Architektourist

Der Podcast für Architektur, Bautechnik und Baukultur - von und mit Alexandra Busch.

#3 Bewährtes bewahren, Neues wagen - Sanierung eines Bauernhauses in Frankfurt-Bergen

FFM-Architekten sanieren ein Bauernhaus von 1850 mit Multipor Innendämmung von Xella

14.05.2024 29 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Episode führen wir Euch in den Frankfurter Stadtteil Bergen, wo die Architekten Cilia und Hendrik Tovar ein historisches Bauernhaus aus dem Jahr 1850 liebevoll saniert haben. Entdeckt, wie dieses Projekt durch kluge Planung und den Einsatz einfacher, aber wirkungsvoller Techniken den Charakter des alten Gebäudes bewahrt und gleichzeitig heutigen Wohnansprüchen gerecht wird.

Wir sprechen mit Cilia und Hendrik Tovar von ffm-architekten über die Herausforderungen und die kreativen Lösungen, die sie bei der Sanierung dieses besonderen Hauses gefunden haben. Darüber hinaus erläutern sie, wie das mineralische Innendämmsystem Multipor von Xella nicht nur zur Energieeffizienz des Hauses beiträgt, sondern auch die historische Substanz schützt.

Gerade in Zeiten, in denen dringend mehr Wohnraum benötigt wird und viele Gebäude auf eine Sanierung warten, sind Projekte wie diese so vorbildlich. Sie zeigen, wie mit einfachen Ansätzen und Respekt vor der Vergangenheit Wohnqualität für die Zukunft geschaffen wird.

Expertinnen und Experten in dieser Episode:
Cilia und Hendrik Tovar von FFM Architekten - spezialisiert auf Wohnungsbau in allen Größen und Kategorien

Weitere Links:
https://ffm-architekten.de/
https://ffm-architekten.de/portfolio/052-wohnhaus-mit-buero/
https://www.xella.de/de_DE/marken/multipor
https://baustoff.xella.de/bauvorhaben/sanierung-renovierung-modernisierung/sanierung-eines-alten-bauernhauses-mit-multipor

Coverbild:  FFM-ARCHITEKTEN. Markus Raupach

Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.

Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.

Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.

Transkript

Ob in der Stadt oder auf dem Land, Architektur umgibt uns, überall. Stellt euch ein hessisches Bauernhaus von 1850 vor, liebevoll saniert mit einfachen Materialien und Techniken, um Altes zu ehren und Neues zu begrüßen. Kommt mit auf eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. Heute sind wir zu Gast im Wohnhaus T. im Frankfurter Stadtteil Bergen. Hallo und ein herzliches Willkommen bei Architekturist. Ihr seid also auch fasziniert von allem, was mit Architektur und Bauen zu tun hat? Oder seid ihr einfach neugierig auf die unerzählten Geschichten hinter den Kulissen der Gebäude, die unseren Alltag mitgestalten? Dann seid ihr bei diesem Podcast goldrichtig. Ob ihr nun Profis der Architekturbranche seid, Architektur studiert oder einfach nur fasziniert seid von den Geheimnissen hinter den Fassaden, wir erkunden innovative Bautechniken, entdecken, was Nachhaltigkeit in der Architektur wirklich ausmacht und lassen uns von den Materialien und Erzählungen begeistern, die unsere gebaute Welt so lebendig machen. Ich bin Alexandra Busch, eure Gastgeberin auf dieser spannenden, akustischen Reise. Habt ihr schon mal was vom Prinzip des einfachen Bauens gehört? Darüber liest man immer mehr in Architekturmagazinen und auf vielen Fachtagungen wird darüber diskutiert. Mit dem Gebäudetyp E, wobei das E für einfach oder experimentell steht, gibt es sogar eine spezielle Initiative der Bundesarchitektenkammer, die versucht, das Bauen zu vereinfachen und der Überregulierung entgegenzuwirken. Beim einfachen Bauen geht es darum, funktionale und nachhaltige Gebäude zu schaffen, indem durch kluge und vorausschauende Planung die Komplexität und der Ressourcenverbrauch in der Umsetzung und im Betrieb minimiert werden. Wenn ich das so formuliere, klingt das irgendwie kompliziert, aber es soll doch eigentlich einfach sein. Meine heutigen zwei Interviewgäste, Silja und Hendrik Tovar von FFM Architekten aus Frankfurt, drücken das besser aus als ich. Sie sagen, die einfachsten und damit nachhaltigsten Projekte sind jene, die am wenigsten Technik und Material verwenden. Und genau das werden sie uns anhand eines konkreten Beispiels erklären. Die Tovars berichten von ihrem Projekt, das sie als ihr bisher nachhaltigstes Projekt überhaupt betrachten. Wir sprechen über die Umwandlung eines Bauernhauses von 1850 in ein Wohnhaus. Obwohl die Sanierung schon mehr als 15 Jahre zurückliegt, ist ja gerade das Bauen im Bestand aktueller denn je. Ich möchte euch aber erst ein paar grundlegende Infos über das Gebäude geben, das im Mittelpunkt unserer heutigen Episode steht. 2007 haben sich die Architekten Silja und Hendrik Tovar in eine alte Hofreite im Frankfurter Stadtteil Bergen verliebt. Das Herzstück des Anwesens ist ein schlichtes hessisches Dorfhaus aus dem Jahr 1850. Mit einem Grundriss von etwa sieben mal zehn Metern, einer traditionellen Biberschwanz-Dachdeckung, verputzten Mauern und breiten Fenstergesimsen hat es zwar keine spektakuläre Architektur, aber einen unverwechselbaren Charme, den die Tovars unbedingt erhalten wollten. Ihre Mission lautete, das Haupthaus modernisieren und neu strukturieren. Weg mit dem alten Nebengebäude und dem Schornstein im Gartengiebel, aber die Seele des Hauses, die bleibt. Dabei haben sie die ursprünglichen Grundrisse fast vollständig beibehalten, aber mit einigen gezielten Eingriffen den heutigen Wohnbedürfnissen angepasst. Obwohl dieses private Wohnhaus nicht öffentlich zugänglich ist, geben uns Silja und Hendrik Tovar heute einen exklusiven Einblick in ihre Arbeit und die Geschichte hinter dieser Transformation. Um uns eine lebendigere Vorstellung von ihrem Projekt zu geben, habe ich die beiden Architekten gebeten, uns zu Beginn unseres Gesprächs auf eine gedankliche Tour durch das Haus zu führen. Also das Haus selber, es liegt an einer Hauptstraße. Das ist wie in hessischen Orten üblich, ein Haus, was sozusagen direkt an der Straße angebaut ist. Hat so ungefähr einen Grundriss von sieben mal zehn Metern, ganz grob. Und liegt auf der Nordostecke eines Grundstücks. Ja, ist ein klassisches Wohnhaus, eines Bauernhauses. Auf der Südseite waren früher Ställe angebaut. Das heißt, die Südseite sieht heute anders aus. Die wurde renoviert mit einer Holzfassade, wurde die versehen, um die Schäden, die sozusagen beim damaligen Anbau schon vorhanden waren oder entstanden sind, neu zu gestalten und auch das Wohnhaus nach Süden hin zu öffnen. Ja, man kommt rein von der Straße aus, geht dann eine kleine Treppe hoch, ist dann in dem alten Treppenhaus, was zentral auf der Westseite angeordnet ist. Und dann geht man durch in einen jetzt nun größeren Wohn-, Essraum, Küche. Nach Norden öffnet sich dann noch ein größeres Zimmer. Das ist verbunden, sodass das ganze Haus sozusagen einmal in der ganzen Länge erlebt werden kann. Das ist ein kleiner Grundriss, ein kleines WC, zentral im Haus, 70 Zentimeter breit. Ja, im Grunde hat man aber die Struktur des alten Hauses erhalten, innen hat die Treppe nicht verlegt, das Kostengründer hat auch gesagt, es ist zu erhalten. Wir erhalten das und arrangieren uns damit. Nach Süden hin sieht man dann in den Bereichen eine großzügige Öffnung, die ist nicht historisch, die mussten wir einsetzen, sodass sich das Wohnhaus über eine angebaute Terrasse zum Garten hin öffnet. Dann, wenn man die Treppe hoch geht, hat man wieder in der Mitte das Treppenhaus. Auf der Südseite schließt sich ein schmaler, gutbelichteter Raum an, das in die Wahlzimmer genutzt wird. In dem Norden dann zwei Räume, klassisch, die zur Straße und auch zur Westseite sich richten. In der Mittelspange ist ein Bad eingebaut worden, ganz oben im Dachstuhl. Das war ehemals vielleicht auch landwirtschaftlich genutzt. Es ist ein Studio entstanden, was im Prinzip ganz offen ist, mit offenem Dachstuhl. Man sieht das Holzgebälk, was sich auch mit einem großen Fenster zum Süden öffnet und in dem oben unter dem Dach Technik untergebracht ist. Wir haben dort die Heizung drin, kurze Wege zu den Bädern. Es ist ein Bauernhaus und es hat natürlich dicke Wände. 1850, würde ich sagen, gibt es keinen Zugang von innen zum Keller, sondern es ist ein Keller, den man von außen betreten muss. Es ist ein toller Raum, es wird als Werkraum, Lagerraum genutzt. Tischtennisraum. Der Keller ist nicht abgedichtet, der hat Natursteinoptik, die über Weißgeschlemmt haben, damit es heller wird und Ziegelboden, also so einen einfachen Ziegelboden. Das war auch etwas, was wir gesagt haben, wir wollen da keinen Betonboden reinbauen, das hat es hier nie gegeben. Wir haben dort an der Stelle einen Ziegelboden, da muss man auch mal mit ein bisschen Feuchtigkeit rechnen, das ist ein Nutzboden. Wie haben Sie denn Ihr Grundstück gefunden? Wir haben in Bergengheim gesucht und dieses Haus war damals ein Haus, wo sich viele Leute nicht herangetraut haben im Ort. Der Putz war mit einer Kunststoffschicht überzogen und hatte dementsprechend so, war so abgeplatzt, sah unansehnlich aus und wenn man reinging, war das auch nicht renoviert, größtenteils 1960er Jahre. Die alte Bauersfrau hatte da noch drin gewohnt, war dann gestorben und dann stand es zwei, drei Jahre leer und dann haben es die Leute übernommen, die dann später das geteilt haben, das Altstück. Der Leerstand war so, dass man auch schon, der schon länger war, dass es unansehnlich aussah und da haben viele Leute, glaube ich, gedacht, das kann man ja gar nicht wieder herrichten, da hat der Architekt immer ein bisschen Vorteil und sieht, das ist oberflächlich und die Substanz ist eigentlich völlig in Ordnung. Was haben Sie gesehen, was haben Sie denn gespürt, als Sie auf diesem Grundstück waren? Naja, wir haben erstmal gesehen, das ist ein ganz tolles Haus von der Proportion, wir haben gesehen, das hat unheimlich Qualität, das hat diese dicken, massiven Ziegelwände aus dem Reißmauerwerk noch, es hat diese Fenster mit den Gesimsen, es hat so sparsam liebevolle Details, klassische Details, es hat eine klassische Bibelspannsdämmung, fügte sich also ganz in diesen Ort ein und war eigentlich unverbaut. Also war eigentlich, da war nichts dran verändert, das war das Haus eigentlich von 1850, da gab es keine Gaube oder irgendeinen Eingang oder irgendeine Verkachelung, die da noch schon außen stattgefunden hatte, sondern eigentlich war das ein klassisches Haus. Natürlich hatte es Abrissspuren und vielerlei Probleme, die aber für uns eigentlich nebensächlich waren, man sieht dort auch, wo die Scheune angebaut war und kein Fenster drin war nach Süden, da musste man natürlich dem eine neue Nutzung geben und diese Fassade haben wir dann auch dementsprechend neu gestaltet. Dazu musste man auch das Haus öffnen an der einen Stelle, das waren dann die einzigen Eingriffe, die wir eigentlich an dem Haus nach außen vorgenommen haben. Da wo was kaputt war, haben wir sozusagen das genutzt und haben gesagt, naja, das werden wir dann in dem Sinne, dass es sich gut wohnen lässt und dass man auch eine Behaglichkeit da rein bekommt, werden wir das nutzen. Was auch bei uns beiden so ein Impuls war, der uns auch vielleicht ein bisschen überrascht hat zu dem Moment, weil wir das da noch nicht von uns kannten, war dieses Gefühl, wir werden aufgefordert, dem eigentlichen Haus wieder zu dem zu verhelfen, was es mal war. Und das ist eigentlich geblieben, dieses Gefühl, wenn man mit Altbauten zu tun hat, weil da waren so viele Schichten drüber gelegt über diese Jahrzehnte. Also allein das, was man ja kennt, diese Tapetenschichten, dass dann mehrere Generationen da quasi auftauchen, wenn man das versucht, alles da runter zu kriegen. Und das gleiche gilt für Bodenbeläge und so weiter. Also dass man es schafft, die ursprünglichen Materialien wieder rauszuholen, wo sie noch sind und wo sie noch weiter zu verwenden sind. Und das haben wir da schon auch betrieben. Das haben wir betrieben, soweit das auch wirklich möglich war. Zum Beispiel sind im Obergeschoss immer noch die Bodenbeläge jetzt drin von, so wie es aussieht, 1850. War denn so viel in und am Haus erhaltenswert? Wir haben gleich gesehen, das ist ein Haus, an dem man viel selber machen kann. Das ist einfach. Bauen ist heute kompliziert, das ist auch ein Punkt. Wir beide mögen da auch eine gewisse Einfachheit. Das ist eigentlich nicht so kompliziert. Die haben das damals ja einfach gebaut. Dadurch kommt man selber auch da rein und sagt, naja, das baut man eigentlich so weiter wieder. Man macht es nicht kompliziert mit tausend Schichten, Technik, Lüftung. Da ist nur das Notwendigste eingebaut, weil da ist eine Heizung eingebaut worden. Und das war es. Man darf das gar nicht sagen. Wir haben zum Beispiel für Strom auch das aller, aller Notwendigste eingebaut. Und haben auch die Kabel zum Beispiel gar nicht in die Wände eingestemmt. Die haben wir eigentlich, weil wir eine Innendämmung gemacht haben, auf einer etwas verkleinerten Dämmung in einem Bodenkanal einfach aufgebracht und das mit einem Holzbrett verschlossen. Auf einfachste Weise im Prinzip versucht, dem gerecht zu werden. Ich verstecke jetzt nicht alles, ich mache daraus jetzt kein Hightech-Element, sondern das bleibt so und das ist zum Wohnen auch ausreichend. Nicht nur ausreichend, sondern wir finden es sogar Wohltut. Weil es eigentlich nicht diesen Technik-Overkiller, den wir beide eigentlich nicht mögen. Wir haben natürlich täglich damit zu tun, dass man das nicht machen kann, dass wir Kunden das nicht wünschen. Aber in dem Fall passte das sehr gut und das führt auch zu einer ganz enormen Kostenreduzierung. Man muss dann aber auch manchmal zum Beispiel, wenn man einen Träger hat, der bleibt dann sichtbar, da wird die ganze Decke nicht abgehängt. Das muss man halt mit einem Unterzug auch einmal leben. Das war aber für uns selbstverständlich, dass wir da so mit umgehen. Das heißt, ein Abriss und ein Neubau kam überhaupt nicht infrage? Nicht eine Sekunde? Nein, das kam nicht infrage. Man denkt immer, wenn man an so ein Projekt rangeht, ist es erhaltenswert oder nicht erhaltenswert. Der erste Blick war, dass uns das Haus gefällt. Wir kommen oft dahin, dass die Leute sagen, uns gefällt dieses Haus, aber wir wollen das und das und das und das ändern. Dann sagen wir, dann ist es aber nicht mehr das Haus. Was sind denn so die Punkte, die andere ändern würden, wenn sie ihr Haus sehen? Ich würde auf die Treppe nochmal zu sprechen kommen. Die Treppe liegt eigentlich etwas zu weit im Süden. Man würde sich aus heutiger Sicht wünschen, dass da mehr Platz ist für den etwas großzügigeren Wohnraum zum Garten, zur Terrasse und so weiter. Traditionell war das damals aber so, dass die Häuser zur Straße ausgerichtet waren und in dem Fall eben im Norden. Das heißt, die großen, gut geschnittenen Zimmer sind jetzt im Norden und die etwas schmalen, eigentümlichen Räume im Süden. Deswegen war ja diese Frage früh da, kann man nicht mal eben in diesen Holzbalkendecken diesen Treppenbereich verändern. Nach langen und unteren Studien natürlich, fiel dann eben die Entscheidung zu sagen, nein, damit kann man leben, da kann man einen Umgang mit finden und entsprechend die Räume ausbilden. Und das, witzigerweise, ist dann später vielleicht sogar die Stärke dieses Gebäudes und bildet den Charakter dieser Räume. Dass die so ein bisschen eigentümlich sind, aber schön. Ja, dazu hat so ein Haus natürlich eine Struktur. Es hat eine Struktur, die vom Dachstuhl und von den tragenden Wänden kommt. Die Innenwände sind aus Holzbauteilen, die ausgefacht sind. Das heißt, die Wände stehen übereinander. Wenn ich das Treppenhaus jetzt verschiebe, dann nehme ich die Deckenkonstruktion vollständig raus, entkerne das Haus vollständig. Und kann natürlich dann freier mit dem Grundriss agieren, verliere aber auch völlig den ursprünglichen Charakter des Hauses, Geschichte und so weiter. Und es ist ein enormer Aufwand, den man betreiben muss, auch wirtschaftlich. Und das ist auch so eine Grundregel, die man beim Umbau tatsächlich auch sehen muss. Leute kaufen sich ein Haus und wünschen sich einen Umbau. Jetzt habe ich dieses Haus und verstehe nicht, dass ein Umbau, der sozusagen die Eigenheiten, konstruktiven, aber auch historischen Eigenheiten des Hauses nicht berücksichtigt. Mit enormen Kopfständen kann man dann Umbauten erreichen. Wir finden es dann besser zu sagen, ja, dann schau doch hin, also wie das Haus ist, was kann es mit dem Haus. Und wenn es dir gefällt, wenn du sagst, diese Sache liebe ich, dann ist es doch eigentlich in Ordnung. Dann kann man damit auch umgehen. Wie ging es los, als Sie das Objekt gekauft hatten? Hatten Sie sofort eine klare Vorstellung oder hat sich das Sanierungskonzept erst im Laufe der Zeit entwickelt? Also ich glaube, in den grundlegenden Entscheidungen hat sich gar nicht mehr so viel verändert. Ich glaube also, was wir gerade eben auch hatten, diese Unsicherheit, was wird mit dem Wohnen, war was Wesentliches. Dass man sich fragt, wie funktioniert der Alltag einer Familie in dem Haus. Da gab es auch ein Heimbüro zu der Zeit, das funktionieren musste und da mussten auch mal Leute reinkommen können und so weiter. Und dann war eben die Entscheidung damals, den Wohnraum im Obergeschoss zu haben und im Erdgeschoss waren Küche und Essen. Und später ist dann Wohnraum nach unten gewandert und dann hat man wieder diese Folge Küchen, Essen, Wohnen. Das waren Punkte, an denen wir uns lange aufgehalten haben, wie das so funktioniert im Alltag. Und das andere Thema, was wir eben auch schon mal gesehen haben, war die Südfassade. Weil das ja die einzige Fassade war, die nicht so erhalten werden konnte, wie sie eigentlich angelegt war von damals. Mit diesen sehr vielen, auch großzügigen Fensteröffnungen, also Lochfenster, die wir ja einfach nur quasi in Stand und etwas moderner in Stand gesetzt haben. Aber auf der Südseite gab es wirklich lange Fassadenstudien dazu, wie schafft man es dann, da diese neuen Löcher reinzusetzen, die den Bezug dann eben Richtung Garten erzeugen. Und das war ein langer Prozess. An dieser Stelle schalte ich mich mal dazwischen, um die Maßnahmen an den Fassaden genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Architekten entschieden sich, die charakteristische straßenseitige Mauerwerkfassade mit ihren auffälligen Fensteröffnungen und Gesimsen zu bewahren. Im Gegensatz dazu befand sich die Südfassade, die hofseitige Rückseite des Haupthauses, in einem schlechten Zustand. Verschiedene Anbauten, ein Außenschornstein und zugemauerte Fensteröffnungen machten es unmöglich, hier das Mauerwerk sichtbar zu belassen. Für die Gestaltung der Gartenfassade wählten die Thovars daher einen völlig anderen Ansatz. Sie integrierten große neue Holz-Aluminiumfenster, die bündig in der Fassade sitzen und nach außen öffnen. Die Gartenseite erhielt zudem eine unbehandelte vertikale Lärchenholzschalung, die zusätzlich gedämmt wurde. Die übrigen drei Fassaden sollten den ursprünglichen Charakter des Hauses widerspiegeln. Dazu wurde der alte Kunstharzputz entfernt, das Backsteinmauerwerk freigelegt und mit einem mineralischen Schlemmputz behandelt. Anstelle eines Wärmedämmverbundsystems entschieden sich die Architekten für eine innenseitige Dämmung mit kapillaraktiven Multipor-Mineraldämmplatten vom Hersteller Xela. Diese Dämmplatten bieten nicht nur die notwendige Wärmedämmung, sondern sie können auch Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben, was zu einem ausgeglichenen Raumklima beiträgt. Im gesamten Haus wurden zudem alle Putze und Anstriche auf Kalkbasis ausgeführt, was den Wandaufbau dampftiffusionsoffen macht. Schauen wir uns nun die Entscheidung der Architekten, auf eine Innendämmung zu setzen, genauer an. Deshalb zurück zum Gespräch. Wie kamen Sie denn auf die Multipor-Innendämmung? Vor rund 15 Jahren war das Produkt ja relativ neu auf dem Markt. Ja, also die klassische Dämmung, die ja damals überall propagiert wurde, war halt das VDVS, also das man eine Außendämmung macht. Wir haben in einem Bereich eine Außendämmung gemacht, wo die Holzfassade ist, weil wir gesagt haben, da macht es Sinn, hinter die Holzfassade zu dämmen. Weil die Seite sowieso paramponiert, also das war nicht wiederherzustellen. Das heißt, eine Fassade haben wir gemacht, aber drei Fassaden haben wir mit Innendämmung gemacht. Warum? Wir waren natürlich auf der Suche, wir wollten das Haus eigentlich in dieser Backsteinoptik erhalten, mit der Schlemme, und sind eigentlich auch keine Freunde davon, einen Kunststoff oder jetzt irgendwie auch so einen Putzer auf die Dämmung zu bringen, haben wir für die historische Konstruktion nicht angemessen. Da haben wir damals gesucht, ich habe im Internet gesucht, und dann bin ich auf Zeller -Innendämmung gestoßen, auf dieses Multipor. Da wurde uns aber sehr viel Angst gemacht. Da hast du gesagt, wenn du da eine Innendämmung machst, Innendämmung ist immer ganz schlimm, weil du dann den Taubpunkt nach innen verlegst. Jetzt haben wir ein bisschen Erfahrung, mein Vater ist erfahrener Bauschadensgutachter, wir haben uns selber auch damit befasst und haben gesagt, eigentlich muss es funktionieren, wenn es diffusionsoffen ist, wenn das Material, das hat uns halt überzeugt, wenn das Material Feuchtigkeit, die im Raum ist, speichern kann, und dann, wenn es Abend ist, und keiner ist mehr in diesem Raum, wieder diese Feuchtigkeit an den Raum, in die Raumluft abgegeben werden kann. Das ist nicht wie oft geschrieben, das atmet da draußen, draußen atmet nicht, sondern die Materialien nehmen Feuchtigkeit auf und geben sie zeitverzögert wieder ab. Das ist ein ganz anderer Prozess, der aber trotzdem funktioniert. Und zu viel Feuchtigkeit wird mit dem Fenster rausgelüftet. Und wir haben gesagt, das ist überzeugend. Da haben viele gesagt, oh, das können wir nicht machen, ihr müsst eine Dampfsperre machen, das geht ja in die Konstruktion rein. Das wurde mir auch von Professoren bescheinigt, das Haus wird schimmeln und es wird nicht funktionieren. Ja, da war damals die Forschung überhaupt nicht weit. Und man hat das damals im Denkmalschutz als den absoluten Notenhangel begriffen. Wir waren damals immer schon auf der Suche nach einfachem Bauen und haben gesagt, vielleicht kann man auch ein einfaches Ziegelhof mal wieder einschalig bauen und in dem muss es immer eine zweite Schale haben. Und da war dieses Haus eigentlich eine Möglichkeit zu sagen, ja, das machen wir so, das passt, das geht. Und wir lassen es auch ganz diffusionsoffen nach außen, deshalb diese Kalkschlämme, dass wir sagen, auch Feuchtigkeit, die von außen sogar reinkommt, wird auch wieder von der Luft abgetrocknet. Funktioniert aber gut bei dem Haus, was sehr frei steht und gut austrocknen kann. Abtrocknen kann. Das heißt, alle Sorgen, die damals an Sie herangetragen wurden, haben sich nicht bewahrheitet. Es gibt keine Schimmelstellen. Null. Es gibt keine Schimmel, es gibt keine Feuchtigkeit. Es hat sich für uns baufysikalisch als Vortreffer herausgestellt. Vielleicht nochmal der Vollständigkeit halber, wir haben sowohl außen als auch innen Kalkfarbe verwendet. Das hat dann schon auch ein bisschen mit dem Vermeiden von Schimmel zu tun und diese Durchlässigkeit über den gesamten Querschnitt, auch wenn das vielleicht nicht so dieses Atmen ist, aber diese Durchlässigkeit an jeder Stelle zu gewährleisten, das haben wir schon auch gemacht. Also auch im Bad nicht oben hoch zu fließen, an der Außenwand und so. All diese Dinge wurden schon auch sorgfältig bedacht und funktionieren dann immer. Total unglaublich, der Hinweis. Du hast jetzt auch keinen Dampfsperrloid in den Fliesen oder sowas? Ja, also da gibt es Fliesen von außen, da haben wir Fliesen draufgesetzt, haben aber nur so eine Teilverfliesung gemacht. Aber was wir schon gemacht haben ist, wir haben diese Ölansprüche, die auf den Küchenwänden, die haben wir natürlich entfernt. Ölanstriche, was ist das denn? Kennen Sie das im Sockelbereich, diese grünen Anstriche, die man oft hat in diesen Jahrhundertwenderhäusern, die quasi die Vertäflung, die es gibt für reichere Gebäude, die hat man ersetzt mit diesem Ölanstrich. Die hatten dann oben nochmal so eine Borte vielleicht oder sowas. Ölfarben, die Abwaschfarben, sag ich jetzt mal, in so Küchenbereichen oder Treppenbereichen und wenn die auf Außenwänden sind, dann sperren die natürlich die Feuchtigkeit ab, man kriegt auch keine Haftdruck. Die Innendämmung, die mussten entfernt werden in den Bereichen. Und dann schaut man, ob man überall mineralischen Putz hatte, also Kalkputz hatte und auf den Kalkputz drauf könnte man diese Platten gut aufbringen. Kalk ist unglaublich wasserdampfdurchlässig, hat auch die Eigenschaft, dass es eben alkalisch ist und dementsprechend keine Oberfläche ist, wo sich Schimmel gut hält. Deswegen haben wir gesagt, das Haus war damals auch mit Kalk innen verputzt, es gab viel Kalkmörtel, haben wir uns gesagt, wir machen eine Innen- und Außenfassade mit Kalk und es gibt keine Tapete in dem Haus. Das würde diesem Charakter nicht entsprechen, beziehungsweise da hatten wir natürlich auch Sorge gehabt, wenn wir dann wieder absperren, ob dann sozusagen uns Feuchtigkeitsprobleme kommen. Deswegen ist die Konstruktion schon so gefehlt, dass wir gesagt haben, es ist aber auch immer unsere Empfehlung, wenn wir das in vielleicht auch mal feuchtigkeitsproblematischeren Gebäuden haben, wo wir sagen, dann macht es ganz diffusionsoffen, verzichtet auf die Tapete, macht einen schönen Kalk, vielleicht mit Kraftkartoffel-Innenputz machen, das ist noch toller, da muss man anders mit umgehen. Arbeiten Sie denn lieber im Bestand oder mit Neubauten? Mir kommt es so vor, als würden Sie sich besonders mit Neubauten beschäftigen, richtig? Wir haben uns eigentlich, am Anfang sind wir nur im Bestand gewesen, dann gab es aber natürlich einen wahnsinnigen Wohnungsbauboom. Wir haben sehr viel im Wohnungsbau gearbeitet, dann wurde von vornherein abgerissen und ein Neubau hergestellt. Die Zeiten sind wieder so ein bisschen vorbei, weil wir gemerkt haben, da sind auch viele Dinge abgerissen worden, die erhebenswert gewesen wären. Da bräuchte es aber immer, man muss schon sagen, kommen wir auf das Anfangsthema, wenn man das haben möchte, was ein Neubau leisten kann, und ich habe einen Altbau vor mir, dann wird man das schwerlich wirtschaftlich zu erreichen, es sei denn, das Ding hat einen Denkmalschutz und die Auflagen um Denkmalschutz kommen. Das ist dann sehr, sehr viel aufwendiger, weil Technik viel schwerer eingebracht werden kann und Raumhöhen nicht dem entsprechen, was heute die DIN sagt. Da muss man sich als Bauherr davon verabschieden. Wenn der Komfort von heute eingebracht werden soll, mit Kühldecken und allem drum und dran, dann verliert man an Raumhöhe und dann ist dieses Haus fast nicht mehr so nutzbar und dann nur noch unter hohem finanziellen Aufwand. Wenn man aber den Anspruch zurückschraubt, was man in vielen Fällen kann, dann funktioniert das auch wirtschaftlich. Liebe Hörerinnen und Hörer, der Umbau des alten Bauernhauses in Frankfurt steht exemplarisch für einen gelungenen Balanceakt zwischen Bewahrung und Erneuerung. Das Gebäude hat seine historische Identität bewahrt, während es gleichzeitig heutige Wohnansprüche erfüllt und dabei gestalterische, materielle und finanzielle Ressourcen sinnvoll nutzt. Besonders beeindruckend ist, dass das verwendete Indemnsystem und der gesamte Aufbau der Außenwände seit der Modernisierung im Jahr 2007 hervorragend funktionieren. Keine Spur von Feuchtigkeit oder Schimmel irgendwo im Haus. Der Einsatz von Multipor hat sich also nicht nur im Erhalt der Altbauarchitektur bezahlt gemacht, sondern sichert auch langfristig die Qualität des Wohnens. Mehr als 15 Jahre nach der Fertigstellung sehen die Architekten Silja und Hendrik Thauvin dieses Haus als ihr nachhaltigstes Projekt an. In Bezug auf Energieverbrauch, Materialnutzung und Kosten zeigt es, wie mit fokussiertem Einsatz Großes erreicht werden kann. Dank ihrer durchdachten Herangehensweise haben die Architekten einen harmonischen Übergang zwischen traditionellem Charme und zeitgemäßen Wohnansprüchen geschaffen. Sie leisten damit auch einen wertvollen Beitrag zur Baukultur, denn der historische Straßenzug im Frankfurter Stadtteil Bergen behält so einen seiner wertvollen alten Bausteine. Liebe Hörerinnen und Hörer, schon sind wir am Ende dieser Folge angekommen und ich hoffe, ihr teilt meine Begeisterung für die behutsame Sanierung des historischen Wohnhauses. Projekte wie dieses erinnern uns daran, wie wichtig und wertvoll der respektvolle Umgang mit bestehender Substanz in der Architektur ist. Gerade in einer Zeit, in der wir dringend Wohnraum benötigen und so viele Gebäude auf eine Sanierung warten, zeigt es, wie wir mit kluger Planung und einfachen, aber effektiven Techniken alten Gebäuden neues Leben einhauchen können. In diesen Beständen schlummert ein enormes Potenzial, das wir kreativ und nachhaltig erschließen sollten. Ein riesengroßes Dankeschön geht an Siljan Hendrik Thovar von FFM Architekten. Ihr habt uns heute gezeigt, was mit Leidenschaft und Know-how möglich ist. Wenn ihr mehr über das Projekt erfahren möchtet, schaut in die Beschreibungen unter dieser Episode. Dort findet ihr Informationen zum Gebäude und zum eingesetzten Indemnsystem Multipore vom Hersteller Xela. Denkt daran, jeder Ort, jede Straße, jedes Gebäude hat eine Geschichte zu erzählen. Wir stehen erst am Anfang unserer Reise. Es gibt noch unzählige Türen, die darauf warten, von uns geöffnet zu werden. Also haltet die Augen offen für die Architektur, die uns umgibt und ich hoffe, wir treffen uns bald wieder, hier bei Architekturist. Tschüss und bis bald, eure Alexandra Busch Das war es schon wieder mit einer weiteren Folge von Architekturist. In jeder Episode nehmen wir euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten. Von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung. Hat euch unser heutiger Ausflug gefallen? Dann abonniert Architekturist bei eurem bevorzugten Podcast-Anbieter. Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf eure Nachrichten unter kontakt .architekturist.de Seid also beim nächsten Mal wieder dabei, wenn wir eine neue Seite in unserem Architektur-Reisetagebuch aufschlagen.

Feedback geben

Ihr habt Lob, Kritik, Fragen oder Ideen rund um den Podcast? Oder Ihr möchtet über den Inhalt einer bestimmten Episode diskutieren? Dann wählt im Formular die jeweilige Folge aus und schreibt mir gerne eine Nachricht. Ich freue mich auf Euer Feedback! 

Mit einem Klick auf "Nachricht absenden" erklärst Du Dich damit einverstanden, dass wir Deine Daten zum Zwecke der Beantwortung Deiner Anfrage verarbeiten dürfen. Die Verarbeitung und der Versand Deiner Anfrage an uns erfolgt über den Server unseres Podcast-Hosters LetsCast.fm. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt. Hier kannst Du die Datenschutzerklärung & Widerrufshinweise einsehen.

★★★★★

Gefällt Dir die Show?
Bewerte sie jetzt auf Apple Podcasts