Architektourist

Der Podcast für Architektur, Bautechnik und Baukultur - von und mit Alexandra Busch.

#44 Bau.Pause – Architektur auf Zeit

Was macht einen Ort eigentlich zum Urlaubsort?

19.08.2025 7 min

Zusammenfassung & Show Notes

Urlaubsarchitektur ist mehr als ein hübsches Ferienhaus oder ein Designhotel mit Rooftop-Pool. In dieser Baupause nehme ich dich mit in die Berge, nach Aschau ins Gästehaus berge von Nils Holger Moormann und in Tiny Houses am Waldrand. Es geht um Materialehrlichkeit, Achtsamkeit und die Frage: Was macht einen Ort eigentlich zum Urlaubsort?

Zwischen knarzenden Dielen, Natursteinwänden und minimalistischen Möbeln spreche ich über die besondere Mischung aus Geschichte, Reduktion und Atmosphäre und über die Verantwortung, die auch Ferienarchitektur für Natur, Region und Menschen trägt.

Wenn du wissen willst, warum gute Urlaubsarchitektur Freiheit schenken kann, ohne Spuren zu hinterlassen, dann hör gern rein – fünf Minuten Gedankenstopp zwischen Kaffeetasse, Gebirgsbach und Sommeratmosphäre.

Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.

Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.

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Transkript

Nur mal laut gedacht. Willkommen zur Baupause, dem kurzen Gedankenstopp mit Architektourist. Fünf Minuten für Baukultur, Alltagsbeobachtungen und spontane Überlegungen. Irgendwo zwischen Kaffeetasse, Skizzenrolle und Türrahmen. Im Moment sind ja irgendwie alle im Urlaub oder gerade wieder zurück. In einigen Bundesländern fängt in dieser Woche die Schule wieder an, auch hier bei uns in Hessen. In anderen dauert es noch bis Mitte September. Und zwischendrin flimmern einem die Urlaubsbilder durch den Feed. Ferienhaus am See, Tiny House im Wald, Campingplatz mit Lagerfeuer oder Designhotel mit Rooftop-Pool. Ich selbst war dieses Jahr nur drei Tage weg, aber dafür auf Stadtsightseeing in Trier, mit Besuch bei lieben Freunden und natürlich dem Touri-Pflichtprogramm Porta Nigra. Ein echtes Bauwerkmonument, römische Ingenieurskunst ohne Mörtel, nur mit Eisenklammern. 30 Meter hoch, 36 Meter breit, später zur Kirche umgebaut und dann wieder zurückverwandelt. Ich glaube, dazu mache ich mal eine eigene Bauwerkstimme, die Geschichte ist einfach zu gut. Aber heute geht es mir um eine andere Frage, nämlich, was macht ein Ort eigentlich zum Urlaubsort? Ist es die Architektur? Die Umgebung? Der Blick? Warum fühlen sich manche Räume sofort wie Urlaub an und andere wie warten auf den Alltag? Ist es das Material? Holz, Naturstein, Leinen oder einfach die Abwesenheit von Dingen? Reduktion als Luxus? Ich selbst mag sei eher alpin als maritim. Mich zieht's in die Berge, in die Weite, an klare Gebirgsbäche, zu fernblicken zu einem stillen See zwischen grünen Hügeln. Und wenn ich mir dann eine Unterkunft suche, dann schaue ich tatsächlich zuerst, welche Materialien wurden verwendet. Ich liebe Ferienhäuser oder Wohnungen, die mit der Region verwurzelt sind. Sichtbar, fühlbar, echt. Viel Holz, roh und naturbelassen. Naturstein an Wänden, auf Böden, drinnen wie draußen. Materialien mit Herkunft, mit Geschichte. Wir haben schon in umgebauten Ställen und Bauernhäusern gewohnt. Mit knarzenden Dielen, niedrigen Decken, schmalen Stiegen. Alles andere als perfekt, aber voller Charakter und immer mit dem Gefühl, keine Inszenierung, dafür Liebe bewahren und weiterbauen. Ein Haus, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist das Gästehaus Berge von Nils Holger Moorman in Aschau im Chiemgau. Ein denkmalgeschütztes Gebäude, behutsam renoviert, mit Lehmputz, offenem Stein, mit Stahl, Holz und ganz viel Luft dazwischen. Kein Fernsehen, kein Whirlpool, aber dafür diese besondere Mischung aus Alt und Neu, aus Schlichtheit, Klarheit und handwerklicher Präzision. Dazu die Moorman-Möbel, minimalistisch, eigenwillig, aus heimischem Holz, gefertigt in der Region. Ich liebe das, diese spürbare Achtsamkeit, dieses Gefühl, dass jemand sich wirklich Gedanken gemacht hat. Nicht für Instagram, eher für den Moment. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum Urlaubsarchitektur so spannend ist. Sie darf Dinge tun, die Alltagsarchitektur oft nicht darf. Sie darf kleiner sein, rauer, reduzierter. Sie muss nicht alles können, aber das, was sie kann, macht sie richtig gut. Ich glaube, viele von uns probieren im Urlaub Dinge aus, die sie sich im Alltag nicht trauen würden. Wohnen auf 30 Quadratmetern, schlafen unter dem Dachfirst, leben ohne Ablenkung oder ohne Türen. Urlaub ist ein Möglichkeitsraum, auch architektonisch. Ein Spiel mit Material, Maß und Stimmung, ohne den Anspruch, für immer zu sein. Spannend finde ich da vor allem die Tinyhouse-Konzepte. Diese 30 Quadratmeter Häuschen im Wald oder am Strand. Ganz reduziert, oft nur ein Raum, ein Bett, ein Fenster. Aber dann frage ich mich, darf Urlaubsarchitektur jetzt auch noch die Wälder erobern und die Strände besetzen? Wie groß ist der Impact, den wir dort hinterlassen? Wie kommt Wasser und Strom dahin? Wie funktioniert Abwasser? Wie roh darf es wirklich sein? Und wie viel Infrastruktur braucht dann doch der Rückzug? Und wie individuell soll Urlaubsarchitektur eigentlich noch werden? Müssen wir wirklich jede Idee für neue Touri-Attraktionen umsetzen? Oder könnten wir auch dort mehr mit dem arbeiten, was schon da ist? Vielleicht ist es gar nicht so kompliziert. Vielleicht muss Urlaubsarchitektur gar nicht laut sein oder neu, sondern einfach spürbar, ehrlich. Aufgeräumt im besten Sinne. Sie erzählt vom Ort, vom Material, von Licht und Landschaft und davon, dass da jemand war, der nicht nur an Gäste gedacht hat, sondern auch an die, die hier leben und an das, was diese Landschaft trägt. Wenn Holz riecht, weil es wirklich aus dem Wald nebenan stammt, wenn ein Haus im Sommer kühl bleibt, weil es klug gebaut ist und nicht, weil eine Klimaanlage rund um die Uhr brummt. Wenn eine Unterkunft keine Fläche nimmt, sich in etwas Vorhandenes einfügt, dann fühlt es sich für mich richtig an. Gute Urlaubsarchitektur nimmt Rücksicht. Auf die Natur, auf die Geschichte des Ortes, auf die Menschen, die sie nutzen und auf die, die sie möglich gemacht haben. Und vielleicht ist es genau das, was sie so besonders macht. Sie schenkt uns ein Gefühl von Freiheit, ohne Spuren zu hinterlassen, die den Ort belasten. Mich würde interessieren, welche Architektur hat für dich schon mal nach Urlaub gerochen? Welcher Ort hat dich durchatmen lassen? Schreib mir gern, ich freue mich auf deine Gedanken. Und egal, ob du gerade noch unterwegs bist oder schon wieder in deinen eigenen vier Wänden ankommst, ich wünsche dir, dass es sich nach Urlaub anfühlt. Bis zum nächsten Mal.

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