#30 Ultraschall im Beton – Sonocrete bringt Tempo in CO₂-reduziertes Bauen
Ein Startup aus der Lausitz verbindet Forschung und Unternehmergeist
27.05.2025 19 min
Zusammenfassung & Show Notes
Was tun, wenn nachhaltiger Zement zwar klimafreundlich ist, aber zu langsam für die Baustelle? In dieser Episode geht’s um eine Technologie, die genau hier ansetzt: Sonocrete hat ein Verfahren entwickelt, das mithilfe von Hochleistungsultraschall die Erhärtung von CO₂-reduziertem Beton beschleunigt. Die Idee stammt aus der Forschung und hat inzwischen den Weg in die Fertigteilwerke geschafft.
Ich spreche mit Ricardo Remus, Gründer von Sonocrete, über seine ungewöhnliche Reise vom Maurer über die Forschung bis zum eigenen Start-up. Wir reden über den praktischen Einsatz der Technologie in Pilotprojekten, um Herausforderungen in der Produktion und um die Frage, warum wir nicht auf ferne Zukunftslösungen warten sollten, wenn Veränderung auch heute schon möglich ist.
Experte in dieser Episode:
Dr. Ricardo Remus – Gründer und Geschäftsführer von Sonocrete GmbH
Weitere Links:
Sonocrete GmbH
Infos zu Sonocrete auf der Webseite des Fachverbands Beton- und Fertigteilwerke Sachsen/Thüringen e.V.
Einsatz Sonocrete-Technologie im ICE-Werk Cottbus
Coverbild: Sonocrete GmbH
Ich spreche mit Ricardo Remus, Gründer von Sonocrete, über seine ungewöhnliche Reise vom Maurer über die Forschung bis zum eigenen Start-up. Wir reden über den praktischen Einsatz der Technologie in Pilotprojekten, um Herausforderungen in der Produktion und um die Frage, warum wir nicht auf ferne Zukunftslösungen warten sollten, wenn Veränderung auch heute schon möglich ist.
Experte in dieser Episode:
Dr. Ricardo Remus – Gründer und Geschäftsführer von Sonocrete GmbH
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Sonocrete GmbH
Infos zu Sonocrete auf der Webseite des Fachverbands Beton- und Fertigteilwerke Sachsen/Thüringen e.V.
Einsatz Sonocrete-Technologie im ICE-Werk Cottbus
Coverbild: Sonocrete GmbH
Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.
Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.
Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.
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Transkript
Ob in der Stadt oder auf dem Land, Architektur umgibt uns. Überall.
Stellt euch ein Fertigteilwerk vor, in dem Betonbauteile im Minutentakt entstehen.
Beschleunigt durch gezielte Ultraschallimpulse, die den Werkstoff schneller festigen.
Kommt mit auf eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt.
Heute sind wir zu Gast bei Sonocrete in Cottbus.
Hallo und herzlich willkommen bei Architektourist, dem Podcast für Architektur,
Bautechnik und Baukultur.
Ich bin Alexandra Busch und ich sage es gleich vorweg, ja, auch in dieser Folge
geht es wieder um Beton, aber eigentlich geht es um etwas ganz anderes.
Denn heute schauen wir auf ein Thema, das viele gerade ziemlich beschäftigt.
Kann es überhaupt eine Bauwende geben, wenn wir mitten in einer Baukrise stecken?
Wer in diesen Wochen mit Menschen aus der Bau- und Immobilienbranche spricht, hört oft das Gleiche.
Wir wären schon froh, wenn überhaupt mal wieder gebaut wird,
von klimafreundlich, zirkulär oder emissionsarm ganz zu schweigen.
Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, das klingt für viele momentan eher nach Luxus.
Dabei ist das eigentlich verrückt, denn der Gebäudesektor ist für ein Drittel
der CO2-Emissionen verantwortlich.
Und trotzdem schieben wir genau hier immer noch alles auf später.
Später, wenn wieder mehr Aufträge kommen. Später, wenn es sich besser rechnet.
Später, wenn Zeit dafür ist.
Aber was, wenn dieses später nicht mehr reicht? Was, wenn wir jetzt anfangen
müssen, auch in der Krise?
Und was, wenn es längst Technologien gibt, die funktionieren?
Ohne das ganze System neu erfinden zu müssen.
In dieser Folge spreche ich mit jemandem, der genau das zeigt.
Ricardo Remus ist gelernter Maurer, Bauingenieur, Forscher und Gründer von Sonocrete.
Ein Start-up aus der Lausitz, das mit Ultraschall dafür sorgt,
dass CO2-reduzierter Beton schneller erhärtet.
Klingt erstmal abgefahren, ist aber genau das, was die Fertigteilindustrie gerade
braucht. eine Lösung, die hilft, klimafreundlicher zu bauen,
ohne die Produktion auszubremsen.
Riccardo Remus erzählt in dieser Folge, wie aus einer Promotion eine marktfähige Technologie wurde,
warum er den Weg von der Forschung in die Praxis gegangen ist und was passieren
muss, damit Innovationen wie diese nicht im Labor verstauben,
sondern draußen auf der Baustelle Wirkung entfalten.
Und wir sprechen darüber, warum Bauwände nicht immer laut, groß und systemverändernd
sein muss, Manchmal reicht eine kluge, praxistaugliche Idee.
Bevor wir aber tiefer in die Technik einsteigen, will ich erstmal wissen,
wer steckt eigentlich hinter SonoCrete und wie nutzt man Ultraschall für klimafreundlicheren Beton?
Ich bin Ricardo Remus. Ich bin eigentlich ein gelernter Maurer.
So hat das alles angefangen. Und als ich dann einige Jahre auf der Baustelle
verbracht habe, habe ich mich entschieden, doch noch zu studieren.
Ich bin durch das Bauingenieurwesen-Studium durchgegangen und dann mit Master
so langsam mit dem Thema Beton in Kontakt gekommen und war dann relativ schnell
relativ fasziniert davon.
Und in erster Instanz hatte ich überhaupt nichts mit Nachhaltigkeit zu tun,
sondern eher mit chemischem Angriff
auf Beton. Das hat mich am meisten fasziniert, wie das so fest ist.
Und vor allem bei uns in der Lausitz gibt es ja diese Tagebau-Folgelandschaft.
Und die hat auch zur Folge, dass wir Tagebau sehen haben und Grundwässer haben
mit sehr niedrigen pH-Werten.
Und wenn man da so ein Betonfundament reinsetzt, dann ist das relativ schnell
angegriffen. Und das war ein Thema, mit dem ich mich beschäftigt habe.
Ich bin dann über Umwege nach Weimar gekommen, um dort zu promovieren.
Und da bin ich dann in die Beschleunigung von Beton mithilfe von Ultraschall reingerutscht.
Meine Betreuerin, die Christiane Rössler, hatte das Thema aufgelegt und entwickelt
und hatte dann jemanden gesucht, der sich gut mit Beton auskennt und der willens
genug ist, sich mit so einer verrückten Technologie auseinanderzusetzen.
Und da sagte ich, ja, moin und.
Es ging ziemlich lang. Ich habe dort fünf Jahre intensiv geforscht an diesem
Thema, Ich habe zu diesem Thema promoviert.
Die Promotion war dann eben die Ultraschallaktivierung von Zementen.
Also der Grundtenor des Themas war immer, können wir langsame Zemente schneller machen?
Das ist eine triviale Fragestellung eigentlich, aber das hat uns am Ende dahin
geführt, dass wir gesagt haben, ja, wir können langsame Zemente schneller machen
mit Hilfe von Ultraschall.
In der Regel ist es so, dass langsame Zemente niedrigeren CO2-Fußabdruck haben
und deswegen heutzutage verstärkt eingesetzt werden.
Sollen und auch eingesetzt werden. In der Transportbetonindustrie ist das eigentlich
gang und gäbe, dass man Zemente mit einem relativ niedrigen CO2-Fußabdruck einsetzt.
In der Fertigteilindustrie, das heißt da, wo die Bauteile wirklich fertig als
Wand, mit Fenster auf ein LKW kommen und dann zur Baustelle fahren,
da ist das noch nicht so sehr der Fall.
Denn hier haben wir es mit klassischen Produktionszyklen zu tun,
wir haben es mit schnellen Erhärtungszeiten zu tun und wir haben es mit ökonomischen
Anforderungen an den Produktionsausstoß zu tun.
Und da sind die Leute meistens die Hände gebunden, die sagen,
ich muss 200 Teile am Tag produzieren, sonst bin ich nicht effizient.
Aber die neuen nachhaltigen Zemente sind mir zu langsam. Was kann ich tun?
Und das war der Ausgangspunkt, wo wir dann 2018 gesagt haben,
okay, wir nehmen dieses viele Wissen, was wir jetzt hier angehäuft haben in
der Universität, nicht und lassen das hier versauern in irgendeiner Schublade,
sondern wir tragen das hinaus in ein Start-up und haben dann 2018 SonoCrete gegründet.
Sono steht dabei für Ultraschall, abgeleitet von dem Begriff SonoChemie.
Crete natürlich für das Englische, Konkret.
Und das war dann eben doch unser Ansinnen.
Eigentlich ist das ganz leicht. Der Ultraschall hat nur zwei Effekte.
Einen physikalischen Effekt, das ist eine verbesserte Dispersion der Partikel.
Das heißt, diese kleinen Partikelansammlungen, die Partikelagglomerate,
werden aufgesprengt und somit haben wir mehr Oberfläche.
Das Zement ist zugänglich für die Reaktion und es gibt eine chemische Aktivierung.
Und das ist tatsächlich der spannende Teil.
In diesem Ultraschallfeld können wir Zementhydratphasen bilden lassen.
Das funktioniert ganz gut, wenn man sich nur auf Zement und Wasser konzentriert,
das heißt, so eine Zementsuspension herstellt. und die einem definierten Ultraschallfeld
aussetzt, dann können wir da Hydratphasen wachsen lassen.
Der Kern von Sonocrete ist es jetzt nicht einfach nur mit einer Ultraschalllanze
durch die Gegend zu rennen und die in den Betonmischer reinzuhalten,
sondern es ist ein dezidierter Vormischprozess,
Vormischen Aktivierungsprozess, wo wir dann eben eine Zementsuspension herstellen,
mit Ultraschall beaufschlagen, unter gewissen Bedingungen für eine Weile lagern und aktivieren,
bis wir dann eben diese Hydratphasen haben, die eine bestimmte wachstumsfähige
Größe erreichen müssen.
Und dann wird das einfach in den Betonmischer gepumpt oder dosiert.
Also das ist im Endeffekt ein Add-on oder ein Bypass-Prozess für die Betonindustrie.
Und kann praktisch jedem Betonwerk nachgerüstet werden.
Unsere Anlage ist ungefähr sechs Meter hoch und ungefähr drei mal drei Meter in dem Footprint.
Es sind ungefähr acht Ton Stahl, die dort hinkommen. aber die sind auch notwendig,
weil in den meisten Betonwerken wird der relativ viel produziert und deswegen
haben wir dann einen sehr hohen Durchsatz in unserer Anlage.
Das ist ein relativ ausgeklügelter Vormischer-Aktivierungsprozess.
So, jetzt haben wir gehört, wie Ricardo von Maurer zum Gründer geworden ist
und wie aus einem Forschungsthema mit verrücktem Technikpotenzial ein Unternehmen entstanden ist.
Aber was genau ist eigentlich das Problem, das Sonocrete lösen will?
In früheren Folgen haben wir ja schon öfter über CO2-reduzierten Beton gesprochen,
deshalb nur ganz kurz zur Erinnerung.
Der Hauptverursacher von Emissionen im Beton ist der sogenannte Zementklinker.
Das ist ein Stoffgemisch aus Kalk und Ton, das bei extrem hohen Temperaturen
gebrannt wird und dabei entsteht richtig viel CO2.
So viel, dass die Zementindustrie weltweit rund 5 bis 8 Prozent der menschengemachten
Emissionen verursacht.
Kein Wunder also, dass alle gerade überlegen, wie man Zement klimafreundlicher machen kann.
Die Idee ist simpel, man ersetzt einen Teil des Zementklinkers durch andere
Bestandteile, zum Beispiel Kalksteinmehl oder Hüttensand.
Diese sind deutlich klimafreundlicher in der Herstellung, senken also den CO2-Fußabdruck.
Der Haken ist aber, dass diese neuen Zemente viel langsamer reagieren.
Heißt konkret, der Beton braucht länger, um zu erhärten. Und das ist ein echtes
Problem, vor allem für Fertigteilwerke, die mit engen Takten arbeiten und eine
bestimmte Menge an Bauteilen pro Tag herstellen müssen.
Wenn der Beton zu langsam fest wird, staut sich die Produktion.
Weniger Teile, weniger Umsatz, wirtschaftlich wird's eng.
Genau hier setzt Sonocrete an.
Riccardo und sein Team nutzen Ultraschall, genauer gesagt gezielt eingesetzten
Hochleistungs-Ultraschall in einem speziellen Vormischprozess.
Die Schallwellen sprengen die winzigen Partikelbündel im Zement auf,
dadurch wird mehr Oberfläche für die Reaktion freigelegt.
Gleichzeitig entsteht eine chemische Aktivierung, die Hydratphasen,
also die kristallinen Strukturen, die für die Festigkeit sorgen,
bilden sich schneller und gezielter aus.
Kurz gesagt, der Beton wird schneller fest, obwohl er klimafreundlicher ist.
Und das ist dann plötzlich keine technische Spielerei mehr, sondern ein echter
Hebel für die Transformation.
Aber wie reagiert eigentlich die Branche auf diese Technologie?
Und was sagen die ersten Pilotprojekte?
Genau das schauen wir uns jetzt im nächsten Teil an.
Wenn man jetzt so fragt, wie sind wir denn da hingekommen, dass diese Anlage da steht?
Das war eine ganz schöne Berg- und Talbahnfahrt, weil man kommt ja dann aus
der Universität heraus mit einem gewissen, sagen wir mal, mit einem akademisch
geprägten Mindset der Betonproduktion.
Und dann geht man in so ein Betonwerk. Und dann kann man sich schon vorstellen,
dass da einem gehörig der Kopf gewaschen wird, wenn man dann sagt,
wir machen jetzt dies und das und das wird alles schön am Ende.
Das klappt natürlich nicht so. Also das, was wir jetzt haben,
diese Sonocreteanlage, unsere Vormischanlage, die ist das Resultat eines sehr
langen, sehr harten Entwicklungsprozesses, weil wir es ja hier nicht nur mit
Betontechnologie zu tun haben.
Wir haben es mit einer mechanischen Auslegung der Anlage, wir haben es mit Elektrotechnik
zu tun, Automatisierung, Einbindung in Betonwerke, dann Verlässlichkeit von Komponenten.
Also so eine Maschine zu erfinden und zu entwickeln, die es bisher noch nicht
gab, ist tatsächlich relativ anstrengend, wie ich gemerkt habe.
Also das, was wir in den ersten Jahren entwickelt haben, in den ersten drei
Jahren, ist eigentlich die Plattform, das Ultraschall-Mischsystem.
Das, was jetzt dabei herausgekommen ist und das, was wir aktuell kommerziell
auch in den Markt eingeführt haben, ist unser erstes Produkt auf dieser Plattform.
Das nennen wir so noch Re-Precast und das ist ein Ultraschall-Vormischsystem
für Betonfertigteilewerke.
Auf dieser Plattform kann man aber noch jede Menge mehr machen und wir haben
uns einfach aus, Weil wir nicht so viele Sachen auf einmal machen können und
nicht tun sollten, haben wir uns jetzt darauf konzentriert, mit unserem ersten
Produkt ausschließlich die Betonfertigteilindustrie zu beliefern.
Aber tatsächlich, das stimmt, man kann damit viel, viel mehr machen.
Also auch innerhalb der Betonwelt kann man viel mehr machen, aber auch außerhalb.
Tatsächlich wurden wir sogar mal von einem Anlagenbauer von Brauerei-Bedarf
angeschrieben, ob wir nicht auch den Brauereiprozess optimieren können.
So weit gehen wir dann aber nicht. Aber diese Plattformen können wir unterschiedlich nutzen.
Da arbeiten wir gerade an einem entspannten Konzept für die Transportbetonindustrie,
aber ist auch denkbar in anderen Prozessschritten.
Also das ist uns auch immer wichtig zu betonen in den Gesprächen,
die wir finden. Wir suchen keine Kunden aktuell, sondern wir suchen Partner.
Denn der Erfolg, das hängt ganz maßgeblich davon ab, welche Basis wir legen.
Und das haben wir mit unseren sogenannten Early-Access-Partnern gemacht,
die diese Anlage bekommen haben. Wir sind in einem sehr engen Austausch.
Wir sind regelmäßig an der Anlage kontrollieren, die verbessern,
entwickeln die Software weiter, den Prozess weiter und ist wahnsinnig wertvoller
Input, den wir da generieren und den wir da auch in diese neue Anlagengeneration jetzt gießen werden.
Wir haben einige Projekte. Mittlerweile haben wir schon über 60.000 Kubikmeter
Beton gemacht mit unseren Sonocreteanlagen, die da in den unterschiedlichen Werken stehen.
Das sind ganz unterschiedliche Projekte, also große Bauprojekte,
die von DAX-Konzernen umgesetzt werden, die schon eine CO2-Komponente enthalten,
also die ganz bewusst sagen, hey Leute,
wir wollen x Kilogramm CO2 pro Quadratmeter Wohnfläche haben.
Und dann sagt das fertigste Werk, okay, das können wir euch liefern oder das
können wir euch nicht liefern.
Ein spannendes Projekt, ein Pilotprojekt, das wir hatten, das war das mit der Deutschen Bahn.
Da haben wir eine große Instandsetzungshalle mit begleiten dürfen oder unsere
Technologie in diesen Betonproduktionsprozess mit einbringen dürfen.
Dabei haben wir sehr, sehr viel gelernt. Dabei haben wir erstens gelernt,
dass das Bestreben nach CO2-reduziertem Beton oftmals von der Kundenseite kommt
und gar nicht so sehr aus dem Betonwerk herauskommt.
Und dass wir eine sehr leistungsfähige Technologie haben, mit der wir eine hohe
Reduktion des CO2-Footprints erreichen können.
Das war super spannend und hat eben auch dazu geführt, dass das EBA zum Beispiel,
das Eisenbahnbundesamt, sich stärker mit dieser Technologie auseinandersetzt
und dazu eine große Untersuchung, eine große Studie aufgelegt hat,
die jetzt aktuell noch läuft und wo wir aber zuversichtlich sind,
dass da bald spannende Ergebnisse herauskommen und wir dann weitere große Projekte
in solchen Rahmen machen können.
Genau, es ging um ein Gebäude und dieses Gebäude hatte eben,
das ist sehr groß, eine große Stahlbetonhalle und diese Stahlbetonhallen haben
üblicherweise Spannbetonbinder.
Und besonders dieser Spannbeton ist sehr schwer zu dekarbonisieren,
weil die wirklich sehr, sehr hohe Frühfestigkeiten haben müssen.
Also nur mal zum Vergleich, ein Spannbetonbinder hat nach 14,
15 Stunden eine Druckfestigkeit, die ein durchschnittlicher Transportbeton erst
nach 14 bis 28 Tagen erreicht.
Das ist der Unterschied und das ist auch der Grund, warum wir unser Hauptanwendungsbild
für dieses Produkt in der fertigten Industrie sehen.
Ganz einfach, weil diese notwendige Reaktionsgeschwindigkeit viel, viel, viel höher ist.
Was ich an diesem Projekt besonders spannend finde, ist, dass es zeigt,
dass die Bauwende nicht zwangsläufig ein Zukunftsversprechen sein muss oder
etwas, das wir erst angehen können, wenn die Krise vorbei ist.
Im Gegenteil, in der aktuellen Baukrise wird ja oft so getan,
als stünden Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz zwangsläufig im Widerspruch,
als müsste man erst durch die Krise durch, bevor man sich wieder um Nachhaltigkeit kümmern kann.
Aber vielleicht ist genau das der falsche Blick. Vielleicht geht es jetzt darum,
die Hebel zu nutzen, die wir schon in der Hand haben, statt auf die eine große
Lösung oder den perfekten Moment zu warten.
Riccardo Remus bringt das sehr klar auf den Punkt. In seinem Appell steckt nicht
nur technisches Know-how, sondern auch ein Impuls an alle, die Planen,
Bauen, Entscheiden und Verantwortung übernehmen wollen.
Wenn ich hier eine Botschaft senden könnte, dann wäre das, glaube ich, so etwas wie,
dass man sich nicht darauf verlässt, dass in fünf oder zehn oder 15 Jahren irgendwelche
Moonshot-Lösungen verfügbar sind, an denen jetzt gearbeitet und in die auch
viel Steuergeld gepumpt wird, sondern es gibt schon viele lokal verfügbare Lösungen,
mit denen man schon ein großes Stück des Weges gehen kann.
Neue Technologien, neue Verfahren und ohne die fundamentalen Prozesse also grundlegend
zu ändern, das würde ich sagen.
Und die kann man heute schon nutzen, also ab morgen.
Und man muss nicht darauf warten, dass in zehn Jahren aufwendig CCS- und CCU-Verfahren,
die auch wichtig sind und die auch eine hohe Relevanz haben.
Aber darauf sollte man nicht warten, man sollte jetzt den ersten Schritt gehen.
Und wir sind bereit, andere sind
es auch, die ähnlich potente Technologien haben und deswegen let's go.
Bauwende trotz Krise. Geht das? Ich glaube, nach dieser Folge kann man sagen, ja, es geht.
Aber wahrscheinlich nicht mit der einen großen Maßnahme, der nächsten Verordnung
oder dem ganz großen Wurf.
Aber mit vielen kleinen Lösungen, die realistisch sind, die funktionieren.
Und die vielleicht schon in der Schublade liegen, aber endlich raus müssen.
Natürlich ist die Lage angespannt. Natürlich kämpfen viele gerade ums wirtschaftliche Überleben.
Aber vielleicht ist genau das der Moment, in dem wir den Mut brauchen, Dinge anders zu denken.
Und vor allem anders zu machen. Denn die Technologien, die wir brauchen,
um CO2 zu sparen, Ressourcen zu schonen und klüger zu bauen, sind längst da.
Sie müssen nicht erst erfunden werden. Sie müssen eingesetzt werden.
Im Kleinen, mit realistischen Hebeln, mit Fokus auf das, was heute schon möglich ist.
Riccardo Remus hat es schön auf den Punkt gebracht.
Wir sollten nicht darauf hoffen, dass uns in 10 Jahren irgendein großes Wunderding
rettet, sondern jetzt loslegen mit dem, was wir haben.
Und das geht auch ohne den ganz großen System und Bau.
Manchmal reicht schon eine durchdachte Technologie wie Ultraschall im Beton,
die sich in bestehende Prozesse integrieren lässt und trotzdem einen spürbaren Unterschied macht.
Und ja, das funktioniert nur mit Menschen, die wie Riccardo sagen, let's go!
Danke an Ricardo Remus von Sonocrete für seine Zeit, seine klaren Worte und
dafür, dass er uns gezeigt hat, wie man mit einer guten Idee selbst den Beton
ein bisschen schneller in Bewegung bringt.
Wenn ihr mehr über Sonocrete erfahren möchtet, dann schaut gerne in die Shownotes.
Dort findet ihr weiterführende Links.
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Und wenn euch die Episode gefallen hat, freue ich mich riesig über eine Bewertung
oder eine Weiterempfehlung.
Das war's für heute. Ich hoffe, ihr konntet etwas mitnehmen und habt vielleicht
einen neuen Blick auf das Thema Bauwende bekommen.
Ich bin Alexandra Busch. Danke, dass ihr dabei wart. Bis zur nächsten Folge und Tschüss!
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