verschraubt haben.
Und dann geht es relativ schnell.
Und da kann auch, sage ich mal, mal
ein Regenguss kommen, da kann auch mal ein
Schnee runterkommen.
Das macht dem System gar nichts aus.
Also wir haben auch in der Jahreszeit gebaut,
als es tatsächlich bei den anderen Baustellen zum
Stillstand kam, weil es einfach zu kalt war.
Das hat uns jetzt nicht aufgehalten.
Also es ging wunderbar schnell.
Und das ist eben auch das große Plus
generell vom Holzbau.
Durch das hohe Maß der Vorfertigung kann einfach
die Bauzeit deutlich verkürzt werden.
Zum Abschluss würde ich gerne wissen, was Ihr
Fazit zu dem Projekt ist.
Was lag Ihnen besonders am Herzen, Herr Niederfrieniger?
Ja, ich bin eigentlich sehr stolz auf dieses
Projekt, weil wir einfach aufzeigen durften, dass Vollholzbau
im Beschusswohnungsbau, das Gebäude Klasse 4, wir haben
auch schon Gebäude Klasse 5 gebaut, das war
das erste Projekt und wir haben da auch
aufzeigen dürfen, dass es geht.
Und wir haben, glaube ich, damit auch aufgezeigt,
dass wir den Menschen ein bisschen näher zur
Natur bringen wieder, auch in der Stadt.
Und eben, dass die Bedürfnisse der Natur und
des Menschen eigentlich auch berücksichtigt sind in diesem
Projekt.
Es war eigentlich schön zu sehen, wenn die
Baugemeinschaft bei uns während der Produktion zu Besuch
war.
Und diese Freude in den Augen der Menschen,
wenn sie gesehen haben, wie ihr Haus gefertigt
wird, das hat Nachwirkungen und das wirkt immer
noch nach eigentlich.
Das ist sehr, sehr schön.
Und Herr Hild, was ist Ihr Gedanke zum
Abschluss?
Also wir haben alle die Notwendigkeit, etwas nachhaltiger
zu bauen.
Denn die Architektur der Gebäudesektor verursacht die meisten
Emissionen weltweit, was CO2 anbelangt.
Und wenn wir diese Kurve einigermaßen hinkriegen wollen,
dann müssen wir da alle im großen Maßstab
umschalten.
Und da würde ich mir natürlich wünschen, dass
die Bauwirtschaft noch mehr mit dem Werkstoff Holz
prinzipiell in Berührung kommt, die Qualitäten des Holzes
wahrnimmt, dass eben diese Zeit- und Kosteneffekte
des schnelleren Bauens erkannt werden, dass die Sicherheit
des Holzbaus erkannt wird.
Wir kriegen das ingenieursmäßig alles hin.
Und dann ist das ein wesentlicher Beitrag, wie
wir künftig unsere baulichen Aufgaben mit Holz wunderbar
lösen können.
Und das erzeugt natürlich noch einen größeren Markt,
das erzeugt eine größere Bandbreite.
Das ist, glaube ich, ganz, ganz gut und
aus meiner Sicht ist das der Schlüssel, wie
wir zukünftig bauen können.
Dass wir mehr mit Holz als regional verfügbarer
Material arbeiten und dass wir eben auch die
Planungskultur, so wie wir es jetzt für uns
als optimal erachten, ein bisschen weiter nach vorne
bringen.
Dass wir nicht gegeneinander oder nacheinander arbeiten, sondern
frühestmöglich miteinander.
Wie haben Sie denn die Bauphase selbst, also
die Zeit auf der Baustelle erlebt?
Gibt es da vielleicht auch noch etwas Spannendes
zu berichten?
Vielleicht ist es die besondere Verbindung zwischen Mensch
und Holz, die uns ja seit Urzeiten eigentlich
zusammenbringt.
Weil das Holz uns immer begleitet als Schutzraum,
als wärmendes Element, dass das tatsächlich eine positive
Ausstrahlung hat.
Also aus der Baustelle tatsächlich kann ich berichten,
dass es super reibungslos lief.
Und die üblichen Querelen, dass sich Handwerker mal
auch fetzen, weil man sich vielleicht auf den
Füßen steht oder weil was weiß ich, der
eine nicht Platz machen will, hatten wir nicht.
Die waren alle tiefenentspannt.
Und wir hatten eine extrem saubere Baustelle.
Also oftmals ist es so, dass es mega
staubig ist, jeder legt seinen Müll irgendwo in
die Ecke.
Durch das, dass ja eigentlich unser Rohbau schon
fast fertiges Haus war, haben die Leute sehr,
sehr sorgfältig mit diesem Gebäude, sind mit dem
Gebäude umgegangen und das macht auch was.
Also wir lieben es gern auf Holzbaubaustellen, auch
als Bauleiter, weil es ein ganz angenehmes Klima
des Miteinanders ist und weil es eine besondere
Ausstrahlung auf Sauberkeit und Zeiteffizienz scheinbar mit sich
bringt.
Das ist auch ein sehr positiver Nebeneffekt.
Der vielleicht noch nicht wirklich messbar ist, aber
definitiv vorhanden ist.
Innerhalb von nur sechs Wochen wurde der Holzrohbau
errichtet und innerhalb von weiteren drei Monaten die
Holzfassade fertiggestellt.
Auf vier Etagen entstanden so rund 1050 Quadratmeter
Wohnfläche, verteilt auf elf Wohnungen und den Gemeinschaftsbereich.
Die tragenden Wand- und Deckenkonstruktionen sind aus
vertikalen Kantholzlagen gefertigt.
Sie wurden mit Gratleisten über Schwalbenschwanzverbindungen verbunden.
Das Ergebnis ist eine diffusionsoffene Gebäudehülle ohne Bauchemie,
Folien oder Holzschutzmittel.
Das Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten heimischen Forstbeständen,
hauptsächlich Fichtenholz.
Interessant ist auch der Brandschutzaspekt, wie wir eben
schon gehört haben.
MAX 8 nutzt die natürlichen Eigenschaften von Holz,
das im Brandfall langsam und vorhersehbar seine Stabilität
verliert.
Die Holzelemente von MAX 8, gefertigt von der
Firma Holzius, sind nach einem patentierten System leim
- und metallfrei produziert.
Bei großen Spannweiten wie den Lottchen wurden Holzbetonverbunddecken
verwendet.
Die Decken erfüllen auch die Anforderungen an den
Trittschall.
Eine unabhängige Ökobilanz bestätigt, dass das Gebäude trotz
des Betonkellers und Treppenhauses bereits bei der Erstellung
CO2-neutral ist.
Ein Schlüsselelement ist auch seine Demontierbarkeit.
Das Bausystem erlaubt es, Wand- und Deckenelemente
komplett zu zerlegen und in einem neuen Produktionsprozess
wiederverwenden zu können.
Diese Kreislaufwirtschaft trägt wesentlich zur Ressourcenschonung bei.
Die Bauweise bietet auch im innerstädtischen Bereich erhebliche
Vorteile, da durch die hohe Vorfertigung die Bauzeit
verkürzt und die Belastung für Nachbarschaft und Verkehr
minimiert wird.
Alle Baumaterialien wurden auf gesundheitsgefährdende Stoffe geprüft und
sorgfältig ausgewählt.
Die Bewohnergemeinschaft von MAX 8 vereint Menschen verschiedener
Generationen und Lebenswege.
Zusammen haben sie ein Zuhause erschaffen, das Flexibilität,
Integration und Barrierefreiheit in den Vordergrund stellt.
Aspekte, die in der herkömmlichen Bauwirtschaft leider noch
zu oft vernachlässigt werden.
Dieses Projekt steht für Nachhaltigkeit und Bezahlbarkeit.
Es bietet individuellen Raum und fördert gleichzeitig das
Gemeinschaftsgefühl in einem urbanen Umfeld.
Besonders hervorzuheben ist auch die handwerkliche Präzision, mit
der dieses Projekt realisiert wurde und die authentische
Verwendung der Materialien.
MAX 8 zeigt uns, wie wir leben können,
ein Vorbild für zukünftige Wohnprojekte, nicht nur in
Stuttgart, sondern überall.
Liebe Hörerinnen und Hörer, wir sind am Ende
unserer Entdeckungsreise durch das Wohnhaus MAX 8 angekommen.
Ein herzlicher Dank geht an meine Interviewgäste Oliver
Hild von der Architekturagentur und Herbert Niederfrieniger von
Holzius für ihre tollen Einblicke in dieses herausragende
Projekt.
Wenn ihr nach der Folge noch mehr über
das Wohnhaus MAX 8 wissen wollt, schaut doch
mal in die Show Notes.
Dort findet ihr weitere Infos.
So, das war's schon wieder für heute bei
Architekturist.
Ich hoffe, wir hören uns in der nächsten
Episode wieder.
Bis dahin macht's gut und bleibt neugierig.
Und vergesst nicht, den Podcast bei einem Podcastanbieter
eurer Wahl zu abonnieren, um keine Episode zu
verpassen.
Ich bin Alexandra Busch und ich danke Euch
fürs Zuhören.
Bis zum nächsten Mal.
Das war's schon wieder mit einer weiteren Folge
von Architekturist.
In jeder Episode nehmen wir Euch mit in
die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative
Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter
den Bauprojekten.
Von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.
Hat Euch unser heutiger Ausflug gefallen?
Dann abonniert Architekturist bei Eurem bevorzugten Podcastanbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge?
Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt
-architekturist.de. Seid also beim nächsten Mal wieder
dabei, wenn wir eine neue Seite in unserem
Architekturreisetagebuch abschlagen.
Feedback geben
Ihr habt Lob, Kritik, Fragen oder Ideen rund um den Podcast? Oder Ihr möchtet über den Inhalt einer bestimmten Episode diskutieren? Dann wählt im Formular die jeweilige Folge aus und schreibt mir gerne eine Nachricht. Ich freue mich auf Euer Feedback!