#62 What if – Eine Ausstellung als Einladung zum Perspektivwechsel
DGNB, nachhaltige Architektur und die Frage: Wie kommuniziert man Wandel?
05.12.2025 33 min
Zusammenfassung & Show Notes
Was wäre, wenn wir nicht mehr neu bauen dürften? Wenn wir mit dem auskommen müssten, was da ist? Oder wenn wir uns ganz ehrlich fragen würden, wie viel Fläche und Komfort wir wirklich brauchen? In dieser Episode nehme ich euch mit in die Ausstellung „What If: A Change of Perspective“, der ersten eigenen Ausstellung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Sie ist vom 13. Dezember 2025 bis 28. Januar 2026 im Aedes Architektur Forum in Berlin zu sehen.
Die Ausstellung will Denk- und Handlungsmuster aufbrechen und zugleich zeigen, wie Architektur auf die drängenden Fragen unserer Zeit reagieren kann. Dazu spreche ich mit Dr. Christine Lemaitre, geschäftsführender Vorstand der DGNB, über die Beweggründe und Erwartungen hinter der Ausstellung sowie über das Ziel, Menschen nicht zu belehren, sondern zum Nachdenken und Mitmachen einzuladen.
Expertin in dieser Episode:
Dr. Christine Lemaitre – Geschäftsführender Vorstand DGNB e. V.
Links zur Folge:
Ausstellung What if – A Change of Perspective bei Aedes
DGNB – Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur
Projektseite zur Mehrzweckhalle Ingerkingen von Atelier Kaiser Shen
Atelier Kaiser Shen
Habitat 2030 – Klimafrühstück
StudioVlayStreeruwitz
Cover: oup.studio
Die Ausstellung will Denk- und Handlungsmuster aufbrechen und zugleich zeigen, wie Architektur auf die drängenden Fragen unserer Zeit reagieren kann. Dazu spreche ich mit Dr. Christine Lemaitre, geschäftsführender Vorstand der DGNB, über die Beweggründe und Erwartungen hinter der Ausstellung sowie über das Ziel, Menschen nicht zu belehren, sondern zum Nachdenken und Mitmachen einzuladen.
Expertin in dieser Episode:
Dr. Christine Lemaitre – Geschäftsführender Vorstand DGNB e. V.
Links zur Folge:
Ausstellung What if – A Change of Perspective bei Aedes
DGNB – Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur
Projektseite zur Mehrzweckhalle Ingerkingen von Atelier Kaiser Shen
Atelier Kaiser Shen
Habitat 2030 – Klimafrühstück
StudioVlayStreeruwitz
Cover: oup.studio
Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.
Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.
Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.
Transkript
Willkommen bei Architektourist, dem Podcast für Architektur, Bautechnik und Baukultur.
Was wäre, wenn wir einfach mal anders denken würden?
Nicht entlang von Zuständigkeiten, Gewohnheiten oder Erwartungshaltungen, sondern ganz neu.
Freier, offener, radikal in der Sache, aber sanft in der Form.
Genau dazu lädt die erste Ausstellung der DGNB, der Deutschen Gesellschaft für
nachhaltiges Bauen, ein.
Ihr Titel What If – A Change of Perspective In dieser Episode schauen wir uns
das Ausstellungskonzept genauer an.
Dafür habe ich mit Dr. Christine Lemaitre gesprochen, der Geschäftsführerin der DGNB.
Bereit für den Perspektivwechsel?
Dann geht's jetzt los!
Stell Dir vor, Du betrittst eine Ausstellung zum nachhaltigen Bauen.
Und nichts daran erinnert an das Übliche. Keine grünen Balken,
keine Diagramme, keine wohlmeinenden Belehrungen.
Stattdessen empfängt Dich ein Satz. What if? Was wäre wenn?
Leise, freundlich, fast wie ein Nicken in Deine Richtung.
Als wollte Dir jemand sagen, lass doch mal kurz los.
Denk frei, stell Deinen gedanklichen Rucksack für einen Moment ab.
All die Berufsrollen, Routinen, Alltagslogiken und komm mit auf eine kleine Reise.
Durch die Zeit, durch Positionen und mitten hinein in die Idee,
dass es bei Nachhaltigkeit nicht um Meinungen gehen muss, sondern ums gemeinsame Verstehen.
So heißt die erste Ausstellung der DGNB.
Gezeigt wird sie in der Galerie Aedes in Berlin vom 12.
Dezember 2025 bis zum 28. Januar 2026.
Und sie ist vieles, nur keine Leistungsschau, kein Vitrinenfest der Zertifikate,
kein Schaulaufen grüner Standards.
Hier geht's ums Denken und ums Umdenken.
Um Fragen, Impulse, Möglichkeitsräume.
Keine fertigen Lösungen, kein Fingerzeig, vielmehr ein Raum für Unfertiges und
für das Staunen, wenn scheinbar Selbstverständliches plötzlich ins Wanken gerät.
Wer in die Ausstellung geht, wird nicht beschallt, sondern angesprochen,
wird nicht überzeugt, sondern gefragt.
Was wäre, wenn wir anders bauen, anders denken und gemeinsam weiterkommen?
Ich habe mit Dr. Christine Lemaitre über diese Ausstellung gesprochen.
Sie ist Bauingenieurin, seit 2010 geschäftsführender Vorstand der DGNB und seit
Jahren eine der prägenden Stimmen für nachhaltiges Bauen im deutschsprachigen Raum.
Sie hat den Aufbau und die internationalen Aktivitäten der DGNB maßgeblich mitgestaltet,
von der Entwicklung des Zertifizierungssystems bis zu globalen Netzwerken für
klimaorientiertes Bauen.
Ich wollte von ihr wissen, was diese Ausstellung bewirken kann und was passiert,
wenn man wirklich bereit ist, die Perspektive zu wechseln.
Christine, ihr habt ja bisher noch keine Ausstellung gemacht.
Wie kam es, dass ihr das jetzt angeht?
Ja, also es kam eher so ein bisschen zufällig dazu,
dass wir einfach gesagt haben, nach 13 Jahren Deutscher Nachhaltigkeitspreis
Architektur würden wir eigentlich gerne mal diese Reihe auch zeigen,
auch der Projekte und die auch in den Kontext setzen und dann in der weiteren Auseinandersetzung.
Damit haben wir eigentlich auch festgestellt, dass wir als DGNB,
glaube ich, nach wie vor ein bisschen die Herausforderung haben,
dass die Leute uns nicht so richtig einordnen können.
Politik versteht uns immer nicht richtig, weil wir keine Interessensvertretung machen.
Wir kommen nicht mit irgendwelchen Forderungen für irgendwie eine Berufsgruppe
oder eine Industrie, sondern wir kommen ja eigentlich inhaltlich aus dieser inhaltlichen Sicht.
Und das ist, glaube ich, dann oftmals einfach auch für andere Akteure,
Verbände, Kammern, Politik total schwer zu verstehen.
Und aus dieser Gemengelage kam eigentlich dann die Idee zu sagen,
vielleicht ist ja eine Ausstellung genau das richtige Format,
um das mal auszuerzählen in einer sehr einfachen und vielleicht auch ein bisschen anderen Art,
weil man einfach auch dieses Multidimensionale da nochmal anders auch darstellen kann,
als wenn man das jetzt irgendwie in den Text schreibt oder wenn man irgendwo,
muss man ja ehrlich sagen, wir halten ganz viele Vorträge, 20,
30 Minuten, was kann ich denn da überhaupt sagen? Also was kommt denn überhaupt bei den Leuten an?
Und so kam dann eigentlich die Idee zu sagen, wir haben schon irgendwie viel probiert.
Wir müssen mehr machen. Also wir müssen auch mehr machen zum Thema Nachhaltiges Bauen.
Wir kennen ja alle die aktuelle politische Situation, die Kräfte,
die irgendwie versuchen, das alles wieder zurückzudrehen, wo man irgendwie sich
so denkt, in welcher Welt lebt man hier eigentlich?
Also kann sich ja jeder ganz persönlich auch mal überlegen, wann man Geburtstag
hat und wie der Geburtstag vor 30, 40 Jahren wieder oft das Wetter war.
Also bei mir persönlich kann ich da schon sagen, oh, das war schon ganz anders.
Und auf der anderen Seite sehen wir auch in dem Nachhaltigkeits-Bubble.
Dass dieser Trend, das Rad nochmal neu zu erfinden, auch gerade irgendwie sich
so ein bisschen, es fühlt sich an, wie so alle überdrehen gerade.
Also man sieht überall Initiativen und alle machen irgendwie Bauwende,
Bauwende jetzt und es reicht nicht.
Und in dieser ganzen Gemengelage haben wir gesagt, wir wollen die Geschichte DGNB,
unsere Sicht auf die Dinge nochmal anders erzählen und hoffen eigentlich,
dass so ein Format der Ausstellung auch geeignet ist, dass die Leute da vielleicht
auch ein bisschen mehr Selbstreflexion für sich selber im stillen Raum hinkriegen.
Und vielleicht für dich sich auch ein bisschen was anders verstehen und hoffentlich
auch viele zu motivieren, zu sagen, Mensch, stimmt eigentlich,
wir müssen nicht alles neu erfinden.
Die Sachen haben einen Kontext, haben teilweise eine Entwicklung und vielleicht
kommen wir dann auch dazu, dass viel mehr Leute dann auch sagen,
okay, eigentlich gar keine Raketenwissenschaft.
Vielleicht mal zusammenarbeiten, anstatt irgendwie nochmal das 20.000.
Positionspapier zu schreiben, das keiner liest.
Ja, und so ist quasi die Gemengelage und deswegen eine Ausstellung.
Vielleicht ein sehr unübliches Format für eine Organisation.
Also ist das echt eine Ausstellung für alle, nicht nur für die üblichen Verdächtigen
aus der Architekturblase?
Überhaupt nicht. Nee, wirklich jeden, denen das Thema interessiert.
Wir haben auch ganz bewusst gesagt,
in einer Architekturgalerie, wo wir eigentlich immer Büros ausstellen und dann
kommt so eine DGNB, weil wir schon vielleicht auch ein bisschen sagen,
naja, viele Architekten haben ja uns gegenüber auch Vorurteile,
reiben sich mit dem DGNB-System der sehr technischen Übersetzung dieses Nachhaltigkeitsverständnisses.
Und das wollen wir natürlich in der Ausstellung auch mal erklären,
dass wir ja genau eigentlich unserer Meinung nach solche Instrumente brauchen,
um von dieser Metaebene, wir wollen irgendwie nachhaltig bauen,
wir müssen das Klima schützen, wir müssen Klimaadaption machen,
müssen wir es doch auch übersetzen an all die Akteure, die dann halt später
in so ein Bau- oder Sanierungsprojekt dann auch reinkommen.
Und nicht jede ausführende Firma, nicht jeder Handwerker hat irgendwie Lust
auf die große Meta-Geschichte und sich dann selber zu überlegen,
was bedeutet das jetzt für mich?
Und genau an dieser Schnittstelle ist ja das DGNB-System als Werkzeug positioniert
und deswegen haben wir eben auch gesagt, gerade in der Architekturgalerie,
um die Architekten da vielleicht nochmal ein bisschen anders auch zu erreichen.
Aber die Ausstellung soll sich wirklich an alle richten, die sich mit dem Thema
Nachhaltigkeit bauen, die sich interessieren und natürlich auch gerne Menschen,
die das nicht mal beruflich machen.
Aber wir wohnen ja alle irgendwo, wir arbeiten irgendwo, wir gehen irgendwo
oder gingen zur Schule, unsere Kinder gehen in Schulen.
Und es macht mich ehrlich gesagt immer so ein bisschen betroffen,
dass die Menschen so eine immens hohe Toleranz gegen schlecht gebaute Umwelt haben.
Dass wenn man sich nicht von Berufswegen damit beschäftigt, man akzeptiert es
so. Ich finde Infrastrukturbaumaßnahmen sind ja immer schön.
Und immer, wenn sich die Leute irgendwie damit beschäftigen, geht es ums Geld.
Und das ist natürlich schon auch die Hoffnung, dass wir wirklich jetzt sagen,
das ist nicht primär für Architekten, sondern das ist eigentlich für alle,
für die Menschen hinter dem Beruf gedacht und natürlich dann auch gerne außerhalb des Bubbles.
An dieser Stelle unterbreche ich kurz mein Gespräch mit Christine Lemaître und
lade euch ein zu einem kleinen gedanklichen Rundgang durch die Ausstellung.
What if – A Change of Perspective ist keine Ausstellung im klassischen Sinn.
Kein Projektparcours, keine Heldenerzählung in Architekturmeilenstein.
Sie ist, wie der Name schon sagt, ein Perspektivwechsel. Und der beginnt schon
beim ersten Schritt in die Galerie.
Ein Zeitstrahl empfängt Dich, ausgerollt wie ein roter Teppich der Erinnerung
und doch ganz sachlich gegliedert in drei Spuren.
Die erste zeigt, wie sich die gesellschaftliche und fachliche Debatte rund ums
nachhaltige Bauen entwickelt hat, in Deutschland, aber auch europaweit.
Die zweite folgt der DGNB. Welche Standards wurden wann eingeführt?
Welche Zertifikate vergeben? Und die dritte Spur erzählt Architekturgeschichte
mit den Gewinnerprojekten des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur.
Alle drei Ebenen greifen ineinander, verortet wie Koordinaten auf einer großen
gedanklichen Landkarte.
Aus Zeit wird plötzlich Raum und aus Vergangenheit ein Gefühl für Zusammenhänge.
Dann kommt die Wand, oder besser, ein ganzes Wimmel-Universum.
Ein riesiges Wandbild, gezeichnet, verspielt, überzogen, voller Anspielungen und absurder Details.
Ein Skifahrer auf einem Rathausdach, ein Flugzeug, das über ein Neubaugebiet donnert.
Alles im Maßstab, alles basierend auf realen Projekten.
Und trotzdem wirkt es wie ein Traum oder eine Karikatur. Die Botschaft dahinter ist einfach.
Gute Architektur ist mehr als Technik und Material.
Sie braucht Kontext, Beziehung, Einbettung ins Ganze.
Und dann wird's konkret. Sechs Themenbereiche warten, gestapelt,
gerastert, geordnet in großen, weißen Pappwürfeln.
Jeder beginnt mit einer Frage, was wäre wenn, und lädt ein, Denkgewohnheiten zu lockern.
Es geht um Klimaschutz, um Anpassung und Resilienz, um Biodiversität,
um Bestand und Fläche, um Gemeinschaft und, nicht ganz ohne Schmerz, um Kosten und Risiken.
Zu jedem Bereich gibt's Realszenen, Fotos aus echten Projekten.
Dazu Impulse, zum Beispiel sollte jedes Gebäude Leben stiften.
Und kurze Texte, die weiterführen, etwa zum Gebäuderessourcenpass oder anderen Tools der DGNB.
Alles ist klar und direkt, keine Fachsimpelei, kein Blabla, stattdessen Lust aufs Weiterdenken.
Auch die Architektur selbst spielt mit, unaufdringlich, aber wirkungsvoll.
Es gibt Modelle, Fotos, Bewegtbild.
Ein kleiner Sonderbereich namens Vielfalt zeigt eine Projekte-Kugel und Videos
von Finalistinnen und Finalisten des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur.
Und dann folgen zwei Räume zum Mitnehmen, oder besser zum Weitertragen.
Wissen und System erklärt das
Prinzip der DGNB-Zertifizierung als Ordnungsrahmen für all das Gesehene.
Und im letzten Bereich, Engagement, warten Gesichter auf Dich.
15, vielleicht 20 Stimmen aus der Branche.
Persönlich, bewegend, ein Aufruf zur Mitgestaltung.
Ohne Moralkeule, ohne Pathos. Einfach, mach mit.
So schließt sich der Kreis. Oder besser, öffnet sich ein Neuer.
Denn was wäre, wenn Du mit einer anderen Frage rausgehst, als Du reingekommen bist?
Und genau an diesem Punkt setze ich wieder im Gespräch mit Christine Lemaitre an.
Da, wo Routinen aufbrechen und neue Gedanken entstehen dürfen.
Ich habe sie gefragt, was für sie persönlich hinter diesem Perspektivwechsel steckt.
Ja, im Grunde ist es ja der Perspektivwechsel, mal das Thema nachhaltiges Bauen
aus Sicht der DGNB zu verstehen, nämlich genau nicht als Interessensvertretung,
nicht als Businessmodell,
sondern wirklich zu sagen, was wäre, wenn es uns wirklich allen ums Inhaltliche gehen würde.
Was wäre, wenn wir einfach sagen, wir wissen, wir müssen CO2-neutral bauen,
wir müssen positiv für die Biodiversität
agieren, wir haben eine soziale Verantwortung, wenn wir bauen.
Was wäre, wenn wir unser eigenes Geschäftsmodell, unsere Bedenken,
unsere Zwänge, in denen wir ja alle und Menschen auch in Unternehmen,
das verstehen wir ja, das sehen wir jeden Tag.
Aber wenn man einfach mal sagt, man realisiert es und wir lassen uns wirklich
mal darauf ein, zu sagen, was wäre, wenn ich wirklich mal mich nur auf das konzentriere,
was inhaltlich sinnvoll ist. Was macht das eigentlich mit mir?
Und finde ich dann nicht vielleicht auch wieder zurück in der eigenen Reflexion,
in meinem eigenen Handeln, in meinem eigenen Job, in meiner Abteilung,
wo auch immer, vielleicht dann doch auf irgendwie Ansatzpunkte meinen Beitrag zu leisten?
Weil wir sind ja schon, vielleicht auch in Deutschland, aber ich glaube,
das ist vielleicht gar kein so deutsches Problem.
Wir sind schon so die Weltmeister des Bedenkenträgertums.
Also es ist ja immer ja, aber. Also es ist ja ganz schlimm, dass man eigentlich,
das finden wir als DGNB schlimm, wie gesagt, wir kommen aus dem Inhaltlichen
und man muss ja sich irgendwie tot argumentieren, für was eigentlich? Dass wir besser bauen?
Weil wenn ich baue, ist mir doch egal, Qualität gibt es dafür niemanden,
der sagt, hey, das geht doch nicht.
Und wenn man sagt, man will nachhaltig bauen, dann muss man den Business Case
bringen, man muss sich die ganzen Wenn-Abers idealerweise vorab überlegen.
Und ich glaube, mal an die Bauschaffenden gerichtet, wir alle wissen das doch,
es passiert nie immer alles so, wie man sich das plant. Trotz aller Wünsche
eine sehr abgeschlossene Planung zu haben, gibt es ja das Unwort der baubegleitenden Planung.
Das sollte man natürlich minimieren, das findet aber irgendwie immer statt.
Man muss immer reagieren und wenn es um Nachhaltigkeit geht,
dann aber, dann muss bitte alles perfekt vorab abgesichert sein.
Und diesen Perspektivwechsel, diese Selbstreflexion, die hoffen wir uns da.
Weil das ist unsere Perspektive auf die Dinge.
Nicht zu fragen, oh Gott, oh Gott, wie geht denn das jetzt alles?
Sondern zu sagen, da wollen wir hin, wir machen das heute nach bestem Wissen und Gewissen.
Wir übersetzen das in Schulungen, in Kriterien im System, in Aktivitäten, die wir machen.
Und wir lernen ja auch ständig. Und das vielleicht nochmal zurück auch zu den
Projekten Deutscher Nachhaltigkeitspreis, die wir in 13 Jahren ausgezeichnet haben.
Dafür stehen ja diese Projekte auch. Da sieht man eigentlich auch diese Reise,
die wir ja alle gemeinsam in dieser Nachhaltigkeitsdiskussion gehen.
Von diesem sehr eher technischen Verständnis hin zu immer mehr Sanierung,
immer mehr erneuerbare Rohstoffe auch eingesetzt, vielleicht auch immer unaufgeregter werdend,
weg von diesen flashy Show-Architekturen.
Und ich glaube, diese Perspektive müssen wir halt auch einnehmen,
dass wir nicht dieses Perfekte heute schon wissen oder uns anmaßen,
sondern zu sagen, das ist die Reise und da gehen wir jetzt alle mal gemeinsam
hin und wenn wir was Neues lernen, dann ist doch super.
Das mit dem Scheitern ist ja so eine Sache. Gerade beim nachhaltigen Bauen hat
man oft das Gefühl, es muss alles von Anfang an perfekt sein.
Kein Platz für Versuch und Irrtum.
Genau. Und jetzt muss man doch mal ehrlich sagen, wenn wir durch unsere Städte
fahren, gehört ja Scheitern schon auch mit dazu.
Wir sehen so viel schlecht gebaute Umwelt.
Und ich finde das auch ganz schlimm in der aktuellen Diskussion um einfach bauen,
bezahlbares Wohnen. Es ist schnell und billig bauen.
Die sozialen Themen, die Verantwortung, die wir haben, gerade für Menschen,
die nicht die Wahl haben, wo sie wohnen und wie sie wohnen, das ist überhaupt
nicht mehr Teil der Diskussion.
Und wir bauen doch im Grunde die sozialen Brennpunkte der Zukunft.
Eigentlich sollten wir es besser wissen.
Aber die Währung, die jetzt wieder so dominant ist, ist der Euro,
ist das Geld. Und über das Geld kann man irgendwie jetzt alles andere wieder ausschalten.
Und ich glaube da, deswegen auch der Zeitpunkt, müssen wir doch sagen,
wir haben doch auch schon viel erreicht.
Es ist ja gar nicht so, das finde ich auch gerade so schwierig in diesen Diskussionen.
Dass man ja quasi viel erreicht hat. Auch in Deutschland.
Wir haben eine ganz hohe Bauqualität.
Wir haben ganz tolle Bauprodukte.
Also egal, wo man hinfährt in der Welt und gute Projekte sieht,
natürlich auch teilweise ein bisschen diese Showarchitektur.
Da sind ganz viele deutsche oder europäische Produkte verbaut.
Wir genießen so ein hohes Ansehen im Ausland für unser Ingenieurskönnen,
für unsere Architektur, für unsere gebaute Umwelt.
Und wir in Deutschland führen gerade eine Diskussion, dass wir quasi in den
Rückspiegel gucken und Sachen infrage stellen, wo man eigentlich sagt,
naja, das machen doch mittlerweile alle.
Warum ist das auf einmal irgendwie ein Problem, dass wir eine gute gedämmte
Gebäudehülle haben? Warum sollte ich denn den Außenraum heizen oder kühlen?
Also und das sind so Dinge, glaube ich, wo wir jetzt schon sagen müssen,
wir haben ja auch eine Evolution hinter uns und wir dürfen die auf keinen Fall
jetzt irgendwie infrage stellen und wieder irgendwie 20 Schritte zurückgehen.
In Deutschland heißt es ja gern, wenn was nicht perfekt läuft,
reden erstmal alle nur über das Schlechte.
Ihr wollt mit der Ausstellung aber gerade nicht in diese Falle tappen.
Kein pädagogischer Zeigefinger, kein Missionieren.
Wie bringt ihr da eure Themen unter, ohne dass es belehrend rüberkommt?
Da sind wir auch ein bisschen aufgeregt, auf wir das geschafft haben,
weil das kommt natürlich auch nicht gut an.
Wir haben einfach unterschiedliche Elemente in der Ausstellung.
Ich finde zwei ganz wesentliche Elemente, wo wir quasi auch jeweils eine große Wand bespielen.
Eine ist so ein Zeitstrahl, eigentlich so der Entwicklung der Nachhaltigkeitsumweltthemen
global, wie auch quasi auf Gebäudeebene.
Einfach um den Menschen und das finde ich, wie gesagt, eben bei einer Ausstellung
gut, weil das kann man sich ja einfach mal alleine anschauen und mal auf sich wirken lassen.
Und muss ja nicht auch gleich reagieren.
Aber dass man sich auf diesen Zeitstrahl eigentlich auch mal verorten kann,
um sich zu überlegen, wo war ich denn vor zehn Jahren auf meiner eigenen Nachhaltigkeitsreise?
Und es ist ja auch nicht schlimm, wenn dann viele sagen, stimmt,
da hatte ich das noch gar nicht auf dem Schirm.
Aber vielleicht auch über diesen Zeitstrahl mal zu sehen, ah, aber...
Da gab es ja schon einige Weltklimakonferenzen, da gab es ja schon und dann
gab es den Green Deal und Green Deal Europa und jetzt kriegen wir eine EPBD.
Also die Sachen sind ja alle quasi schon lange teilweise vorher angelegt und
vorausgedacht und da einfach vielleicht so über diesen Zeitstrahl,
über dieses Persönliche, wo
war ich eigentlich damals in Anführungszeichen und was habe ich gemacht,
dass man da vielleicht so ein bisschen so einen Aha-Effekt hoffentlich bei den Leuten erzielt.
Und dann haben wir eben noch mal so ein Wimmelbild, wo wir eigentlich die Projekte
Deutscher Nachhaltigkeitspreis zeigen und einfach auch noch mal zeigen,
wie die auch ihrer Zeit vielleicht auch voraus waren.
Einfach, weil man eben sich auch mit dem Kontext anders beschäftigt hat.
Auch dieses Tandem, leidenschaftliche Planer mit einem Bauherrn, der mitgegangen ist.
Also so das noch mal. Und dann haben wir eigentlich mal so diese Hauptthemen
nochmal aufgelöst und versuchen das eigentlich dann eher so eben mit dieser,
was wäre wenn, also gar nicht zu sagen, du hast nicht oder du musst,
sondern eher mal dieses, deswegen Perspektivwechsel,
was wäre, wenn man jetzt sagen würde, wir wollen wirklich klimaneutral bauen,
was würde das denn eigentlich bedeuten und wäre das nicht toll,
wenn wir das eigentlich machen könnten?
Also ich glaube, wir haben das schon versucht, positiv zu formulieren und eben
auch über dieses Zeitelement vielleicht es auch nochmal schaffen,
dass die Leute das ein bisschen anders reflektieren.
Ihr greift ja eine ganze Bandbreite an Themen auf. Klima, Ressourcen,
soziale Aspekte, Kosten, Risiken.
Gibt es da eins, das dir persönlich besonders am Herzen liegt?
Oder sagst du, die hängen sowieso alle zusammen? Das kann man gar nicht trennen.
Ja, ich glaube, das ist die Herausforderung und der Charme des nachhaltigen
Bauens, dass sie eigentlich alle miteinander verbunden sind.
Und das versuchen wir da auch darzustellen. Es ist natürlich Klimaschutz,
den Klimawandel zu begrenzen, ist natürlich eigentlich die Hauptpriorität,
die wir alle haben sollten.
Biodiversität zum einen als Helfer in diesem Kampf, eben als Klimasenke.
Also Natur ist ja eigentlich die größte Klimasenke, die wir haben.
Unsere Meere, unsere Wälder, Moore. und natürlich auch die Nahrungsmittelbereitstellung,
das spielt dann natürlich mit rein.
Da spielt dann eben auch dieses Thema Ressourcen mit rein. Also wenn wir eben
aufhören, auch eben über zirkuläre Mechanismen,
dass wir eben weiter irgendwelche Minen in Afrika ausbauen und erweitern,
was ja gerade auch wieder in der Diskussion oder wo ja die Europäische Union
jetzt auch irgendwie versucht, den Fuß in die Tür zu kriegen.
Und das Ganze übersetzt sich natürlich schon dann auch in Risiken, in Klimarisiken.
Wir haben, und das muss man auch sagen, obwohl das vielleicht manche immer so
ein bisschen zur Seite schieben, so die böse Immobilienwirtschaft,
die böse Finanzwirtschaft, die Realität ist, Gebäude sind ein sehr populäres Investitionsprodukt,
Sparkassenversicherungen, Pensionskassen haben
Geld in Immobilien investiert, unser Geld, unsere Rente.
Das heißt, die haben eine Verantwortung und ein sehr großes Interesse,
dass natürlich diese Anlagen zukunftsfähig sind und nicht irgendwie Wert verlieren.
Ich habe neulich mal gehört, dass über 50 Prozent des Kapitals in Europa in Immobilien liegt.
Und wenn wir uns nicht um diese Immobilien kümmern oder Gebäude,
ich mag den Begriff immer nicht so, dann ist es eigentlich die größte Kapitalvernichtung,
die die Menschheit je hingelegt hat.
Und das ist, glaube ich, gerade so ein bisschen manchmal in der Architektenschaft
oder auch in der Umweltszene wird es immer so negativ gesehen.
Und das ist eigentlich das, was wir auch versuchen, dass wir eigentlich die
Chancen und die Möglichkeiten aus diesem Vernetzen ausschöpfen und dass wir sagen, warum denn?
Denn wir können doch Klimaschutz eben dann auch übersetzen, was ist ein zukunftsfähiges
Gebäude, welche Eigenschaften muss es haben und das reduziert dann das Risiko
für Banken, für Versicherungen, für Anleger.
Es ist eine Werterhöhung und das ist ja auch wieder dann eine soziale Möglichkeit,
weil wenn ich Geld habe, Geld zur Verfügung stelle, Werte schaffe und Werte
erhalte, habe ich natürlich auch wieder andere Möglichkeiten auf der sozialen Ebene.
Dinge zu tun und wie vorher gesagt, gerade auch für die Menschen,
die sich das vielleicht selber nicht leisten können.
Ich würde auch wirklich sagen, dass eine Kommune dann Geld hat für eine Außenraumgestaltung,
für soziale Möglichkeiten, für Bildungsangebote.
Also das hängt ja alles miteinander zusammen und deswegen kann ich da immer
gar nicht so mein Favorite-Thema raussuchen.
Ich vergleiche es immer gern mit einer guten Akupunktur.
Also wenn wir halt irgendwie 30 Sachen drücken, können wir schon probieren,
aber wenn wir die fünf richtigen Druckpunkte finden, vielleicht sind es auch
sieben, vielleicht sind es auch nur drei und dann kriegen wir irgendwie diese Transformation,
von der ja immer auch alle so theoretisch reden, wirklich hin und das ist eigentlich
das, wo wir jetzt sagen, nach bestem Wissen und Gewissen heute haben wir diese
Themen ausgewählt, weil wir sagen,
das sind eigentlich aktuell unserer Meinung nach die Druckpunkte und das sind
ja auch die Themen, in denen wir arbeiten.
Gerade zum Thema Geld. Wir haben jetzt eine Initiative gestartet mit Banken.
Wahrscheinlich auch für viele überraschend, aber das ist total mutmachend,
wenn man die Banken hört.
Die sagen natürlich, wir wollen CO2 reduzieren.
Wir wollen Informationen über Biodiversität. Wir wollen uns mit diesen sozialen
Themen beschäftigen. haben unsere Kredite dazu geführt, dass Menschen raussaniert
wurden aus ihren Wohnungen.
Und das sagen einem Banker.
Und das, finde ich, macht ganz arg viel Mut, weil es so ein bisschen rauskommt
aus dieser sehr emotional, vielleicht teilweise aufgeladene Nachhaltigkeitsdiskussion.
Wenn du dir jetzt mal vorstellst, jemand kommt aus eurer Ausstellung raus.
Was würdest du dir wünschen, was die Person denkt?
Oder was sie vielleicht ins Gästebuch schreibt? Gibt es so einen Gedanken,
bei dem du sagen würdest, ja, genau dafür haben wir das gemacht?
Also natürlich, dass hoffentlich man was gelernt hat, dass man was verstanden
hat, gerade so Zusammenhänge, weil ich finde, ich ist aktuell einfach in der
Nachhaltigkeitsdiskussion ist immer so nischig.
Also es ist so und dann sind die einen nur zirkulär und Biodiversität entdeckt
jetzt der eine oder andere für sich. Also es ist alles immer so nischig,
aber dass es eigentlich zusammenhängt und wie eigentlich dann auch diese Querbeziehungen
auf Chancen mit sich bringen.
Hoffentlich natürlich auch alle, die irgendwie DGNB-kritisch waren,
zu sagen, Mensch, vielleicht bin ich jetzt immer noch kein Zertifizierungsfan,
weil ich mich irgendwie schwer tue, gemessen zu werden oder weil mir das irgendwie
alles zu sehr ins Detail geht.
Aber ich habe jetzt doch mal verstanden, was die eigentlich tun.
Und die tun das nicht, um irgendwie viele Zertifikate in der Welt zu verkaufen.
Weil dann wären wir eine andere Organisation und die Zertifikate wären anders, kann ich nur sagen.
Das könnte man ganz anders machen, wenn das wirklich unser Antrieb wäre.
Das würde ich mir wünschen und natürlich ganz toll, wenn jemand sagen würde,
cool, jetzt gehe ich mal auf die DGMB-Webseite und nutze einfach mal all die
vielen Dinge, die es da gibt.
Also man kann sich ja alles bei uns kostenfrei runterladen. auch die Kriterienkataloge.
Und auch wenn man nicht zertifiziert, dass man sich dann doch vielleicht mal
ein paar essentielle Themen rausnimmt und sagt, okay, jetzt schaue ich mir mal
das Schadstoffkriterium der DGNB an,
weil da sind Experten seit vielen, vielen Jahren dran, das immer weiter auszuarbeiten.
Und das ist einfach, glaube ich, ein totaler Wissensschatz. Also wenn einfach
dieses Wissen angewendet wird, dass wir alle anfangen.
Mit mehr Niveau über die Dinge zu sprechen und auch mehr Qualitätsanforderungen
in die Bau- und Immobilienbranche oder auch von außerhalb quasi an die Bau-
und Immobilienbranche zu richten.
Das würde mich natürlich total freuen.
Zum Schluss noch, hast du eigentlich selbst eine What-If-Frage für die Branche
so ganz persönlich gedacht?
Was wäre dein Was-wäre-wenn für 2026?
Ich glaube, was wäre wenn, wenn wir nachhaltiges Bauen endlich als Chance verstehen würden?
Als auch ein Mittel, positive Nachrichten zu senden, weil ja schon viel passiert.
Ich glaube, das können wir bei der DGNB auch zeigen, über all die Jahre,
über 2800 Mitgliedsunternehmen. Wir haben viel Industrie natürlich auch dabei,
viele, die das schon machen, die das auch bei sich in Baustandards übersetzen.
Wir arbeiten jetzt an System für Infrastruktur, wir haben System für Biodiversität.
Also wenn man da einfach mal sagt, wir nehmen das und sagen,
schaut mal, was heute schon geht.
Ich glaube, das wäre eine total wichtige Message für all die,
die irgendwie jetzt vor diesem Berg stehen.
Und wie soll dann die Einzelperson, die vielleicht irgendwie ein altes Haus
hat und gar nicht weiß, wie eine Sanierung geht. Natürlich sagen die,
wenn es die Professionellen nicht machen, wie soll ich es dann können?
Und ich glaube, das eher als Chance zu transportieren, fände ich gut.
Und natürlich auch wirklich als eine Branche, wo es ganz viel Zukunftsoptionen
gibt. Also diese ganze Transformation muss gebaut werden, ob in Infrastruktur,
ob in der Sanierung von Gebäuden.
Ich glaube, da gibt es ganz viel auch Berufsgruppen, Themen bis hin eigentlich
zu Menschen, die auch in ihrem eigenen Umfeld, in so einem Mehrfamilienhaus,
auch so eine Kümmererfunktion eigentlich übernehmen könnten und sagen,
wir schulen die Nutzer, wir unterstützen, wir helfen.
Also das wäre meine Was-wäre-wenn-Frage, wenn wir aufhören zu jammern und immer
nur aufs Negative gucken, sondern einfach mal die Chancen sehen,
weil am Ende bauen wir unsere Umwelt,
die Städte, die Orte, an denen wir leben und es sollte doch eigentlich qualitätsvoll,
zukunftsfähig und nachhaltig sein.
Was wäre, wenn wir einfach mal damit aufhören würden, uns permanent über alles aufzuregen?
Über die Bürokratie, die angeblich jedes gute Bauvorhaben lähmt.
Über den berühmten Bauturbo, der doch eh nie anspringt.
Über zu viele Normen, zu viele Vorschriften, zu viele Steckdosen in den Wohnungen
und zu viele übertechnisierte Passivhäuser.
Was wäre, wenn wir diesen Dauerreflex des Ja-Aber mal gegen ein Neugieriges
Und wie könnte es sonst gehen? eintauschen würden.
Was wäre, wenn wir aufhören würden, immer nur die Pilotprojekte zu feiern,
diese Hochglanzarchitektur mit PR-Bonus und stattdessen mal die stillen Vorreiter würdigen,
die bei denen Nachhaltigkeit mit kleinen, klugen Maßnahmen beginnt,
Die Erweiterung und Sanierung der Mehrzweckhalle in Ingerkingen vom Atelier
Kaiser Shen zum Beispiel.
Ein Projekt, das beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2025 ausgezeichnet wurde.
Keine große Geste, aber ein Bau, der genau das tut, was wir brauchen.
Bestehendes Weiterdenken, Materialien aus dem Kontext verwenden,
gesellschaftliche Räume erhalten. 60% des Altbestands wurden übernommen,
ergänzt durch eine Holzaufstockung mit ressourcenschonendem Tragwerk.
Lehm aus der Baugrube, Waldkantenholz aus der Region,
ein wettergeschützter Freibereich, eine Halle für Sport, feste Kultur,
CO2-positiv, alltagstauglich, zukunftsgewandt, ohne viel Tamtam.
Was wäre, wenn wir uns auch im Kopf so einem Weiterbauen anschließen?
Wenn wir bei all den komplizierten Systemen, den Berechnungen,
Zertifizierungen und Fachbegriffen nicht gleich sagen, das überfordert mich,
sondern verstehe ich noch nicht, aber ich lerne dazu.
So wie Lina Streeruwitz es beschreibt. Architektin und Urbanistin aus Wien,
Partnerin im Studio VlayStreeruwitz, das sich mit gefördertem Wohnbau,
städtebaulichen Strategien und produktiven Stadtmodellen beschäftigt.
Sie ist Teil der Initiative Habitat 2030 und sie hat etwas geschaffen,
das sie selbst liebevoll als Selbsthilfegruppe bezeichnet.
Ein wöchentliches Klimafrühstück, jeden Mittwoch von 8.30 Uhr bis 9.30 Uhr.
Ein offener Raum für Austausch zwischen Bauträgerschaft, Architektur,
Wissenschaft und Praxis.
Kein Experten-Talk auf Podiumshöhe, sondern ehrliche Gespräche zwischen Fragenden.
Was wäre, wenn wir genau so auch die Ausstellung der DGNB besuchen würden?
Statt mit Skepsis und Vorbehalten mit ganz viel Neugier.
Vielleicht inspiriert uns hier ein Exponat. Vielleicht gibt es einen Moment, der hängen bleibt.
Vielleicht schauen wir danach einfach mal auf die Webseite der DGNB.
Oder buchen einen Workshop der Architektenkammer zum Zertifizierungssystem.
Und selbst wenn wir am Ende sagen, ganz schön komplex, sind wir doch ein Stück weiter als vorher.
Denn manchmal braucht es nur eine Frage, um in Bewegung zu kommen.
Und genau das ist vielleicht die größte Kraft dieses Perspektivwechsels.
Das war eine weitere Folge von Architektourist, dem Podcast für Architektur,
Bautechnik und Baukultur.
Mehr zur Ausstellung What If – A Change of Perspective zu meiner Gesprächspartnerin Dr.
Christine Lemaitre, zur DGNB und den weiteren Themen dieser Episode findest
Du wie immer in den Shownotes.
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Ich bin Alexandra Busch, danke Dir fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge von Architektourist.
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