Architektourist

Der Podcast für Architektur, Bautechnik und Baukultur - von und mit Alexandra Busch.

#63 Plan.Stimme – Marie Supe und Glenn Stahl, Züblin Direktion Nord-Ost

Controlling trifft Oberbauleitung

11.12.2025 32 min

Zusammenfassung & Show Notes

Große Bauprojekte brauchen mehr als Pläne, Budgets und Baugeräte. Sie brauchen Menschen, die Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen und Prozesse zusammenhalten, auch wenn es mal hakt. In dieser ersten Folge der zweiteiligen Mini-Serie mit Züblin Direktion Nord-Ost nehme ich euch mit auf die Baustelle des Andreas Quartiers in Berlin, genauer gesagt: in den Maschinenraum der Projektsteuerung.

Marie Supe ist technische Controllerin. Sie jongliert mit Monatsberichten, Zahlenspuren und Soll-Ist-Vergleichen, aber nie losgelöst vom Alltag auf der Baustelle. Glenn Stahl ist Oberbauleiter des Andreas Quartiers, verantwortlich für Termine, Qualität, Teamführung und Kommunikation mit Planung, Bauherrschaft und Projektpartner:innen. Zwei Rollen, zwei Welten und doch eng verzahnt.

Wie arbeiten diese beiden zusammen? Wo begegnen sie sich im Projektalltag? Was macht gute Steuerung heute aus, jenseits von Tools und Prozessen? Und was rät jemand wie Glenn jungen Menschen, die über eine Zukunft in der Bauleitung nachdenken?

Hinweis:
Teil 2 der Mini-Serie erscheint am 18.12.25 mit Suemeyra Muenniks und Ron Jente über Teamarbeit zwischen Planung und Technik.

Expert:innen in dieser Episode:
Marie Supe – Technische Controllerin bei Züblin Direktion Nord-Ost
Glenn Stahl – Oberbauleiter bei Züblin Direktion Nord-Ost

Links zur Folge:
Ed. Züblin AG – Direktion Nord-Ost
Züblin Teamkonzept
Architektourist Folge #35: Wenn Keramik Geschichten erzählt – Das INK in Berlin-Neukölln

Cover: KI-generiert mit ChatGPT

Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.

Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.

Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.

Transkript

Liebe Architektouristinnen und Architektouristen, diese Episode wird unterstützt von Züblin Direktion Nord-Ost. Herzlichen Dank dafür. Du hörst Plan Stimme, ein Format von Architektourist. Hier geht es um die Menschen hinter den Plänen, ihre Haltung, ihre Arbeitsweise und ihre Gedanken zum Bauen von morgen. Dies ist Folge 1 einer zweiteiligen Miniserie. Wer entscheidet eigentlich, wenn es eng wird im Bauterminplan? Wer hält Zahlen und Abläufe im Blick, wenn Projekte wachsen, Risiken steigen und der Druck zunimmt? Und wie gelingt Zusammenarbeit zwischen Menschen, die auf der Baustelle führen und denen, die aus dem Büro den Überblick behalten? Ich habe zwei Menschen getroffen, die genau das jeden Tag tun. Bei der Direktion Nord-Ost von Züblin, der regionalen Hochbaueinheit des Bauunternehmens für Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Marie Supe arbeitet im technischen Controlling. Glennn Stahl leitet als Oberbauleiter eine Großbaustelle mitten in Berlin. Zwei ganz unterschiedliche Rollen und doch eng verbunden, im Alltag, im Denken, in der Verantwortung. Wir steigen ein, mitten hinein in den Baualltag. Berlin Friedrichshain, ein Ort im Wandel. Zwischen Bahngleisen, Clubs und Kreativszene entsteht gerade ein neuer städtischer Baustein. Das Andreasquartier, auch bekannt als LXK Campus. Direkt gegenüber dem Holzmarktgelände, nicht weit vom Ostbahnhof, wächst hier ein Projekt mit Dimensionen. Knapp 52.000 Quadratmeter flexible Büro- und Gewerbeflächen, dazu über 9.000 Quadratmeter Wohnraum. Im Erdgeschoss Gastronomie, kleiner Einzelhandel und mittendrin ein öffentlicher Platz, der das Quartier mit dem Kiez verbinden soll. Es ist eines der größeren Neubauvorhaben der Züblin Direktion Nord-Ost und eines, das zeigt, wie vielschichtig Bauen heute ist. Lieferverkehr, Baufortschritt, Sicherheit, Nachhaltigkeit, digitale Steuerung, alles greift ineinander, alles muss gleichzeitig funktionieren. Dafür braucht es Menschen, die den Überblick behalten, die vermitteln, abstimmen, Entscheidungen treffen. Und genau darum geht es in dieser Folge. Ich spreche mit zwei, die das auf ganz unterschiedliche Weise tun. Glenn Stahl, Oberbauleiter auf der Baustelle und Marie Supe, technische Controllerin im Berliner Büro von Züblin. Glenn sorgt dafür, dass das Projekt vor Ort läuft, das Material zur richtigen Zeit kommt, Schnittstellen funktionieren, Probleme gelöst werden, schnell, praktisch, verlässlich. Marie wiederum überwacht Zahlen, Risiken, Verträge, Abstimmungen. Alles, was im Hintergrund dafür sorgt, dass Projekte auf Kurs bleiben. Bisher drehte sich bei Architektourist vieles um das, was Gestalt annimmt, Gebäude, Konzepte, Materialien. Heute geht es um das, was das Bauen im Innersten zusammenhält. Organisation, Kommunikation und Entscheidungsstärke. Ich wollte wissen, wer sind die Menschen, die Baustellen führen und gleichzeitig planen, kalkulieren, kontrollieren? Wie funktioniert Zusammenarbeit zwischen den Welten, zwischen Container und Konferenztisch, zwischen Bauhelm und Excel-Tabelle? Partner dieser Folge ist Züblin, genauer gesagt die Direktion Nord-Ost, die in Berlin viele große Projekte verantwortet. Zum Beispiel die Berlin-Hyp oder das INK in Neukölln, das du vielleicht schon aus Folge 35 dieses Podcasts kennst. Ein Unternehmen, das nicht nur baut, sondern sich auch fragt, wie wollen wir künftig zusammenarbeiten? Und wer macht das eigentlich, konkret, täglich, mitten im Projekt? Diese Doppelfolge schaut genau hin. Heute geht es los mit Marie Supe und Glenn Stahl. Ja, ich bin Marie, ich arbeite seit drei Jahren im technischen Controlling im Bereich Berlin bei Züblin und gehöre eigentlich klassisch zum Innendienst, habe aber ganz viele Schnittstellen zu den Operativen auf der Baustelle und verstehe mich da auch ein bisschen als Teil der Baustellenteams, die ich betreue. Ja, und wir ControllerInnen, wir betreuen immer ein paar Projekte parallel, je nachdem, wie groß die Projekte sind. Und das machen wir entweder vor Ort von der Baustelle aus oder wie in meinem Fall jetzt aus dem Innendienst heraus mit dann doch ein paar Baustellenbesuchen zwischendurch mal, wenn wir Besprechungen haben. Aber heutzutage geht ja auch alles super über Teams, das ist alles machbar. Technisches Controlling ist so ein Konzernding, würde ich sagen. Wenn man in einem großen Konzern arbeitet, ist es oft so, dass Stellen besetzt werden, um so ein bisschen so ein Birdview über Projekte zu haben und ein bisschen auch fungieren als verlängerte Armen der Bereichsleitung, die nicht immer in den Projekten so tief drinstecken können. Ja, ich würde sagen, im Controlling zu arbeiten, man braucht schon eine gewisse Affinität zu zahlen, auf jeden Fall. Ich arbeite den ganzen Tag mit Excel-Tabellen. Also ich glaube, wenn ich abends hier zum Feierabend meinen PC ausmache, schließe ich bis zu zwölf Excel-Tabellen, die ich irgendwie parallel auf hatte. Ja, man braucht da schon eine gewisse Affinität zu, auf jeden Fall. Und ich glaube, dass vor allem das Zwischenmenschliche sehr wichtig ist, weil ich eben eigentlich Informationen sammle für die Bereichsleitung und brauche aber diese Informationen von anderen, von den Operativen. Und wenn da das Zwischenmenschliche nicht passt, gestaltet sich der Arbeitsalltag sehr schwierig. Also man muss sehr schnell mit Leuten in Kontakt kommen von den Baustellen, sich mit ihnen gutstellen und irgendwie zum Team gehörig werden, damit da der Austausch halt passt. Und das kann ich hier super miteinander verbinden. Ich lebe quasi so ein bisschen in zwei Welten, also Innendienst und Baustelle und kann das sehr gut miteinander kombinieren. Unsere Projekte, die starten eigentlich immer so, dass wir hier eine Kalkulationsabteilung haben, die ein Projekt durchkalkulieren. Und wenn wir dann den Auftrag zu diesem Projekt bekommen haben, entsteht daraus eine Auftragskalkulation, wo dann alle Budgets stehen, die kalkuliert wurden für die entsprechenden Gewerke und Baustellen, Gemeinkosten, alles, was so kostentechnisch in einem Projekt anfallen kann. Dann wird das an mich übergeben. Und ich mache dann eine sogenannte Arbeitskalkulation daraus. Und dann hat man aus dieser Kalkulationsbasis so ein Status Quo zu Beginn des Projektes. Wir haben die und die Erlöse gegenüber dem AG. Wir rechnen mit so und so vielen Kosten, die wir haben. Dementsprechend planen wir ein bestimmtes Ergebnis, was das Projekt am Ende im besten Falle haben sollte. Ja, und meine Aufgabe ist es, das Projekt dann so zu betreuen, dass ich immer Aussagen darüber treffen kann, wo stehen wir eigentlich gerade bei dem Projekt, weil wir sind mit einem bestimmten Soll gestartet. Und das vergleiche ich dann immer mit dem Ist und gucke mir die Kosten an, die Erlösseite, die Leistungen, die wir jeden Monat machen bei den Projekten und soll dann Aussagen darüber treffen, ob wir unsere Sollzahl, also die Planung von dem Baustellenergebnis eventuell anpassen müssen. Für das Jahr oder das Folgejahr oder im Gesamten betrachtet, da gibt es so verschiedene Parameter, die man dann zusammen mit der Bereichsleitung festlegen muss. Und das geht natürlich nur mit einem stetigen Austausch mit der Projektleitung vor Ort, also mit den Operativen, weil ich, wie gesagt, nur eine Art Birdview über das Projekt habe und die einzelnen konkreten Aussagen, warum jetzt etwas teurer geworden ist oder warum wir vom AG nicht entsprechende Erlöse bei dem Nachtrag bekommen haben, das müssen andere beantworten, nicht ich. Aber ich bin dafür zuständig, diese Antworten zu bekommen für die Bereichsleitung. Marie kennt das Bauen von innen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Schon im Studium war sie auf Baustellen unterwegs, als Werkstudentin mitten im Geschehen. Dann kam ihr Kind und mit ihm die Frage, die viele junge Fachkräfte beschäftigt. Wie lassen sich Baustelle, Präsenzpflicht und Familie unter einen Bauhelm bringen? Die Antwort war kein Rückzug, sondern ein Richtungswechsel. Marie stieg über das Nachwuchsprogramm bei Züblin ein, durchlief verschiedene Stationen, schnupperte in die Kalkulation, hatte einen engagierten Mentor an ihrer Seite und blieb, weil sie merkte, im Controlling lassen sich ihr Blick für Zahlen und ihr Gespür für Teams wunderbar verbinden. Heute betreut sie mehrere Projekte parallel, als Bindeglied zwischen Baustelle und Bereichsleitung. Ihre Welt besteht aus Zahlen, Budgets und Tabellen, aber eben auch aus Menschen, Gesprächen, Abstimmungen. Excel allein reicht da nicht. Die monatliche Auswertung wird zur Teamarbeit. Wo stehen wir? Was läuft aus dem Ruder? Was muss angepasst werden? Ich habe sie gefragt, wie sieht dieser Alltag konkret aus? Woran arbeitet sie gerade? Ja, also ich bin hier vor Ort so ein bisschen die Argentante geworden. Das heißt, ich habe relativ schnell zu Beginn schon sehr große Arbeitsgemeinschaften bekommen. Das heißt, wir haben Projekte akquiriert zusammen mit anderen Bauunternehmen. Zusammen mit denen haben wir dann eine Arge gebildet für das Projekt. Und ein Argepartner ist dann technisch federführend, ein Argepartner ist kaufmännisch federführend. Wir sind bei diesen beiden Argen technisch federführend. Das heißt, wir müssen auch das Controlling und die Arbeitskalkulation stellen. Da habe ich zwei Projekte, die ich gerade betreue dafür, die super spannend sind, weil Argen immer so ein bisschen unberechenbar sind. Das ist ein Team, was sich nicht nur aus deinen eigenen Kollegen und Kolleginnen zusammensetzt, sondern auch vom Argepartnerpersonal, was man vorher meistens nicht kennt. Der Argepartner hat meistens auch andere Systeme, Konzernsysteme, die benutzt werden. Für die Abrechnung beispielsweise, aber auch Abläufe auf der Baustelle selber, die der Argepartner normalerweise anders macht als wir. Und da muss man sich als Team gut finden am Anfang, um dann auch als, ja eigentlich ein Unternehmen, was man da bildet bei dem Projekt, gut abwickeln zu können. Und da Teil des Teams zu sein, macht unglaublich viel Spaß, weil man super tief im Austausch ist mit dem Argepartner, was natürlich zum Networking auch perfekt ist, weil ich beispielsweise schon in die Arbeitsstrukturen von Hoch-Tief reingucken konnte. Ich konnte in die Arbeitsstrukturen von Max Bögl reingucken. Und man lernt halt unglaublich viel durch so einen Austausch. Ja, aber es ist natürlich auch sehr herausfordernd auf jeden Fall da, immer mit allen gut auf einer Wellenlänge zu sein und das eigene Unternehmen nicht an erste Stelle zu stellen, sondern eben die Arge, die dann da gebildet wurde. Und das sind meine beiden Projekte, die in diesem Jahr eigentlich, würde ich sagen, die meiste Arbeitszeit von mir verbraucht haben auf jeden Fall. Ich habe da noch ein drittes Projekt dazugekommen. Das ist ein Heizkraftwerk in Berlin, wo wir ein Los akquiriert haben. Das ist auch sehr spannend, weil es öffentliche Hand ist. Auch was ganz anderes. Wir machen das zusammen als Splitting-Baustelle mit dem Spezial-Tiefbau von Züblin. Mit denen hatte ich vorher auch noch nie zu tun. Dadurch auch wieder komplett neue Arbeitswelten, in die man so eintaucht. Neue Kollegen und Kolleginnen, die man kennenlernt dadurch. Einen klassischen Arbeitsalltag bei mir gibt es eigentlich gar nicht. Ich habe zwar immer ganz brav eine Checkliste für den Tag oder die Woche. Diese Liste würde ich gerne abarbeiten, aber meistens kommen immer irgendwelche unvorhergesehenen Dinge dazu. Dann arbeite ich gerade an dem einen Projekt und dann ruft mich der Projektleiter oder die Projektleiterin von dem anderen Projekt an und dann muss man wieder umswitchen. Aber das macht es super spannend. Das ist halt klassische Projektarbeit. Da muss es manchmal super schnell gehen und ganz schnell werden Ergebnisse erwartet. Oder man wird auf einem kurzen Dienstweg kurz angerufen. Und ach, wir haben in einer halben Stunde eine Besprechung. Es wäre super, wenn du daran teilnehmen könntest. Also ich liebe das total. Ich finde, das gibt einem so ein bisschen so einen Kick im Arbeitsalltag. Man muss natürlich eine gute Balance finden, dass man trotzdem noch strukturiert arbeiten kann und seine Sachen natürlich auch abarbeiten muss. Ja, aber das ist so der Reiz an Projektarbeit, würde ich sagen. Marie erlebt ihren Job als etwas Konkretes, Wirksames, keine abstrakte Zahlenwüste. Am Ende jedes Monats steht da der Controllingbericht. Klar, aber vor allem auch dieses gute Gefühl. Wieder ein paar Punkte abgehakt, ein Projekt weitergebracht, ein kurzer Zuruf, der der Bauleitung geholfen hat. Das motiviert. Was sie besonders schätzt, ist die Offenheit im Team, die Vielfalt der Menschen, das Lernen voneinander. Nicht selten bringt sie aus Partnerprojekten Ideen mit, wie zum Beispiel eine besonders clevere Excel-Struktur, die Nachträge, Risiken und Prognosen pro Gewerk sauber abbildet. Sie geht offen mit solchen Inspirationen um, schlägt vor, was man adaptieren könnte und wird gehört. Denn bei Züblin Nordost zählt genau das. Kurze Wege, gemeinsame Runden, echter Austausch. Vorschläge finden Gehör, auch bei der Bereichsleitung. Gerade in einem Team, das alters- und erfahrungsübergreifend zusammenarbeitet, entsteht so eine ganz eigene Dynamik. Die Erfahrung der Alten trifft auf den Tatendrang der Jungen. Natürlich knirscht es trotzdem manchmal. Gerade wenn Controlling, Baustelle und Bereichsleitung im Takt bleiben sollen, bei völlig unterschiedlichen Rhythmen. Wenn Termine eng sind, wenn Baustellenteams nicht sofort erkennen, warum ein weiteres Meeting jetzt wichtig wäre. Dann ist Marie Vermittlerin zwischen Zahlenwelt und Baualltag, zwischen Projektbericht und Projektgeschehen. Nicht immer einfach, aber genau darin liegt für sie die eigentliche Kunst. Ich habe sie gefragt, was macht ihr in diesem Spannungsfeld eigentlich besonders viel Freude und welche Aufgaben gehören eher zur Kategorie Muss halt sein? Was ich super gerne mache, ist natürlich meine Baustellen besuchen. Ich freue mich immer, wenn ich Termine habe auf den Baustellen. Morgen habe ich beispielsweise einen in Ludwigsfelde bei einer Baustelle. Da weiß ich jetzt schon, das wird super. Wir gehen zusammen Mittagessen, tauschen uns da schon aus. Ich bin meistens sogar schon eher da und wir sitzen da zusammen im Container und besprechen noch tausend andere Dinge, bevor wir eigentlich unseren Termin haben. Das sind tolle Sachen, darauf freue ich mich immer. Dann haben wir hier auch immer heiße Runden, muss ich sagen, wenn wir so in die Planzahlen gehen vom Bereich. Also wir müssen immer quartalsweise unsere Planzahlen für den Bereich abgeben, beziehungsweise die Bereichsleitung muss das machen bei der Direktion, die Direktion dann beim Vorstand. Das geht dann so reihauf und am Ende gibt es dann Jahresabschluss und Jahresplanung fürs Folgejahr wieder. Und da braucht die Bereichsleitung immer fundierte Zahlen zu den einzelnen Projekten und da muss es mal sehr schnell gehen und sehr hektisch. Und das sind auch immer so Phasen, klar, die sind auch super nervenaufreibend und manchmal auch schwer vereinbar mit Familie zu Hause, aber die machen auch total Spaß, weil man da als Team zusammenarbeitet. Also das würde ich auch sagen, das sind so Momente im Jahr, die auch immer super lehrreich sind und auf jeden Fall gute teambildende Maßnahmen sind. Ich glaube, was ich persönlich nicht mag, ist, wenn mein ganzer Tag nur aus Besprechungen besteht. Also wenn man gar nicht mehr dazu kommt, irgendwas abzuarbeiten oder ich Besprechungen habe, wo ich gar keinen Mehrwert dazu beitragen kann und wo man sich dann vielleicht fragt, warum sitze ich jetzt hier eigentlich. Da hätte ich auch die Zeit für was anderes nutzen können. Das sind Dinge, die stören mich extrem. Auch E-Mail-Verkehr, der unnötig ist anstatt kurzer Dienstweg und das Handy wird in die Hand genommen und angerufen. Das sind so Sachen, die mag ich auch nicht so gerne, aber da kann man auch gut gegensteuern. Also ich finde, man kann immer mit den Leuten auch dann sprechen und vielleicht dann auch durch Kommunikation vorher auch mal so einen Termin vermeiden, wo man oben sitzt und sich fragt, was mache ich hier eigentlich. Und eine Herausforderung ist auch die neue Generation, die jetzt kommt. Also ich finde es super spannend, dass gerade so viele ganz junge Leute bei uns anfangen. Die ticken aber alle völlig anders, als ich das gewohnt bin. Dabei bin ich gar nicht so viel älter als die, habe ich immer das Gefühl. Aber wenn man sich dann mit denen unterhält, hat man doch das Gefühl, man ist doch viel älter. Die mitzunehmen und deren Denkweise so ein bisschen auch zu verstehen und das so in Einklang zu bringen, das ist auch eine Herausforderung, die uns die nächsten Jahre, glaube ich, auch gut beschäftigen wird, würde ich sagen. Marie Supe kennt das große Ganze und die kleinen Stolpersteine im Zahlenwerk. Doch kein Monatsbericht entsteht im luftleeren Raum. Ihre Arbeit lebt vom Dialog mit denen, die draußen auf der Baustelle täglich Entscheidungen treffen, Prioritäten abwägen, Abläufe jonglieren. Eine von ihnen ist Glenn Stahl, Oberbauleiter auf der Großbaustelle Andreas Quartier in Berlin, verantwortlich für Termine, Kosten, Qualität. Und vor allem für Menschen, denn ohne Kommunikation läuft hier gar nichts. Auch nicht die Zusammenarbeit mit dem Controlling. Marie sorgt dafür, dass die Zahlen stimmen, Glenn dafür, dass die Realität auf der Baustelle nicht aus dem Takt gerät. Zwischen ihnen gibt es feste Schnittstellen, Monatsrunden, Datenabgleiche, kurze Wege per Telefon oder Online-Meeting. Was nach nüchterner Abstimmung klingt, ist in Wahrheit ein sensibles Zusammenspiel, denn nicht immer fließen die Infos von der Baustelle wie bestellt, nicht jeder sieht sofort den Sinn hinter einem weiteren Bericht. Marie braucht Fingerspitzengefühl, Glenn das Verständnis, dass Maries Arbeit nicht Kontrolle ist, sondern Rückendeckung. Beide begegnen sich auf Augenhöhe, mit klar verteilten Zuständigkeiten, aber einem gemeinsamen Ziel, das Projekt erfolgreich zu steuern. Ich wollte von Glenn wissen, wie sieht sein Alltag auf der Baustelle aus, welche Aufgaben gehören dazu und worauf kommt es an, wenn man die Verantwortung für ein Großprojekt trägt? Mein Name ist Glenn Stahl, ich bin Oberbauleiter bei der Firma Züblin. Mittlerweile seit zwölf Jahren im Unternehmen, habe direkt nach dem Studium begonnen. Ich bin als junger Ingenieur eingestiegen, als Praktikant eigentlich, aber dann als junger Ingenieur eingestiegen. Und wachsen tut man ja immer, indem man peu à peu mehr Verantwortung bekommt, indem das Spektrum immer größer wird. Es hat natürlich angefangen als junger Ingenieur, dass man zugearbeitet hat für den Bauleiter. Dann irgendwann war ich mal Bauleiter, dann habe ich einzelne Berge betreut auf einer großen Baustelle. Und immer wenn ich mitbekommen habe, jetzt ist gerade eine Etappe erreicht, wo ich mich wie in einer Komfortzone fühle, mir geht alles so gut von der Hand, dann habe ich mir selber auch gedacht, ich könnte mal einen Schritt weiter über den Horizont raussuchen und habe es dann auch klar mit meiner jeweiligen Fügungskraft besprochen und dann wurde mir noch mehr zugetan. Irgendwann war ich Projektleiter, habe dann so ein ganzes Projekt geführt. So ist man mit seiner Verantwortung, seinem Leistungsspektrum peu à peu gewachsen. Und dann war ja auch schon die Frage, was eigentlich meine Aufgaben sind als Oberbauleiter. In der Tat werde ich das öfter gefragt, auch in meinem Bekanntenkreis. Die denken immer so, Bauleitung, was macht man da eigentlich? Und der Oberbauleiter, was soll denn das sein? Und mir wurde in der Tat auch schon mal die Frage gestellt, ob das ein Ganztagsjob ist. Bist du da eigentlich den ganzen Tag tätig? Und dann sagen sie, es gibt Bauarbeiter, es gibt Pläne und dann wird ein Haus ausgestattet. Was machst du denn da jetzt eigentlich noch so auf die Art? Dem bin ich mal entgegengekommen und habe gesagt, es gibt auch ein Schiff. Die Kohlen sind da, ich schaufle die Kohlen, aber trotzdem muss das Schiff irgendwie in den Hafen kommen. Das ist mir damals so spontan eingefallen und das fand ich eigentlich wirklich zutreffend als Sinnbild für meine Aufgabe, die ich habe. Als Oberbauleiter sehe ich mich eigentlich so als Kapitän eines Frachters. So übergeordnet steuere ich sozusagen das Projekt, verteile die Aufgaben an mein Bauleitungsteam, an meine Offiziere und halte eigentlich den Kurs vor Augen. Und habe auch die Verantwortung, dass dieser Frachter mit seiner Ladung auch fristgerecht und auch heile im Hafen ankommt, um den Bauherrn dann auch zufriedenzustellen. Ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung gemacht, aber ich habe kein Handwerk gelernt. Ich habe eine technische Ausbildung gemacht zum Vermessungstechniker. Während der Ausbildung habe ich die Arbeit auf den Baustellen mitbekommen. Die machte mir irgendwie am meisten Spaß. Ich fand auch den Ton, den rauen Ton, den direkten Ton, diese klare Sprache, die fand ich immer ganz gut. Im Büro fand ich es immer so ein bisschen, es war mir zu fad, muss ich sagen. Und da dachte ich nach der Lehre, ich möchte gerne Bauleitung machen. Ich würde gerne auf dieser Baustelle sein und mitgestalten und ein Teil davon sein. Und dann habe ich angefangen zu studieren, Bauingenieurwesen. Ich habe konstruktiv vertieft, also habe Statik vertieft, aber auch nur vor dem Hintergrund, dass ich die Technik und das Ganze dahinter verstehen möchte vom Hochbau. Und mir war aber schon immer klar, dass ich in diese Bauleitung, diesen baubetrieblichen Part dieses Berufes einsteigen möchte. Ich habe während des Studiums auch ein Praktikum gemacht bei Züblin und konnte da auch schon eintauchen, habe gesehen, was machen die da eigentlich. Und dann hatte ich bei Züblin angefangen, genau. Glenn Stahl ist keiner, der lange um den heißen Prei redet. Klare Worte und ein gutes Gespür dafür, wann es Zeit ist, das nächste Etappenziel in den Blick zu nehmen. Seine Karriere bei Züblin gleicht einer Seereise mit wachsender Mannschaft. Vom Praktikanten zum Oberbauleiter, Schritt für Schritt, immer mit wachem Blick für neue Aufgaben, neue Horizonte. Sein Bild vom Frachtschiff, das sicher in den Hafen gesteuert werden muss, bringt es auf den Punkt. Oberbauleitung heißt, den Überblick zu behalten, Entscheidungen zu treffen, Teams zu führen und trotz aller Komplexität Kurs zu halten. Doch wie sieht das konkret aus, wenn das Schiff nicht nur auf dem Papier existiert, sondern mitten in Berlin liegt, mit Bauzaun, Kran und Koordinationsmarathon? Ich wollte wissen, was passiert gerade auf der Baustelle des Andreas Quartiers? Was macht das Projekt besonders und in welcher Phase steckt es gerade? Das Andreas Quartier ist ein relativ großes Rohbauvorhaben von uns. Technisch gesehen ist es jetzt nicht unbedingt komplex, weil in unserem Bereich sind die Schlüssel fertig aufgestellt und unsere Bauaufgabe dort am Andreas Quartier ist jetzt eigentlich nur der reine Rohbau. Da gibt es natürlich auch ein paar Highlights in dem Rohbau. Wir haben vorgespannte Ortbetondecken, wir haben schräge Stahlverbundstützen und wir haben auch so ein integratives Stahlverbundfachwerk. Wenn man jetzt nur auf den Rohbau guckt, sind das schon gewisse Highlights, wo man auch eine enge Abstimmung mit Planern durchführen muss. Aber von der Komplexität ist es, wie gesagt, jetzt nicht das Anspruchsvollste vom technischen Gesichtspunkt her. Vom baulichen sieht es schon wieder ein bisschen anders aus, weil es wirklich ein Riesenvorhaben ist. Wir reden davon 85.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Wir bringen da wirklich viel Beton ein, 60 .000 Kubikmeter in 20 Monaten. Das ist schon eine gewaltige Menge. Wenn man das jetzt mal runterrechnet auf den Tag, ist es durchschnittlich haben wir da 18 Betonmischfahrzeuge, die auf Baufeld fahren. Wir haben natürlich auch Spitzenbetonagen, also an der Bodenplatte in der Gründung damals gehabt. Bis zu 100 Autos sind dann aufgefahren, waren um die 800 Kubikmeter. Das ist schon eine Herausforderung. Wir haben 160 gewerbliche Arbeitskräfte draußen, die auch koordiniert werden müssen durch uns. Und das Besondere dabei ist auch die innerstädtische Lage. Wir sind ja direkt in einem Wohngebiet. Unser Baufeld ist sieben Meter von der S -Bahn-Trasse entfernt, zwischen Janowitzbrücke und Ostbahnhof. Das ist schon sehr beengt. Und es bedarf dann auch einer wirklich gut abgestimmten Baulogistik. Das ist dann wirklich auch sehr gut getaktet bei uns. Wir haben dann auch sehr viele Instrumente vom digitalen Lieferkalender über eine Taktsteuerungstafel. Wir haben da unsere festgelegten Lagerplätze. Wir verfolgen da auch so eine 5S-Standard, das ist so ein Konzernstandard, den wir haben, der unbedingt auch notwendig ist, um so einen reibungslosen Bauablauf gestalten zu können. Eine weitere Besonderheit auf dieser Baustelle ist, dass wir das in einer Arbeitsgemeinschaft mit einer anderen Firma durchführen, diesen Rohbau mit einem mittelständischen Unternehmen. Das ist natürlich auch eine Herausforderung für uns. Es sind zwei verschiedene Arbeitsweisen, Mittelständler und wir als Konzern, die da aufeinandertreffen. Zumal ich auch sagen muss, dass unser ganzes Team jetzt auch neu war. Man kannte sich untereinander nicht. Das ist natürlich auch immer eine sehr große Herausforderung, bis ein Team wirklich zusammenwächst und als Einheit funktioniert. Da braucht man ein bisschen Zeit. Die Stärke eines Teams lebt ja davon, dass man ganz klar miteinander kommunizieren kann und jeder seine Stärken und Schwächen kennt. Wenn man Sicherheit nicht kennt, hat man manchmal, ich will es mal nennen, eine falsche Höflichkeit. Dann traut man sich nicht immer so klare Worte zu sagen. Für eine Teameinheit ist es eigentlich nicht förderlich, wenn man sich hier und da zurückhält. Aber diese Phase, die haben wir hinter uns gelassen, hat schon ein paar Monate gedauert, bis man sich da so zusammengeruckelt hat. Jetzt laufen wir ganz gut zusammen. Das Bauleitungsteam, das ich jetzt dort führe, besteht aus vier Bauleitern und aus vier Polieren. Da wird natürlich jedem eine Aufgabe zugeteilt. Großprojekte wie das Andreas-Quartier sind komplexe Gebilde. Man steuert sie nicht im Alleingang. Glenn muss Abläufe managen, Budgets im Blick behalten, mit Bauherrschaft und Fachplanerinnen und Planern kommunizieren und dabei ständig Prioritäten neu sortieren. Wöchentliches Jour fix mit der Planung, Monatsrunden zu Zahlen und Budgets, dazu ein Team, das geführt, motiviert und begleitet werden will. Kein Tag ist wie der andere und manchmal reichen kurze Wege und ein gutes Bauchgefühl mehr als jede Excel-Tabelle. Mich hat interessiert, was sagt jemand wie er einem jungen Menschen, der gerade überlegt, ob Bauleitung der richtige Weg sein könnte? Was braucht es für diesen Job? Grundlegend, wenn man sich für die Bauleitung entscheidet, muss man sich im Klaren sein, dass es eine sehr vielfältige Aufgabe ist. Man muss das, was man im Studium mitbringt, ein konstruktives Wissen mitbringen. Man muss ein kaufmännisches Wissen haben, man muss rechtlich sicher sein und ein bisschen Psychologie gehört auch noch dazu, um mit den Leuten umgehen zu können und die dahin zu bewegen, wo man es gerade benötigt. Aber ich glaube, was ich denen als erstes raten oder mitgeben würde, ist eine ganz klare Kommunikation. Eine ganz klare Kommunikation ist das Wichtigste an diesem Beruf. Dass man genau weiß, erst mal diese Performance zu haben. Wie spreche ich denn eigentlich mit wem? Und auch alle zusammenzuholen und alle auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Das ist eigentlich das Wichtigste. Dass keiner außen vor gelassen wird. Ich wusste eigentlich nichts davon, dass alle auf dem gleichen Wissensstand sind. Dann funktioniert so ein Bauvorhaben fast von selbst. Das Zweite ist, dass man ein bisschen Erfahrung mitbringen muss. Man kann natürlich keine Bauleitung machen, wenn man vorher nie auf dem Bau war und gar nicht weiß, was die Leute da eigentlich machen. Das sollte man eigentlich vorher auch schon machen, bevor man in den Beruf einsteigt. Es ist natürlich hier und da sehr stressig und man muss sehr organisiert sein. Man muss in Stresssituationen Ruhe bewahren können. Und auch mit kühlem Kopf Entscheidungen treffen zu können. Das kann man nur, wenn man mehr agiert, als man nur reagiert. Man muss eigentlich schon so organisiert sein, dass man schon direkt weiß, was hole ich aus der Schublade, wenn ein folgendes Problem auftritt. Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen zu treffen und sich darüber bewusst zu sein, dass man für den Erfolg als auch für den Misserfolg einstehen muss. Das ist eigentlich, was die Verantwortung ausmacht. Und jetzt in meiner Position als Oberleiter habe ich jetzt nicht nur die Verantwortung für meine Entscheidungen, sondern auch für die Entscheidungen, die mein Team, mein Bauleiter trifft. Das ist ganz klar. Da ist es mir natürlich auch wichtig, da gebe ich halt meinem Team auch mit. Die haben natürlich Entscheidungsgewalt, aber ich gebe denen natürlich Leitplanken, wo die sich halt bewegen können, um Entscheidungen treffen zu können. Es gibt natürlich auch sehr weitreichende Entscheidungen, die ich jetzt nicht unbedingt einem Polierer oder einem Bauleiter zumuten muss, was jetzt irgendwie projektweisend ist. Aber ganz klar sehe ich meine Verantwortung auch darin, dahinter zu stehen, hinter meinen Leuten und deren Handeln. Wer durch ein fertiges Gebäude läuft, sieht oft nur das Resultat. Architektur, Räume, Materialien, vielleicht noch ein paar Logos auf dem Bauzaun. Doch was man nicht sieht, ist das System dahinter. Die unzähligen Entscheidungen, die Menschen, die sie treffen, die, die den Überblick behalten, auch wenn um sie herum alles in Bewegung ist, die, die auf der Baustelle Lösungen finden, wenn der Plan längst an seine Grenzen stößt, die, die das Chaos ordnen, mit Tabellen, mit Tools, mit Teamgeist. Diese Doppelfolge von Architektourist ist ein Blick hinter die Kulissen, eine Einladung in den Maschinenraum großer Bauprojekte und eine Einladung in die Zukunft.

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