Architektourist

Der Podcast für Architektur, Bautechnik und Baukultur - von und mit Alexandra Busch.

#5 Architektur trifft Fußball - Einblicke in den DFB-Campus in Frankfurt am Main

kadawittfeldarchitektur gestaltet den DFB-Campus als multifunktionales Leistungszentrum

11.06.2024 30 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Episode werfen wir einen exklusiven Blick hinter die Kulissen des DFB-Campus in Frankfurt am Main. Dieser dient als modernes Leistungs- und Nachwuchszentrum für die Nationalmannschaften des Deutschen Fußballbundes. Das Gebäude vereint Trainingsplätze, Unterkünfte, Verwaltung und die Akademie unter einem lang gestreckten Dach und wirkt wie eine kleine Stadt mit verschiedenen Stadtvierteln.

Unsere Gäste, die Architekten Kilian Kada und Dirk Lange von kadawittfeldarchitektur, gewähren persönliche Einblicke in die Herausforderungen und Entscheidungsprozesse des Entwurfs. Sie erläutern, wie der Campus sowohl funktionale als auch ästhetische Aspekte in der Architektur von Sportanlagen meisterhaft integriert.
Kurz vor dem Start der Fußballeuropameisterschaft 2024 in Deutschland bietet diese Episode einen spannenden Einblick in den Hauptquartier des Deutschen Fußball-Bundes.

Experten in dieser Episode:
Mag. Architekt Kilian Kada – geschäftsführender Gesellschafter bei kadawittfeldarchitektur
Dipl.-Ing. Architekt Dirk Lange – Büropartner bei kadawittfeldarchitektur

Weitere Links:
DFB Campus
Bauherr: Deutscher Fußball-Bund e.V.
Architektur: kadawittfeldarchitektur GmbH
Freiraumplanung: Greenbox Landschaftsarchitekten
Generalübernehmer: Groß & Partner mit Dietz Joppien Architekten (LP5)

Coverbild: kadawittfeldarchitektur, Aachen

Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.

Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.

Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.

Transkript

Ob in der Stadt oder auf dem Land, Architektur umgibt uns, überall. Stellt euch einen Ort vor, an dem junge Fußballtalente in einer modernen Akademie trainieren und Sportanlagen und Büros unter einem Dach vereint sind. Kommt mit auf eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. Heute sind wir zu Gast im DFB Campus in Frankfurt am Main. Hi zusammen und willkommen bei Architekturist. Steht ihr auch manchmal vor einem Gebäude und fragt euch, wie ist das eigentlich gebaut? Dann seid ihr hier genau richtig. In diesem Podcast erkunden wir die Architektur, die uns täglich umgibt. Wir schauen uns Bautechniken an, reden über Nachhaltigkeit und lassen uns von den Geschichten hinter den Fassaden inspirieren. Ob ihr Fachleute seid oder einfach Architektur liebt, kommt mit auf diese Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. Ich bin Alexandra Busch. Heute habe ich eine weitere spannende Episode für euch. Und das Timing könnte nicht besser sein. Denn wenn diese Folge online geht, startet in nur wenigen Tagen die Fußball Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Und da dachte ich mir, was passt besser als einen architektonischen Blick auf den DFB Campus in Frankfurt am Main zu werfen. Der DFB Campus spielt eine wichtige Rolle in der Vorbereitung und Organisation des deutschen Fußballs. Dort bündelt sich das nationale Fußballgeschehen, also genau das richtige Thema, um uns auf die kommenden Wochen einzustimmen. Vor rund einem Jahr hatte ich die einmalige Gelegenheit, den DFB Campus im Rahmen einer Pressetour zu besichtigen. Kilian Kader und Dirk Lange vom Architekturbüro Kader Wittfeld aus Aachen führten Journalistinnen und Journalisten der Architektur- und Lokalpresse zwei Stunden lang durch den Bau und ich durfte für Architekturist dabei sein. Als echtes Hesse-Mädche mit zwei großen Fußballvereinen in der Region, die ich übrigens beide gut finde, war diese Besichtigung für mich super interessant. Und ich freue mich riesig, heute meine Eindrücke von diesem Tag mit euch zu teilen. Diese Folge ist für alle Architekturfans und die, die schon in Fußballstimmung sind und sich auf die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land freuen. Also macht es euch bequem und kommt mit auf eine akustische Tour durch den DFB Campus in Frankfurt am Main. Bevor wir aber richtig loslegen, möchte ich euch kurz ein paar Infos zu dem Gebäudekomplex geben. Der DFB Campus wurde entwickelt, um die verschiedenen Direktionen des Deutschen Fußballbundes an einem zentralen Ort zu vereinen. Ziel war es, ein Leistungs- und Nachwuchszentrum für die Frauen- und Herrennationalmannschaften zu schaffen. Das Projekt startete 2014 mit einem internationalen Architekturwettbewerb. Das Büro Kader Wittfeld Architektur hat den Wettbewerb für die Planung des DFB Campus mit der dazugehörigen Akademie gewonnen und den Entwurf dafür geliefert. Auf dem Gelände befand sich früher eine Galopprennbahn, die für den Bau abgerissen wurde. Ein Teil des Geländes wurde in einen öffentlich zugänglichen Bürgerpark umgewandelt. Die Architektur des Gebäudes folgt den Anforderungen des Sports und verzahnt sich mit den Außenanlagen und den Fußballfeldern. Unter einem lang gestreckten Dach sind alle wichtigen Bereiche wie Trainingsplätze, Unterkünfte, Verwaltung und die Akademie vereint. Es fühlt sich an wie eine kleine Stadt mit verschiedenen Stadtvierteln. Ein langer Boulevard dient als zentrale Achse und Kommunikationszone. Dieser Boulevard verbindet alle Bereiche und bietet tolle Ausblicke auf die Sportanlagen und die umliegende Natur. Im Innenraum dominieren warme Farben und hochwertige Materialien die Verwaltungsbereiche, während die Sportbereiche dynamischere Oberflächen und lebendige Farbakzente haben. Beeindruckend ist auch das gefaltete Dach mit seinen dreieckigen Deckenelementen, das sich durch das ganze Gebäude zieht und wie ein gemeinsamer Himmel über den verschiedenen Bereichen wirkt. Auch draußen gibt es viel zu entdecken. Die Landschaftsarchitektur vom Büro Greenbox hat ein Mosaik aus Sportflächen, Wald und Lichtungen geschaffen. Hier gibt es Bereiche für Konzentration, Entspannung und Aktivität. Und jetzt nehme ich euch mit auf meinen Besuch im DFB Campus im letzten Jahr. Kilian Kader, geschäftsführender Gesellschafter bei Kader Wittfeld Architektur, wird uns zunächst den Entwurfsgedanken erläutern. Mit Dirk Lange, Partner im Büro Kader Wittfeld Architektur geht es dann zu Fuß durch den Gebäudekomplex. An verschiedenen Stellen werde ich mich dazwischen schalten, um euch zusätzliche Infos zu geben, falls es thematisch noch mehr zu erzählen gibt. Da wir uns mit vielen Presseleuten und den Architekten im laufenden Betrieb durch das Gebäude bewegen, ist die To-Do-Qualität leider manchmal nicht perfekt. Ich hoffe, ihr könnt das verzeihen und trotzdem spannende Informationen mitnehmen. Macht es euch jetzt bequem und folgt uns in Gedanken durch den beeindruckenden DFB Campus. Für dieses Projekt wurde ein internationaler Architekturwettbewerb ausgelobt. Das war schon im Jahr 2014. Aus diesem Wettbewerbsverfahren sind wir glücklicherweise als Sieger hervorgegangen. Das ist ja gar nicht so selbstverständlich, weil sich da auch 200 andere Büros beworben haben. Das war insofern aufregend, weil 2014 wurde Deutschland ja Fußballweltmeister. Und die Idee, an einer zentralen Stelle die Geschicke des Deutschen Fußballbundes zu bündeln, die gab es schon früher. Bis dahin war der DFB außerhalb der Stadt und es gab nicht wirklich einen gemeinsamen Ort für die Sportler, für die Funktionäre und was alles dazugehört. Bei so einem Fußballverein bzw. dieses ganzen Gefüges dieses Vereins. Es ging eigentlich um die Zusammenlegung aller Direktionen an einem Ort. Es ging um die Errichtung eines Leistungszentrums und es ging darum, den Verein zukunftsfähig zu machen in seinen Strukturen. Aber vor allen Dingen ging es darum, für die beiden Nationalmannschaften des Deutschen Fußballbundes, also sowohl für Frauen als auch Herren, ein Nachwuchszentrum zu gründen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Auftaktveranstaltung für den Wettbewerb, wo es darum ging, was das Haus können muss. Damals hat federführend Oliver Bierhoff, der Manager des Nationalteams, der jetzt nicht mehr im Amt ist, gemeinsam mit Hansi Flick, der damals noch zuständig war für die Akademie im Haus, uns erklärt, was das Haus können soll. Das war schon sehr spannend, weil in so einer Vereinsstruktur Sportler auf Funktionäre treffen. Da war es das Thema, man muss die jungen Sportlerinnen und Sportler schützen, zum einen. Zum anderen will man die Zentrale auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Und wie schafft man diesen schmalen Grat, diese jungen Menschen vor der Presse, vor ihren eigenen Eltern und vor diesem ganzen Rummel im Fußballbusiness einerseits zu schützen, andererseits zu gewährleisten, dass sie gefördert werden und betreut werden. Und wie kommen eigentlich die Sportler und die Funktionäre unter ein Dach? An dieser Stelle möchte ich kurz einhaken, um euch die Details und die Aufgabenstellung des Wettbewerbs genauer zu erläutern. Eigentlich war geplant, dass der DFB Campus direkt neben dem Waldstadion entsteht, der Heimstätte von Eintracht Frankfurt. Doch manchmal kommt es ja alles anders und so fand sich plötzlich eine noch bessere Location, nämlich das Areal der ehemaligen Pferderennbahn direkt am Rand des Frankfurter Stadtwaldes und näher an der City. Das war ein wahrer Glücksfall, der jede Menge Raum für großzügige Pläne bot. Der Campus erfüllt architektonisch mehrere zentrale Aufgaben. Er ist ein Zentrum, das sowohl konzentriertes Arbeiten und Training fördert, als auch kreative Begegnungen. Die Anlage integriert dabei Sportfelder und Gebäudekomplexe in den angrenzenden Stadtwald. Jetzt schnell zurück zu Kilian Kader, der uns mehr über den Standort und dessen Einfluss auf den Entwurf berichten wird. Wir haben ursprünglich auf diesem Gelände eine Galopprennbahn und einen Golfplatz. Das war so, dass die Galopprennbahn hier außen rum führte und man musste erst die damalige Tribüne für die Galopprennbahn abreißen und dann konnte man hier loslegen mit der Planung. Was ganz schön ist, dass schon während des Wettbewerbsverfahrens klar war, dass es im Norden einen Teil dieses Geländes gibt, den man zu einem Bürgerpark umgestaltet. Die Idee war, mit diesem Haus diese Waldlichtung zu beleben und auch den Bürgern zur Verfügung zu stellen. Die Idee war, das Haus nach den Anforderungen des Sports zu formen. Die Architektur folgt den Fußballfeldern und den Abläufen außen herum. Es gibt ein Teil in den Süden, die Verwaltung, dann gibt es das Herzstück des Gebäudes, die Akademie an dieser Stelle. Dann gibt es die große gezeigte Fußballhalle zum Trainieren und dann gibt es hier hinten am Ende noch eine kleinere Fußballhalle. Und dazwischen gibt es einen Trag, in dem die jungen Athletinnen übernachten können. Dann gibt es noch vorne den repräsentativen Haupteingang für die Öffentlichkeit und hier hinten den Zugang für den internen Verkehr. Unsere Intention war es, diese ganz vielen verschiedenen Programmpunkte zum einen so anzuordnen, dass sich das Gebäude mit den Außenanlagen und den Sportplätzen verzahnt. Das Gebäude meandriert quasi um die Sportplätze herum und zum anderen sollten die verschiedenen Bestandpunkte auch unter einem gemeinsamen Dach ihren Platz finden. Jetzt haben wir eben herausgehört, damals als uns Herr Bierhoff das Prinzip erklärt hat, quasi mein Anliegen, dass sich alle zwar näher kommen, aber dass durchaus auch eine gewisse Distanz zwischen den einzelnen Programmpunkten entstehen kann, dass man sich nicht zu nah auf die Pelle rückt. Der DFB Campus bietet ein vielseitiges Raumangebot. Es ist speziell auch die Bedürfnisse eines hochmodernen Fußball-Trainingszentrums zugeschnitten. Dazu gehören dreieinhalb Rasenplätze für das Außentraining, eine große Fußballhalle für das Training zu jeder Jahreszeit sowie eine Futsalhalle. Futsal übrigens ist eine Variante des Hallenfußballs, die besonders das schnelle Spiel fördert. Zusätzlich bietet der Campus ein Athletenhaus mit 33 Zimmern sowie umfangreiche administrative und konferenztechnische Einrichtungen. Ein Medienzentrum, Schulungs- und Seminarräume, medizinische Einrichtungen, Gastronomie, Büros, ein Tech-Labor und ein Pressebereich vervollständigen das Angebot. Nun gebe ich das Wort wieder zurück an Kilian Kader, der über das alles verbindende Dach berichtet. Diese Idee, alles unter einem Dach zu haben, ist vor allem von oben interessant, denn wir befinden uns ja an der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens und unser Gedanke war, mit diesem zeichenhaften Flügel, der sich da über dieser Lichtung ausbreitet, mit der fünften Fassade den DFB auch ein Gesicht zu geben. Aber letztlich ist es an diesem Ort natürlich auch ganz schön zu gucken, was für einen Bezug hat dieses Gebäude zur Stadt. Wir haben damals in den ersten Skizzen für dieses Haus im Wettbewerb solche Zeichnungen gemacht, wo man sieht, wie sehr man auch auf diesen horizontalen Ebenen des Gebäudes von überall aus auf die Fußballfelder gucken kann, beziehungsweise die Frankfurter Skyline genießen kann. Unter diesem Dach, da gibt es so richtige Fugen, Fugen in dem Sinn, dass man über diese 300 Meter lange Strecke, die das Haus aufweist, im Inneren dieser Magistrale, an der wir uns da befinden, immer wieder auch rausgucken kann und den Eindruck hat, man ist nicht in einer riesigen anonymen Bahnhofshalle, sondern es ging darum, dass man die verschiedenen Nutzer des Gebäudes, dass die auch Rückzugsorte haben, dass sie sich, wenn sie hier ankommen, wohlfühlen und das Gefühl haben, sie sind in einem kleinen Stadtgefüge. Irgendwie wollten wir diese Atmosphäre einer natürlich gewachsenen Stadt auf dieses Projekt übertragen. Hier vorne ist es natürlich großzügig und für die Öffentlichkeit auch repräsentativ. Je weiter wir nach hinten kommen, desto intimer wird das Haus und desto geschützter sind auch die Mitarbeiter vor der Öffentlichkeit. Sie sehen auch ganz schön an den Modellen, dass sich dieses Dach auch faltet. An den Stellen, wo die Hotspots des Hauses sind, zum einen hier vorne am Hauptvergang, so wie hier weiter hinten am Mitarbeiter- und Sportverhang, da hebt sich das Dach. Das Dach sollte auch außen zeigen, wo darunter die wichtigen Punkte in diesem Haus sind. Man hat eigentlich trotz der Länge das Gefühl, man kommt zentral an und man ist schnell in den verschiedenen Stationen. Das Dach ist natürlich aus architektonischer Sicht das bestimmende Merkmal dieses Gebäudes und es war uns ganz wichtig, dass dieses Dach auch, was seine Untersicht betrifft, also die Wirkung dieses Daches von unten, war uns ganz wichtig, dass es nicht nur von außen diese plastische Gestaltung gibt, sondern auch im Inneren. Also diese öffentliche Zone von vorne bis hinten wird quasi durchgehend von dieser Decke begleitet und Sie sehen vielleicht, dass auch an dieser Decke hier innen diese Plastizität in Erscheinung tritt durch diese dreieckigen Elemente, die so zueinander verkippt sind. Sie sehen auch, dass die Dreiecke mit unterschiedlichen Farben gestrichen sind, sodass auch hier oben eine Plastizität, eine Geborgenheit vermittelt wird, die aber auch großzügig wirken soll. Atmosphärisch war dieser Dachhimmel hier entlang des Boulevards der Fußballhimmel, von dem die jungen Sportlerinnen träumen. Und es war uns natürlich auch wichtig, dass die Grünanlagen und auch der Himmel durch das ganze Haus quer durchzieht. Bevor wir weitermachen, möchte ich noch kurz einige Details zum Dach ergänzen. Es erstreckt sich über die gesamte Länge des 307 Meter langen Gebäudekomplexes. Und erreicht eine beeindruckende Höhe von bis zu 18,50 Meter. Das Dach setzt sich aus dreieckigen Deckenelementen zusammen, die in Größe und Neigung variieren, was eine gefaltete und dynamische Struktur schafft. Die dunklen Fugen zwischen den Paneelen integrieren geschickt die künstliche Beleuchtung. Die Faltungen, also die auf- und absteigenden Bewegungen des Dachs, lassen den Eindruck eines Himmels aus dreieckigen Feldern entstehen. Dieser Effekt wird durch die Anstriche der akustisch wirksamen Deckenpaneele in unterschiedlichen Weiß- und Blautönen noch verstärkt. Mit dieser Dachkonstruktion, die die technischen Einbauten verbirgt, erhält das Gebäude eine skulpturale, dynamische Anmutung. Als nächstes führt uns Dirk Lange, Büropartner bei Kadavidfeld Architektur, durch den Campus. Zuerst waren wir draußen, um uns die Außenanlagen anzuschauen. Da aber die Tonqualität meiner Aufnahmen hier so schlecht war, fasse ich euch das Wichtigste einfach kurz zusammen, ohne die originalen Tonaufnahmen. Der Campus erstreckt sich über eine Fläche von 15 Hektar. Das Büro Greenbox Landschaftsarchitekten war gemeinsam mit Kadavidfeld Architektur für die Freiraumgestaltung des DFB Campus verantwortlich. Ihre Grundidee war die Anlage eines zusammenhängenden klimaresilienten Waldcampus, der sich nahtlos in den angrenzenden Frankfurter Stadtwald einfügt. Der Campus ist von dichtem Grün und Waldbereichen umgeben, die wie ein natürlicher Puffer zur Umgebung fungieren. Innerhalb dieses grünen Rahmens wechseln sich gebaute Räume, Sportplätze, Waldflächen sowie kleine Plätze und Lichtungen ab. Im Norden wurde ein öffentlicher Bürgerpark angelegt, um die Gesamtfläche zu grünen und Freizeitmöglichkeiten für Anwohnerinnen und Anwohner zu schaffen. Die verschiedenen Innenhöfe fügen sich in das Waldcampus -Konzept ein. Sie stellen verschiedene Pflanz- und Gestaltungsthemen dar, teilweise mit bepflanzten polygonalen Sitz- und Gestaltungselementen aus Kortenstahl und Lichtbeton. Das Fünffeck als Gestaltungselement der Architektur findet sich somit auch in den Innenhöfen wieder. Nach den Außenanlagen haben wir uns auch die Fassaden genauer angeschaut. Die Gestaltung der Fassaden variiert je nach Nutzungsbereich. Ein durchgängiges weißes Fassadenband entlang der Deckenstirnseiten verbindet optisch die verschiedenen Fassadenbereiche. Die meisten Außenwände sind als vorelementierte raumhohe Aluminiumpfostenriegelfassaden konzipiert, während die Eingangs- und magistralen Fassaden aus einer filigranen Stahlkonstruktion bestehen. Die Fassaden des Athletenhauses mit ihrer Holz-Aluminium -Kombination betonen den wohnlichen Charakter dieses Gebäudeteils. Der Eingangsbereich, auch Marktplatz genannt, zeichnet sich durch große Glasflächen und eine einladende Gestaltung aus. Jetzt lassen wir doch einmal kurz Kilian Kader zu Wort kommen, der weitere Details zur Fassade für uns hat. Also das ist eine Aluminiumverkleidung, die haben wir ja umlaufend. Das Interessante ist vielleicht, dass jeder der Bereiche der Häuser quasi unterm Dach hat ja verschiedene Anforderungen. Die klassische Bürofassade, da ging es uns darum, dass verglasten Elemente mit den geschlossenen Paneelen eigentlich eine Farbe haben. Zum anderen gibt es zum Beispiel beim Athletenhaus eine sehr plastisch strukturierte Fassade mit Balkonen. Das ist immer das gleiche Material, aber auf unterschiedliche Weise halt interpretiert, je nach Nutzung und Anforderungen. Der DFB Campus verfügt über zwei Hauptzugänge, die auf unterschiedlichen Straßen liegen und jeweils verschiedene Bereiche des Campus erschließen. Der repräsentative Eingang für prominente Gäste befindet sich an der Kennedyallee. Dieser Zugang führt direkt zur südlichen Erweiterung des zentralen Boulevards. Auf der anderen Seite, an der Schwarzwaldstraße, befindet sich der Eingang, der speziell den Sportbereichen, wie den Unterkünften, Trainingshallen und Fußballplätzen gewidmet ist. Über diesen Eingang erreicht man den nördlichen Teil des Boulevards. Der Zugang wird uns vom Eingang an der Schwarzwaldstraße aus durch das Innere des Campus führen. Beginnt am Marktplatz, dem zentralen Treffpunkt. Das ist der zweite zentrale Ort im Haus, der sogenannte Marktplatz, wo man ankommt, wo man ganz schön sieht, man ist willkommen. Es gibt Kaffee, es gibt oben den Speisesaal. Man kann durch das Gebäude gucken, in beide Richtungen, eigentlich auch das gesamte Gebäude verstehen, wie es strukturiert ist. Man hat eben die zentrale Anmeldung, egal ob jetzt als Besucher, Mitarbeiter oder als Lehrgangsteilnehmer. Und es teilt sich dann eigentlich in zwei Bereiche. Der Bereich hier sind mehr die Sportgebäude, also Fußballhalle, Mehrzweckhalle, Zimmer. Und der Bereich, der in die Richtung ist, sind halt mehr die Arbeitswelten. Es gibt auch noch ein Lichtkonzept, was wir zusammen mit dem Büro Kahrdorf Lichtplanung aus Berlin machen durften. Zum einen geht es eben darum, wie inszeniert sich sozusagen über den Tag dieser Innenraum. Das heißt, es gibt ein Tageslicht- und Kunstlichtadaptive Steuerung, die jetzt nach und nach das Dach dann auch wieder heller macht. Es sind im Dach keine Leuchten eingebaut. Das war uns wichtig, dass nicht das Licht von oben kommt, sondern dass der Himmel angestrahlt wird. Deswegen gibt es in den Obergeschossen seitlich relativ viele Leuchten. Und dann haben wir gemeinsam diese Sportleuchte entwickelt, die nochmal hier so ein Ausrufezeichen ist. Das sind eben Stab-Hochsprungstäbe, die mit einem Leuchtenkörper vermittelt werden, die auch so leicht schwingen, wenn hier viel Bewegung ist, die nochmal so ein zentrales Element hier in der Eingangshalle bilden. Der Marktplatz ist das großzügige Foyer. Hier entfaltet sich die skulpturale Dachkonstruktion zu einer kristallinen Form, die diesen Bereich als zentralen Knotenpunkt des Boulevards hervorhebt. Ein Blickfang hier ist eine Lichtskulptur, die aus alten Stab-Hochsprungstäben gestaltet wurde. Die Wandgestaltung im Foyer setzt sich aus fünfeckigen Panelen in silbernen Farbtönen zusammen, die eine Wabenstruktur ergeben. Diese werden ergänzt durch zwei LED-Bildschirme, auf denen bedeutende Momente des deutschen Fußballs zu sehen sind. Wir setzen jetzt unsere Tour fort und bewegen uns zur großen Indoor-Fußballhalle. Zurück also zu Dirk Lange. Hier sieht man eben die Fußballhalle, die liegt ein Geschoss tiefer. Das kam eben schon allein aus der Gebäudehöhe -Thematik, die bei dem Bebauungsplan begrenzt ist. Wir können da gerne mal rein. Es ist eine nicht klimatisierte Halle. Uns war halt wichtig, dass man Tageslicht hat. Deswegen gibt es dieses stadionadaptierte Oberlicht. Es ist eine sehr funktionale Halle, aber im Wettkampf größer. Also volles Spielfeld, Kunstrasen natürlich. Und ganz schön durch den Versatz entsteht eben dieser natürliche Balkon, der hier noch eine Laufbahn ist. Also Messstationen, Messungen, die man hier macht, Leistungsmessungen, Laufbahn und eben dann hier Tendenzförderung, Training. Das sind ETFE-Kissen, genau, luftgefüllte Kissen. Da oben steht ein kleiner Generator, der die immer wieder mit Luft füllt, um den Druck zu halten. Es ist relativ preisgünstig und ich habe keine Überkopfverglasung. Also ich habe diese ganzen Durchbruch- und Runterfallthemen nicht. Es ist akustisch gut. Die Halle ist, finde ich, sowieso akustisch ganz gut. Die gesamte Untersicht ist perforiert. Also das ist relativ trocken und wir haben dann nochmal die Prallwand, nicht nur aus Verletzungsschutz, sondern auch auf der Sprachebene, da auch nochmal eine Akustikmaßnahme zu haben. Also gibt es, glaube ich, in Deutschland nicht nochmal. Ich fahre ein überdachtes Komplettfußballfeld. Im Grunde ist es eine relativ einfache Konstruktion. Ich habe die umschließenden Betonwände, ich habe die einfachen Stahlbinder. Die sind in der höchsten Höhe knapp über sechs Meter hoch. Das ist eine reine Stahlkonstruktion, weil es sonst wirtschaftlich gar nicht darstellbar gewesen wäre, etwas anderes zu machen. Das andere Dach ist eine Mischkonstruktion. Über den Büroteilen ist es ein Betondach und über den freien Teilen ist es eine Stahlkonstruktion. Die große Fußballhalle ermöglicht, dass das Fußballtraining unabhängig von den äußeren Wetterbedingungen an 365 Tagen im Jahr stattfinden kann. Sie befindet sich an einem Ende des zentralen Boulevards. Im Gegensatz zum Hauptgebäude mit seinem gefalteten Dach aus dreieckigen Dickenelementen hat die Fußballhalle eine Membrandachkonstruktion. Auch die Fassade der Halle ist besonders gestaltet. Sie besteht aus polygonalen Aluminiumverbundplatten. Nachdem wir die Fußballhalle mit Dirk Lange erkundet hatten, ging es weiter zum Athletenhaus, zur Fußsaalhalle und zu den Umkleidebereichen mit Regenerations- und Physioräumen. Wir haben außerdem das Techlabor und den Pressebereich besichtigt. Zum Abschluss unserer Führung fasst Dirk Lange das gesamte Projekt zusammen und teilt einige Erfahrungen aus der Umsetzung noch mit uns. Es gab den Wettbewerb, wir sind siegreich hervorgegangen. Wir haben dann einen Auftrag bekommen für die Leistungsphasen 1 bis 4, also bis zur Genehmigung. Wir haben dann so eine Art Ausschreibungsplanung gemacht, also eine Ausführungsplanung light würde ich das mal nennen. Wir haben eine Ausschreibung gemacht und die ist dann auf den Markt geworfen worden und daraus ist dann der Generalübernehmer groß und Partner quasi als Gewinner hervorgegangen und die haben dann das Projekt zu Ende gebracht und auch die restlichen noch notwendigen Planungsleistungen, da hatten die Diziopin-Architekten, damals waren es auch noch Diziopin-Architekten, die sind ja mittlerweile auch übernommen worden, die haben die eigentliche Ausführungsplanung gemacht und wir hatten so eine Art Qualitätsmanagement, Begleitung des Projektes bis zum Ende und eben den kompletten Interiorauftrag inklusive Bauleitung für den Interiorteil. Und dadurch war man bis zum Schluss halt immer dabei. Es gibt natürlich wie immer bei solchen GU -Verfahren auch ein paar Abstriche, die man machen muss, weil es Optimierungen gibt, aber es war alles in allem, muss man sagen, eine sehr, sehr gute Zusammenarbeit und trotz Corona und Lieferkrise ist das hier in 36 Monaten gebaut worden und innerhalb der Kosten, das ist für ein Großprojekt in Deutschland schon relativ gut. Also da muss auch die Chemie zwischen allen Beteiligten stimmen. Daran scheitert das ja meistens, wenn das irgendwie schief geht. Und das war eine sehr gute Zusammenarbeit und die Umsetzung ist gut und was wir so gehört haben, ist der DFB auch sehr zufrieden mit dem Haus. Wie gesagt, antizipiert das halt jetzt erst in weiten Teilen, welche Chancen ihm das Haus überhaupt bietet, sich eben auch als Verband und als Gemeinschaft weiterzuentwickeln. Welche Rolle spielte eigentlich BIM im Projekt? Also es ist ein voll BIM durchgeplantes Projekt, auch für uns damals eigentlich das erste. Das heißt, wir haben nicht nur ein 3D -Modell entworfen, was wir sowieso schon länger machen, sondern es ist für alle Gewerke, auch für alle technischen Gewerke ein BIM-Modell erstellt worden. Man sieht es vielleicht, das ist wirklich bis zur Steckdose alles modelliert worden. Das war auch sehr interessant, weil man ja sozusagen auf einer reduzierten Planung ausgeschrieben hat damals. Diese reduzierte Planung war aber sehr detailliert, also die wesentlichen Sachen waren sehr weit durchdacht, sodass auch der GU jetzt keine anderen Konzepte mehr gefahren hat. Oft ist ja das Problem bei solchen Projekten, man plant bis zu einem gewissen Punkt, dann kommt die Firma mit eigenen Ideen und plant quasi nochmal. Das war halt hier nicht gegeben, bis auf ein paar statische Themen, wo es Optimierungen gab, ist das eigentlich ziemlich konsistent durchgelaufen. Liebe Hörerinnen und Hörer, das war's von unserer Tour durch den DFB Campus in Frankfurt am Main. Es hat mir echt großen Spaß gemacht, Euch diese besondere Architektur kurz vor dem Anpfiff der EM 2024 vorzustellen. Ein herzliches Dankeschön an Kilian Kader und Dirk Lange von Kader Wittfeld Architektur für die fachkundige Führung und natürlich an den Deutschen Fußballbund für die Möglichkeit, hinter die Kulissen eines solch zentralen Ortes im deutschen Fußball zu blicken. Wenn Ihr nach dieser Folge noch mehr über den DFB Campus wissen wollt, schaut doch mal in die Show Notes. Dort findet Ihr weitere Infos zum Gebäude und den Köpfen hinter dem Projekt. So, ich habe schon mein Trikot bereitgelegt und freue mich auf das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Wie schaut's für Euch aus? Wir hören uns hoffentlich wieder in der nächsten Episode von Architekturist. Jedes Gebäude erzählt eine eigene Geschichte und unzählige Türen warten darauf, von uns geöffnet zu werden. Also Augen auf und lasst Euch von der Architektur um Euch herum inspirieren. Bis dahin macht's gut und bleibt neugierig und vergesst nicht, den Podcast zu abonnieren, um keine Episode zu verpassen. Tschüss, Eure Alexandra Busch Das war's schon wieder mit einer weiteren Folge von Architekturist. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten. Von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung. Hat Euch unser heutiger Ausflug gefallen? Dann abonniert Architekturist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter. Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten und Fragen.

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