#7 Gestaltwandel - Neugestaltung des Flow Towers in Köln
JSWD Architekten transformieren ein Bürohaus in Wohnraum mit Systemen von Knauf
09.07.2024 28 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Episode von Architektourist begeben wir uns nach Köln, wo der eindrucksvolle Flow Tower – einst ein Bürohochhaus aus dem Jahr 1978 – eine bemerkenswerte Transformation durchlaufen hat. Gelegen in Bayenthal, südlich der Kölner Altstadt und direkt am Rhein, stand das Gebäude 13 Jahre lang leer, bevor es von JSWD Architekten aus Köln bis 2017 aufwendig in ein Wohngebäude umgewandelt wurde. Die Sanierung umfasste eine komplette Entkernung und die Installation einer neuen Fassade mit weißen, perforierten Metallbrüstungsbändern. Durch die Verwendung von Trockenbauverfahren konnte erheblich Gewicht gespart werden, was wiederum den Anbau von Balkonen ermöglichte.
Diese Episode ist eine Zweitverwertung und erschien zuerst im Rahmen der „FAF PODCAST BAUTOUR Köln“. Die „FAF PODCAST BAUTOUR Köln“ ist eine Podcastserie, die ursprünglich für die Messe FAF – Farbe, Ausbau & Fassade 2024 entstanden ist. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM) konzipiert und gibt Einblicke in sechs aktuelle Bauprojekte in Köln.
Experten in dieser Episode:
Christian Mammel – Architekt und Projektleiter des Flow Towers bei JSWD Architekten
Martin Schwind – Fachberater Trockenbau bei Knauf Gips KG
Weitere Links:
Bauherrschaft: TAUTON Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. Objekt Gustav-Heinemann-Ufer KG, ein Joint-Venture der ABG-Unternehmensgruppe und der Garbe Immobilien-Projekte GmbH
Architektur: JSWD Architekten, Köln, https://www.jswd-architekten.de/projekte/flow-tower/
Trockenbau: Knauf, https://www.knauf.de/profi/referenzen/flow-tower-koeln.html
Messe FAF – Farbe, Ausbau & Fassade: https://www.faf-messe.de/
FAF PODCAST BAUTOUR Köln: https://www.faf-messe.de/messe/highlights/faf-podcast-bautour-koeln/
Gesellschaft für Handwerksmessen mbH (GHM): https://www.ghm.de/
Coverbild: Knauff / Eckehart Reinsch
Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.
Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.
Diese Episode ist eine Zweitverwertung und erschien zuerst im Rahmen der „FAF PODCAST BAUTOUR Köln“. Die „FAF PODCAST BAUTOUR Köln“ ist eine Podcastserie, die ursprünglich für die Messe FAF – Farbe, Ausbau & Fassade 2024 entstanden ist. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM) konzipiert und gibt Einblicke in sechs aktuelle Bauprojekte in Köln.
Experten in dieser Episode:
Christian Mammel – Architekt und Projektleiter des Flow Towers bei JSWD Architekten
Martin Schwind – Fachberater Trockenbau bei Knauf Gips KG
Weitere Links:
Bauherrschaft: TAUTON Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. Objekt Gustav-Heinemann-Ufer KG, ein Joint-Venture der ABG-Unternehmensgruppe und der Garbe Immobilien-Projekte GmbH
Architektur: JSWD Architekten, Köln, https://www.jswd-architekten.de/projekte/flow-tower/
Trockenbau: Knauf, https://www.knauf.de/profi/referenzen/flow-tower-koeln.html
Messe FAF – Farbe, Ausbau & Fassade: https://www.faf-messe.de/
FAF PODCAST BAUTOUR Köln: https://www.faf-messe.de/messe/highlights/faf-podcast-bautour-koeln/
Gesellschaft für Handwerksmessen mbH (GHM): https://www.ghm.de/
Coverbild: Knauff / Eckehart Reinsch
Der Podcast:
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Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.
Transkript
Ob in der Stadt oder auf dem Land,
Architektur umgibt uns.
Überall.
Stellt euch ein Hochhaus vor, das einst als
Bürogebäude der 70er Jahre begann und nun als
strahlendes Wohnhaus direkt am Kölner Rheinufer steht.
Kommt mit auf eine Hörreise durch unsere gebaute
Umwelt.
Heute sind wir zu Gast im Flohtower in
Köln-Bayental.
Hallo und herzlich willkommen bei Architekturist, eurem persönlichen
Audio-Guide durch die spannende Welt der Architektur
und Bautechnik.
Mein Name ist Alexandra Busch.
In unserer heutigen Episode starten wir eine besondere
Serie, die während der Messe FAFF – Farbe,
Ausbau und Fassade 2024 entstanden ist.
Diese Fachmesse ist ein zentraler Treffpunkt für Expertinnen
und Experten aus den Bereichen Fassadengestaltung und Raumdesign
und dient als Plattform für die neuesten Trends
im Bautenschutz, Putz, Stuck und Trockenbau.
Die Serie, die ich euch vorstellen werde, trägt
den Namen FAFF – Podcast Bautour Köln und
gibt Einblicke in sechs aktuelle Bauprojekte in Köln.
Ich habe sie für die Messe FAFF konzipiert
und produziert in Zusammenarbeit mit der GHM, also
der Gesellschaft für Handwerksmessen.
Ursprünglich konnten Interessierte diese Geschichten ausschließlich auf der
YouTube-Seite der FAFF genießen.
Den Link dazu findet ihr hier in den
Shownotes.
Aber jetzt bringe ich sie zusätzlich über diesen
Podcast zu euch.
Ein herzliches Dankeschön an die GHM für die
Unterstützung dieses Projekts und die Möglichkeit, diese Inhalte
nun auch hier auf Architekturist zu teilen.
In den kommenden Wochen werde ich also nach
und nach jedes der sechs Projekte der FAFF
– Podcast Bautour Köln vorstellen.
Heute konzentrieren wir uns auf den Flow Tower,
ein ehemaliges Bürogebäude, das zu einem Wohnhochhaus umgestaltet
wurde und heute das Kölner Stadtbild mitprägt.
Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie bestehende Baustrukturen neu
definiert und nachhaltig genutzt werden können, ein wichtiges
Thema in städtischen Gebieten, wo Wohnraum besonders knapp
ist.
Bevor wir in die technischen Details und die
Geschichte dieses Gebäudes einsteigen, möchte ich noch darauf
hinweisen, dass der Flow Tower ein privates Wohnhaus
ist und daher nicht öffentlich zugänglich.
Zu Gast sind in dieser Episode Christian Mammel,
Architekt und Partner bei JSWD Architekten, sowie Martin
Schwind, Fachbereiter Trockenbau bei der Firma KNAUF.
Lasst uns jetzt aber erste Details zum Flow
Tower erkunden.
Das Gustav-Heinemann-Ufer, einst ein pulsierendes Zentrum
des Bürolebens bis in die 1980er Jahre, verlor
nach und nach seine Anziehungskraft als Gewerbestandort.
Die Konkurrenz, durch die nur ein Steinwurf entfernte
Innenstadt Kölns, war stark.
Viele der Gebäude entlang des Ufers standen leer.
Ein solches Schicksal erlitt auch das Haus der
Deutschen Industrie, ein markantes elfgeschossiges Hochhaus, das nach
dem Weggang des Bundesverbandes der Deutschen Industrie im
Jahr 1999 verwaist zurückblieb.
Mit seinen geschwungenen Flanken und den für die
frühen 1970er Jahre so typischen kupferfarben verspiegelten Fensterscheiben
fand das Gebäude keine neue Bestimmung als Bürostandort.
Es stand 13 lange Jahre leer, bis eine
Reihe von Studien, durchgeführt vom Kölner Architekturbüro JSWD,
neue Möglichkeiten aufzeigte.
Die Studien ergaben, dass eine Umnutzung des Gebäudes
in Wohnraum, ergänzt durch eine vorgelagerte Mantelbebauung, die
Architektur in neuem Glanz erstrahlen lassen könnte.
In einer Stadt, in der der Bedarf an
Wohnraum immens ist und der Büromarkt gesättigt scheint,
bot diese Transformation nicht nur dem Gebäude eine
zweite Chance, sondern versprach auch, die angrenzenden Wohnquartiere
in Bayenthal direkt mit dem Rheinufer zu verbinden.
Auf Basis dieser Vorstudien übernahm JSWD die Aufgabe,
das Verwaltungsgebäude in ein Wohngebäude umzuwandeln, das den
Namen Float Tower erhielt.
Bei dem Umbau wurde das Hochhaus bis auf
sein stählerndes Skelett entkernt, während die charakteristischen geschwungenen
Flanken des Gebäudes erhalten blieben.
Die Bestandsfassade musste aus baufysikalischen und funktionalen Gründen
weichen, um Platz für neue gestalterische Elemente zu
schaffen, vor allem für die Integration von Balkonen.
Das Gebäude erhielt ein neues Gesicht, das sich
dem Oberthema Wasser annähert, inspiriert von seiner Lage
am Rheinufer.
Die Architekten haben die frühere starke Horizontale des
Gebäudes aufgegriffen und durch weiße Brüstungsbänder aus Metall
mit gelochten Elementen interpretiert, die auf den Längsseiten
mit geschossweise versetzten Balkonen ergänzt werden.
Diese Balkone dienen nicht nur als Erweiterung des
Wohnraums, sondern tragen auch zur Sicherheit und Ästhetik
des Gebäudes bei, indem sie Brandüberschlägen entgegenwirken und
bodentiefe Fenstertüren ermöglichen.
Die Fensterrahmen und die geschlossenen Fassadenpaneele sind im
Kontrast zu den weißen Brüstungsbändern in einem warmen
Sandton gehalten.
Die schlanken Stirnseiten des Hochhauses bewahren den gerillten
Sichtbeton aus den 1970er Jahren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Neugestaltung ist die
Öffnung des Gebäudes sowohl zur Stadt als auch
zum Rhein hin.
Der Flowtower dient jetzt als verbindendes Element zwischen
dem Stadtviertel und dem Ufer.
Um die beiden erhaltenen Erschließungskerne, die keilförmig zwischen
den Scheiben liegen, gruppieren sich vielfältige Wohnungstypen.
Insgesamt sind 132 Wohnungen entstanden.
In den Regelgeschossen befinden sich zwei bis fünf
Zimmerwohnungen, die durch ihre variablen Grundrisse geprägt sind.
Ein aufgesetztes Staffelgeschoss beherbergt vier Penthäuser mit großen
Dachterrassen.
Das umlaufend auskragende Dach nimmt die Form der
darunterliegenden Geschosse auf und fügt sich in die
Silhouette des Gebäudes ein.
Ein weiterer Wohntypus wurde im ehemals raumhochverglasten Erdgeschoss
realisiert.
Dank doppelter Geschosshöhe und Geländeversprung konnten 13 2
- bis 3-geschossige Stadthäuser mit eigenen Gärten
geschaffen werden.
Der Flowtower wird umgeben von mehreren 5-
bis 6-geschossigen Wohngebäuden und einem Bürohaus entlang
des Rheinufers.
Diese Mantelbebauung wurde vom Kölner Büro ASTOK entworfen,
das auch für den städtebaulichen Masterplan verantwortlich zeichnet.
So, nachdem wir uns mit den Grundlagen des
Flowtowers vertraut gemacht haben, freue ich mich sehr,
Christian Mammel zu einem Gespräch zu begrüßen.
Er ist Architekt und Partner im Büro JSWD
Architekten in Köln und hat das Projekt Flowtower
von Anfang an begleitet.
Herr Mammel, was waren die Hauptziele, als das
Projekt Flowtower startete?
Was wollten Sie realisieren?
Also, uns ging es natürlich darum, eine möglichst
große Vielzahl an Wohnungen zu erstellen.
Hört sich jetzt erstmal so pragmatisch an, war
aber in dem Projekt wahnsinnig schwierig, weil die
besondere Form des Bestandshochhauses mit teilweise extremer Tiefe,
also über 20 Meter, und dann dieser geschwungenen
Fassadenform und auch einer gänzlich nicht auf Wohnungsbau
orientierten Erschließung, der Umgang damit waren tatsächlich so
Hauptthemen und daraus sind dann gestalterische Themen entstanden.
Und zwar wichtig, den Bestand nicht in Gänze
zu negieren, was gar nicht ging, weil diese
geschwungenen Formen natürlich eine große Besonderheit haben und
gleichzeitig überall womöglich auch Qualitäten im Innenraum zu
behalten.
Da gab es also Teilbereiche, wo besondere Oberflächenstrukturen
von so einem Waschbeton waren, die wir in
ganz wenigen Bereichen auch erhalten konnten.
Die sind auch teilweise außen in der Fassade
noch zu sehen, möglichst viele Oberflächen zu erhalten.
Man muss sagen, aber am Schluss, wenn man
da wirklich überall regelkonforme Wohnungen reinbaut, bleibt dann
leider nicht ganz so viel übrig.
Das ist schon so.
Aber was natürlich übrig geblieben ist, ist diese
besondere Form und dieser großartige Blick und auch
tatsächlich sehr gut funktionierende Wohnungen und sehr vielfältige.
Welche unterschiedlichen Wohnungstypen gibt es denn?
Also wir haben ja von der großen Penthouse
-Etage ganz oben bis hin zu klassischen Wohneinheiten
unterschiedlicher Größe, aber auch der Idee, quasi urbane
Reihenhäuser in das Haus zu unterzubringen, eine sehr
lebendige Mischung hinbekommen.
Also der Sockel oder die untersten Geschosse hatten
eine relativ hohe Geschosshöhe im Bestand, waren aber
durch die Konstruktion, durch solche großen Träger nicht
so einfach umzunutzen.
Also haben wir gesagt, zwischen zwei Trägern ist
jetzt ein Reihenhaus.
So und das war tatsächlich total spannend.
Das waren auch die Wohneinheiten, die haben sich
nicht vom Blatt verkauft.
Das wurde erst zum Renner, als die wirklich
greifbar waren.
Wie diese einzelnen Wohneinheiten funktioniert man, als man
auf der Baustelle hingehen konnte und sich das
anschauen konnte.
Wie wurde die bestehende Struktur des Gebäudes für
die neuen Wohnzwecke angepasst und welche Herausforderungen gab
es dabei?
Man kann keinen Wohnraum in einem Hochhaus machen,
heutzutage natürlich, ohne hochwertige Außenflächen.
Und da haben wir lange hin und her
experimentiert mit der Frage, müssen die Balkone Lodgien
sein oder müssen die Balkone Balkone sein?
Also die nach außen raus gehen.
Lodgien ging aber tatsächlich aus konstruktiven Gründen gar
nicht, weil die Fassade des Gebäudes trägt.
Alle 1,60 Meter gibt es eine Stahlstütze
in dem Haus.
Und wenn man das abgenommen hätte, verändert hätte,
dann wäre man so tief in das Tragwerk
eingestiegen, dann hätte man es auch abreißen können,
in Anführungszeichen.
Insofern war es notwendig, die Balkone davor zu
hängen und der Umgang dessen, wie die sich
jetzt wiederum mit dieser Form, dieser geschwummenen Form
vertragen, hat dann dazu geführt, dass wir diese
weiche Form der einzelnen Balkone entwickelt haben.
Und gleichzeitig kann man daran auch ablesen, dass
die Wohnungen sich über die Etagen sogar auch
verändern.
Also auf der rein abgewandten Seite haben wir
irgendwann, ich glaube, 6., 7.
Obergeschoss gibt es einen Sprung.
Das sind weniger Wohnungen pro Etage, weil die
dann etwas größer werden.
Und das hinzukriegen gestalterisch, ohne dass es so
einen horizontalen Bruch gibt in der Gestaltung, war
auch eine der Ideen, diese weichen Formensprachen da
so reinzubringen in diese Balkone.
Und gleichzeitig war es natürlich auch der Umgang
mit der Gestaltung des Bestands.
Das Architektenherz ist schon höher geschlagen, wenn man
dieses Haus im Bestand gesehen hat.
Es war so eine dunkle Fassade mit so
vergoldeten Fenstern.
Für die Anlieger und Anwohner war es aber
völlig notwendig, hier einen Neuanfang zu schaffen.
Zu sagen, wir machen natürlich kein dunkles Haus
mehr.
Wir machen ein helles Haus, wir machen ein
freundliches Haus.
Wir machen ein Haus, was eine gewisse Wertigkeit
hat, um im Grunde genommen als Anzugspunkt in
diesem neuen Quartier auch wirklich die Hauptrolle zu
spielen.
Sie haben gerade die Balkone erwähnt.
Wie haben Sie diese neuen Teile in den
Bestand eingefügt?
Ich stelle mir vor, dass das nicht ganz
einfach war, oder?
Ja, auf jeden Fall.
Also muss ich einen zusätzlichen Punkt noch erzählen.
Wenn man in einem Hochhaus bodentiefe Fenster haben
will, muss ich entweder das Haus sprinklern, was
in einem Wohnhaus schwierig ist.
Beziehungsweise nicht so gerne gemacht wird, sage ich
mal vorsichtig.
Da kocht die Milch über und die Sprinkleranlage
geht in der ganzen Etage an.
Das ist in höheren Hochhäusern nicht zu vermeiden,
in diesem Hochhaus, das ja ein niedriges Hochhaus
ist.
Um die Sprinklerung zu vermeiden, brauchte man etwas
anderes, um den Brandüberschlag zwischen den Gebäuden in
den Bereichen, wo ich bodentiefe Fenster habe, zu
verhindern.
Das heißt, da wo ein Balkon ist, gehen
die Fenster in Teilen auch runter.
Balkontür in Anführungszeichen.
Und dann brauchte ich darunter eine auskragende Platte,
die nicht brennbar sein durfte.
Also im besten Fall Beton oder eine sehr,
sehr stark verkleidete Stahlkonstruktion, um diesen Brandüberschlag zu
gewährleisten.
Das ist jetzt nur so ein technischer Hintergrund.
Und dann haben wir tatsächlich Betonfertigteile entwickelt, die
dann von außen an das Haus drangehängt wurden.
Damit das ging, musste die Fassadenkonstruktion verstärkt werden.
Also man stellt sich so vor, es gab
alle 1,60 Meter eine Stahlstütze.
Da das Gebäude unterschiedliche Tiefen hatte, gingen schon
im Bestand unterschiedliche Lasten in diese Stahlstützen.
Der BDI war damals ganz pfiffig und deswegen
war jede Stahlstütze anders.
Also es gab ein U-Profil, ein I
-Profil, ein Doppel-T-Träger, wie auch immer.
Und das war eine riesige Herausforderung, weil da
kamen jetzt noch unregelmäßige Lasten der Balkone rein.
Das heißt, jede einzelne Stahlstütze musste entsprechend der
neu einzubringenden Last und der neuen Nutzung und
den aktuellen Rechtsprechungen oder der aktuellen Statikvorgaben verstärkt
werden.
Und individuell kam dann bei der einen Stütze
an der Stelle eine neue Lasche dran geschweißt
und bei der anderen Stelle an der.
Diese Stahlprofile musste man dann noch schalltechnisch so
behandeln, dass man von der einen auf der
anderen Wohnung nicht jedes Wort versteht.
Und konstruktiv so behandeln, also statisch und brandschutztechnisch.
Also das waren dann unterschiedliche Schichten, die da
drum gemantelt wurden.
Und da war es dann natürlich wissentlich, dass
es nicht, wer weiß wie groß oder so
wird diese Stütze, die dann da entsteht.
War Ihnen das klar, als Sie anfingen die
Sanierung zu planen, wie schwierig der Umbau konstruktiv
werden könnte?
Bevor das Haus auf seinen Rohbau runter gestrippt
wurde, wusste das keiner.
Also unser Tragwerksplaner hat jedes einzelne Stütze, musste
er sich angucken und individuell sagen, wie die
verstärkt werden muss.
Was für ein Aufwand.
Ja, muss man sagen, ein Riesenaufwand.
Ich glaube aber dennoch, dass der Aufwand sich
gelohnt hat, weil wir haben vieles untersucht.
Gehen auch leichtere Balkone, aber dann wäre der
Materialmix gerade um diesen Brandüberschlag zu gewährleisten, wäre
dann wiederum so aufwendig gewesen, dass man die
dann in tausend Einzelteilen verkleidet und so hätte
nicht funktioniert.
Insofern zu sagen, wir hängen da wirklich Betonbalkone
dran, war schon das Sinnfälligste.
Da lagen dann diese Riesenbalkone auf der Baustelle
rum und wurden dann Stück für Stück an
das Haus befestigt.
Das war schon spannend, muss man sagen.
Was ist rückblickend Ihr Fazit zu dem Projekt?
Hat sich der Aufwand gelohnt?
Wie immer nach so einem großen Projekt würde
ich das das nächste Mal anders machen.
Also so rein von der Art und Weise,
auf welche Sachen man am Anfang sicherlich achtet.
Natürlich sind solche Projekte immens wichtig, zu sagen,
dass wir das Potenzial des schon Gebauten so
gut wie möglich nutzen.
Und in diesem Fall stand da ein Gebäude
zu, ich glaube, 40, 50 Prozent sowieso schon
leer, weil der damalige Besitzer es eigentlich immer
nur vermietet hat und ein bisschen gestrichen hat,
aber ansonsten sich nicht gekümmert hat.
Das passiert ja leider mit sehr vielen Häusern.
Also Teil der Nachhaltigkeit des Hauses ist ja
nicht nur, wie viel Energie verbraucht die Heizung,
sondern viel ist ja erstens, wie gut war
das Haus damals geplant?
Und dann ganz wichtig, wie gut wurde das
Haus denn gepflegt?
Weil da war jetzt auch schon dieser Standpunkt
erreicht, wo man gesagt hat, also ohne eine
Kernsanierung hätte man das auch als Büro nicht
mehr sinnfällig vermieten können.
Und davon gibt es ja nach wie vor
in den deutschen Innenstädten mehrere Gebäude.
Und davon sind auch viele Gebäude so, dass
die der Umgebung außer vielleicht was Ikonischem relativ
wenig zurückgeben.
So auch dieses Haus, also hinter dem Haus
war ein riesen Parkplatz, ein Zaun drumherum und
ohne Ticket kann man da gar nicht rein.
Und das in so einer tollen Lage, diese
Lagen weiter zu nutzen, ist, glaube ich, immens
wichtig.
Natürlich ist auch immens wichtig, die einmal verbrauchte
Emission für den Bau so eines Gebäudes möglichst
gut zu erhalten.
Wobei man da immer so ein bisschen vorsichtig
sein muss aus meiner Sicht, dass das nicht
um jeden Preis so passiert.
Im Moment gibt es ja die Diskussion, man
darf überhaupt nicht mehr bauen und so weiter.
Ich glaube, das muss man jeweils sehr individuell
betrachten, weil es gibt ja nun mal auch
Gebäude, die sich gar nicht sinnvoll umnutzen lassen
und die einfach dann nur wie so ein
Ungetüm aus vergangenen Zeiten vor sich hin dümpeln.
Und das hilft jetzt auch keinem.
Die Planungen liegen ja schon zehn Jahre zurück.
Ich finde, das war schon sehr vorausschauend von
Ihnen, aber auch vom Bauherrn, dass er das
Konzept getragen hat.
Für uns war damals der Erhalt des Gebäudes
schon wichtig aus den Nachhaltigkeitsaspekten.
Heutzutage hätte sich das sicherlich der Entwickler noch
viel mehr jetzt auf die Fahne geschrieben, was
das für was Tolles ist, dass sie jetzt
dieses Haus da erhalten.
Das hat sich geändert oder das hat sich
glücklicherweise geändert.
Das war damals, war das noch kein Verkaufsargument.
Und heute würde das definitiv ein Verkaufsargument für
den Bauherr sein.
Damals war für ihn einfach nur eine Kalkulation,
was kann ich, wenn ich es behalte, da
realisieren und was, wenn ich es abreiße.
Wie gut, dass das Gebäude nicht abgerissen wurde,
sondern mit so viel Aufwand und Herzblut umgebaut
wurde.
Nach dem Interview mit Christian Mammel habe ich
noch einige interessante Details zur Gebäudehöhle des Flohtauers
für Sie.
Zunächst wurde die Hochhausscheibe umfassend entkernt, um die
vorhandenen tragenden Stahlstützen in der Fassadenebene freizulegen.
Wie wir vorhin gehört haben, bestand eine Herausforderung
darin, dem Gebäude nachträglich die Balkone hinzuzufügen.
Die Balkone beeinflussten das Gesamtgewicht des Gebäudes erheblich,
aber das Tragwerk ließ kaum Spielraum für zusätzliches
Gewicht zu.
Um dennoch Balkone hinzufügen zu können, musste an
vielen anderen Stellen Gewicht eingespart werden.
Ein Schritt war dabei der Einsatz von Trockenbausystemen
der Firma Knauf.
So wurden beispielsweise alle Innenwände des Flohtauers im
Trockenbauverfahren realisiert.
Eine weitere Aufgabe war es, die Außenwände hinter
der Aluminiumfohrungsfassade leichter zu gestalten, was mithilfe der
Knauf Außenwand mit Aquapanel-Technologie erreicht wurde.
Auch die Balkone profitierten von diesem Trockenbausystem.
Obwohl ihre Grundstruktur aus Betonfertigteilen besteht, wünschten sich
die Architekten eine homogene und glatte Untersicht als
Abschluss.
Hier kam daher auch das System der Knauf
Außendecke mit Aquapanel-Technologie zum Einsatz.
Mit diesem System wurden 138 Balkone mit insgesamt
2000 Quadratmetern Außendecke ausgestattet.
Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf diese
Aquapanel-Technologie von Knauf werfen.
Ich freue mich, Martin Schwind, Fachberater Trockenbau, bei
der Firma Knauf begrüßen zu dürfen, der uns
mehr über die Anwendung und Vorteile dieses Systems
erzählen kann.
Herr Schwind, können Sie uns bitte etwas über
die Außenwandkonstruktion erzählen, bei der Knauf Produkte verwendet
wurden?
Hintergrund war hier, es musste natürlich eine neue
Fassade entstehen, die auch den heutigen Wärmeschutzanforderungen, sprich
der NF, genüge tut.
Auch Brandschutzanforderungen waren hier ein Thema.
Entscheidend war hier an der Stelle vor allem
das Gewicht.
Aus dem Grunde ist die Entscheidung dann getroffen
worden, auf eine Leichtbau-Fassade zu gehen.
Auch Wandstärken waren ein großes Thema.
Wir haben natürlich mit der Knauf Außenwand den
großen Vorteil, dass wir hier sehr schlanke Konstruktionen
hinbekommen.
Anschließend haben wir eine zusätzliche Metallfassade nochmal vor
dieser leichten Außenwand hängen, die aber nicht an
der eigentlichen Außenwand befestigt worden ist, aus statischen
Gründen.
Das heißt, der Gebäudeabschluss ist die Trockenbauwand.
Das ist eine zweischalige Trockenbauwand mit einer Außenschale
als korrosionsgeschütztes Trockenbauprofil, mit in dem Fall Aquapanel,
Zementboard Outdoor beplankt.
Das ist unsere Zementbauplatte, zwölfeinhalb Millimeter, hier in
dem Fall doppellagig beplankt.
Die Bereiche praktisch zwischen den Stützen in der
bestehenden Fassade sind dann mit der leichten Außenwand
geschlossen worden.
Was sind denn diese Aquapanelplatten?
Woraus bestehen die?
Die Aquapanelplatte ist eine zementgebundene Platte, hat nichts
mit Gips zu tun.
Sie hat keine Gipsbestandteile, ist eine Platte aus
Portlandzement und Leichtzuschlägen, welche auf beiden Seiten nochmal
mit einem Glasgittergewebe armiert ist, bauseits.
So wird die Platte ausgeliefert, zwölfeinhalb Millimeter stark.
Die Platte wiegt pro Quadratmeter 16 Kilo und
ist für den Außenbereich einsetzbar.
Das heißt, bei feuchter Einwirkung würde diese Platte
im Gegensatz zu Gips nicht quellen und nicht
schwinden, sondern behält weiterhin ihre Formstabilität.
Aus dem Grunde hat diese Platte natürlich dann
auch eine Zulassung für den Außenbereich.
Okay, also bei der Außenwand kamen die Aquapanelplatten
zum Einsatz, aber auch an der Unterseite der
Balkone, richtig?
JSWD-Architekten war doch sehr wichtig, dass dort
homogene Untersichten entstehen.
Genau, man wollte diese Bänder, die sich ja
um das Gebäude ziehen, letzten Endes, die sich
in diesen Balkonen dann auch widerspiegeln, fortführen.
Und diese Balkone sind dann als Betonfertigteil an
das Gebäude montiert worden, aufliegend auf Stahlträgern, welche
mit einem Schöpfisokorb entkoppelt worden sind zum Gebäude.
Und wieder darauf liegen dann diese Stahlbetonplatten.
Und Hintergrund war, die Untersichten, so wie sie
sich jetzt momentan darstellen im finalen Zustand, sollten
eine glatte, homogene Untersicht bilden.
Da ist dann auch wieder ein Knaufsystem zum
Tragen gekommen.
Und da ist dann eine Appendecke im Außenbereich
mit Aquapanel, Cementboard Outdoor entsprechend dann montiert worden.
Wichtig bei all diesen Außenbauteilen, sowohl Wand als
auch Decke, weil es sich um Außenbauteile handelt,
die natürlich Winddruck und Windsog ausgesetzt sind, ist
hier eine prüffähige Statik erstellt worden, vom Tragwegsplaner,
weil wir unterschiedliche Windlasten haben an dem Gebäude,
je nach Höhe.
Also es gibt Bereiche, gerade in den unteren
Bereichen, die sich deutlich unterscheiden von den oberen
Bereichen hier am Gebäude.
Wie war denn das Feedback der ausführenden Firmen
zur Fassade?
Hat die Verarbeitung gut geklappt?
Ja, sehr, sehr positiv.
Vor allem waren das natürlich dann teilweise auch
Firmen, die so aus dem klassischen Trockenbau kamen.
Und von der Verarbeitung her natürlich auch ganz
einfach.
Das heißt, die Aquapanelplatte ist letzten Endes wie
auch die zementgebundene Platte, die sie auch mit
einem Cuttermesser bearbeiten können, indem sie die Platte
ritzen, das Gewebe durchtrennen, brechen und auf der
Rückseite wieder das Gewebe durchtrennen und haben dann
einen sauberen Schnitt.
Das ist natürlich auch ein großer Vorteil hier
an der Stelle.
Also ähnlich wie bei einer Gipskartonplatte von der
Bearbeitung her.
Und wie lief so die Zusammenarbeit zwischen Ihnen,
den Trockenbaufirmen und dem Architekturbüro?
Also grundsätzlich sehr positiv.
Auch die Zusammenarbeit hier in dem Fall mit
der Planung, mit JSWD-Architekten und natürlich auch
mit den ausführenden Fachunternehmen.
Ja, sehr kooperativ.
Gemeinschaftlich hat man das Projekt hier in dem
Fall gestemmt.
Und ich denke mal, das Ergebnis spricht hier
in dem Fall dann auch für sich.
Wir waren ja auch dann auf der Baustelle
mit unseren Systemeinweisern, Vorführmeistern, die dann auch in
der Praxis gezeigt haben, wie zum Beispiel die
Verarbeitung der Platte dann erfolgt und einfach auch
dieses Aha-Erlebnis von Seiten des Fachunternehmers, wie
einfach letzten Endes auch die Bearbeitung der Aqua
-Paneel ist hier an der Stelle und auch
die Verschraubung, die Verspachtlung.
Wir haben natürlich auch unterstützen können, in dem
Fall zum Beispiel, wenn Sie sich vorstellen, bei
der Bekleidung der Decke, bei der Wand ist
es auch so, die Platten werden auf Fuge
gesetzt und dann anschließend armiert.
Und wir haben dann, um das Ganze zu
unterstützen, einen speziellen Abstandshalter, das ist einfach so
ein Bügel, den man zwischen die Platten dann
entsprechend anbringt, um einen vordefinierten Abstand von Platte
zu Platte zu haben und dann nachher die
Fugenspachtel zu verspachteln.
Das ist natürlich ein großer Vorteil hier an
der Stelle.
Und einfach dieses Dankbare des Fachunternehmers, dass wir
ihn da auch unterstützen und vor allem da
ging es ja auch um Geschwindigkeit und Ausführungspräzision,
das war schon sehr zufriedenstellend, muss ich sagen.
Der Flow Tower bietet eine inspirierende Perspektive auf
die Zukunft nachhaltiger Stadterneuerungsprojekte.
Angesichts des wachsenden Bedarfs an Wohnraum und der
Dringlichkeit, den Baustoffeinsatz zu minimieren, zeigt dieses Gebäude,
wie alte Strukturen durch mutige Planung und kreative
Architektur und eine hohe Qualität in der handwerklichen
Ausführung in die heutige Zeit übersetzt werden können.
Es ist ein tolles Beispiel für die effiziente
Nutzung von Ressourcen.
Besonders bemerkenswert ist dabei die vorausschauende Planung und
Umsetzung durch JSWD-Architekten, die bereits vor einem
Jahrzehnt die Grundlagen für dieses Projekt legten.
Das bringt uns schon zum Ende unserer Episode
über den Flow Tower.
Ein großes Dankeschön gilt meinen Interviewgästen, Christian Mammel
von JSWD-Architekten und Martin Schwind von der
Firma Knauf.
Wenn ihr nach der Folge noch mehr über
das Wohnhaus Flow Tower wissen wollt, schaut doch
mal in die Show Notes, dort findet ihr
weitere Infos.
So, das war's schon wieder für heute.
Ich hoffe, wir hören uns in der nächsten
Episode von Architekturist wieder.
Bis dahin, macht's gut und bleibt neugierig und
vergesst nicht, den Podcast bei einem Podcast-Anbieter
eurer Wahl zu abonnieren um keine Episode zu
verpassen.
Ich bin Alexandra Busch und ich danke euch
fürs Zuhören.
Bis zum nächsten Mal.
Das war's schon wieder mit einer weiteren Folge
von Architekturist.
In jeder Episode nehmen wir euch mit in
die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative
Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter
den Bauprojekten.
Von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.
Hat euch unser heutiger Ausflug gefallen?
Dann abonniert Architekturist bei eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge?
Wir freuen uns auf eure Nachrichten unter kontakt
.architekturist.de Seid also beim nächsten Mal wieder
dabei, wenn wir eine neue Seite in unserem
Architektur-Reisetagebuch abschlagen.
Feedback geben
Ihr habt Lob, Kritik, Fragen oder Ideen rund um den Podcast? Oder Ihr möchtet über den Inhalt einer bestimmten Episode diskutieren? Dann wählt im Formular die jeweilige Folge aus und schreibt mir gerne eine Nachricht. Ich freue mich auf Euer Feedback!