Architektourist

Der Podcast für Architektur, Bautechnik und Baukultur - von und mit Alexandra Busch.

#23 Ressourcen statt Abfall – Wicona hält Aluminium im Kreislauf

Urban Mining, geschlossene Materialkreisläufe und nachhaltige Fassaden

18.02.2025 40 min

Zusammenfassung & Show Notes

Kann Kreislaufwirtschaft die Bauindustrie wirklich verändern? Und was bedeutet es, wenn Materialien ohne Qualitätsverlust immer wieder genutzt werden? Die Bauindustrie gehört zu den größten CO₂-Verursachern und produziert enorme Mengen an Abfall. Doch wenn echte Kreislaufwirtschaft konsequent umgesetzt wird, kann sie das verändern. Wicona, Hersteller von Fassadensystemen, Fenstern und Türen aus Aluminium, zeigt, wie es geht: Urban Mining, Materialrücknahme und Aluminiumrecycling sind zentrale Bausteine dieser nachhaltigen Strategie.

In dieser Episode spreche ich mit Jana Wilfert und Philipp Müller von Wicona über den Wandel der Bauindustrie und den Weg zu geschlossenen Materialkreisläufen. Wir schauen uns an, warum Urban Mining und echte Kreislaufwirtschaft über klassisches Recycling hinausgehen und wie Wicona Aluminium-Fassaden und Fenster dauerhaft im Kreislauf hält. Aber wie können Architekturschaffende, Bauverantwortliche und Immobilienentwickler selbst aktiv werden und Kreislaufwirtschaft in ihren Projekten integrieren? Genau das erfahrt ihr in dieser Episode.

Expertinnen und Experten in dieser Episode:
Jana Wilfert – Circularity Managerin bei WICONA
Philipp Müller – Spezialist für Nachhaltigkeit bei WICONA

Weitere Links:
Webseite von WICONA
Nachhaltigkeit bei WICONA
Recycling-Aluminium Hydro CIRCAL

Coverbild: Mediashots

Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.

Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.

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Transkript

Liebe Architektouristinnen und Architektouristen, diese Episode wird unterstützt von WICONA. Herzlichen Dank dafür! Ob in der Stadt oder auf dem Land, Architektur umgibt uns. Überall. Stellt euch eine Fassade vor, deren Aluminiumprofile bereits einen Lebenszyklus hinter sich haben und nun recycelt und aufbereitet eine neue Gebäudehülle formen. Kommt mit auf eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. Heute sind wir zu Gast bei WICONA, um über Materialkreisläufe und die Zukunft des Recyclings in der Bauindustrie zu sprechen. Music. Hallo und herzlich Willkommen bei Architektourist, dem Podcast, der euch auf eine akustische Reise durch die Welt der Architektur, Bautechnik und Baukultur mitnimmt. Ich bin Alexandra Busch. Wart ihr das? Ich mach nochmal lauter. Ein Gebäude wird abgerissen. Es hat seinen Lebenszyklus hinter sich. Aber auf dieser Baustelle passiert nicht einfach Tabula rasa mit der Abrissbirne. Stattdessen wird sortiert, getrennt und recycelt, denn in diesen Wänden, Böden und Fassaden stecken wertvolle Rohstoffe. Alles einfach wegzuwerfen, wäre nicht nur teuer, sondern auch ziemlich kurzsichtig. Die Ressourcen unseres Planeten sind endlich und wir kommen langsam an die Grenzen des Machbaren. Deshalb wird ein Konzept immer wichtiger. Urban Mining, die Stadt als Rohstofflager. Aber es geht dabei nicht einfach um Recycling im klassischen Sinne, also Materialien wiederverwenden, aber in minderwertiger Qualität, Sondern das Ziel ist, echte Kreislaufwirtschaft, also Rohstoffe so im Kreislauf zu halten, dass sie immer wieder für neue Produkte genutzt werden, ohne Qualitätsverlust. Das wird nicht nur von Überzeugungstätern vorangetrieben, sondern auch von der EU-Taxonomie, die nachhaltige Investitionen fördert und CO2-Vorgaben für die Bauindustrie setzt. Und das ist auch dringend nötig. Schließlich ist die Baubranche eine der größten Verursacher von CO2-Emissionen und Abfall. Während aber manche Unternehmen noch abwarten oder eher mit Greenwashing glänzen, setzen andere schon jetzt auf wirkliche Veränderungen. Wicona, Hersteller von Fassadensystem, Fenstern und Türen aus Aluminium, gehört zu diesen Vorreitern. Seit 2007 setzt das Unternehmen auf Umweltproduktdeklarationen und nutzt sie als Instrument für nachhaltige Produktentwicklung. Der Fokus liegt dabei auf echter Kreislaufwirtschaft und einer massiven Reduzierung des CO2-Fußabdrucks. Aber was genau bedeutet echte Kreislaufwirtschaft und wie setzt WICONA das konkret um? Darüber spreche ich heute mit Jana Wilfert und Philipp Müller von WICONA. Aber am besten ist, sie stellen sich selbst kurz vor. Ich bin Jana Wilfert, ich nenne mich Circularity Managerin. Ich bin zuständig, mich mit den Prozessen zu beschäftigen, wie wir Schrotte zurücknehmen können, um diese wieder in den Kreislauf zurückzuführen, um diese wieder in unsere Hydro-Zirkal-Produktion einfließen zu lassen. Mein Name ist Philipp Müller, ich bin Senior Sustainability Specialist und meine Aufgabe ist es, die Nachhaltigkeitsstrategien unseres Mutterkonzerns, der Hydro, auf das Tagesgeschäft der Hydro Building Systems zu übertragen, damit wir aktiv mit der Marke WICONA zur Dekarbonisierung der Bauwirtschaft beitragen können. Seit wann seid ihr eigentlich bei WICONA und wie hat sich euer Weg dorthin entwickelt? Also ich gesamt seit 2014 habe verschiedene Stufen durchlaufen und bin jetzt im Prinzip seit einem Jahr in der Position vom Circularity Manager. Ich bin seit 2001 im Konzern. Ich war in unterschiedlichen Bereichen. Angefangen mit Projektleitung und Planung von Nullenergiegebäuden bis Leitung von Entwicklungabteilung, bis zu Vertriebsinnendienst, querbeet im Haus rumgetrieben. Das ist das Schöne, dass man in einem Konzern sehr viele unterschiedliche Stellen besetzen kann, die einen gerade aktuell interessieren. Und ich habe 2017 zum ersten Mal auf dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit für die Marke Wicona ein neues Tool entwickelt, das wir gerade erneuern. Aber ganz weit zurückgehend haben wir bereits 2007 mit diesen Arbeiten und mit der Strategie Nachhaltigkeit im Hause Wicona begonnen. Und da war ich von Anfang an dabei und habe jetzt quasi über einen kleinen Abzweig wieder in dieses Tätigkeitsfeld zurückgefunden. Ihr sprecht bei WICONA von echter Kreislaufwirtschaft. Was macht eure Kreislaufwirtschaft tatsächlich geschlossen und wie sorgt ihr dafür, dass das Material nicht doch irgendwo verloren geht? Im Prinzip sammeln wir diese Materialien ein und der Vorteil bei uns ist, dass wir wirklich alles innerhalb unserer eigenen Gruppe haben. Also wir haben ein eigenes Sortier- und Schredderwerk, wir haben eigene Remelter und Extrusionswerke, um am Ende die Produkte wieder einfließen zu lassen. Und der letzte Punkt, der uns im Prinzip in diesem Close-Look gefehlt hat, ist wirklich der Part, wie sammeln wir die Materialien, die dann halt wieder zum Schreddern gehen. Und da haben wir halt jetzt diesen Prozess aufgesetzt, dass wenn wir oder unser Verkauf an dem Projekt dran ist, wo wir die Möglichkeit haben, unsere neuen Materialien einsetzen zu können, halt auch tatsächlich anbieten, okay, wenn Aluminium verbaut ist, du kannst uns das in demselben Atemzug mit zurückgeben, wir lassen das einfließen und neue Produkte kommen von uns in dein Gebäude wieder rein. Und das ist tatsächlich nachweislich, weil wir auch wirklich nachverfolgen können, okay, die Schrotte kommen von dort, gehen da und dahin, gehen so und so weiter. Es bleibt tatsächlich in Europa. Wir haben die Dokumentation dafür, dass das Material in Europa bleibt. Es gibt kein Downcycling, was auch ganz wichtig ist. Also dasselbe Material bleibt wirklich innerhalb der Branche. Und somit ist es tatsächlich echte Kreislaufwirtschaft. Hier mache ich mal einen kurzen Stopp, um Wicona etwas genauer vorzustellen. Wicona steht für hochwertige Bauelemente aus Aluminium. Vielleicht kennt ihr die Marke aus dem Bereich Fassaden, Fenster oder Türen. Genau hier setzt Wicona an, mit energieeffizienten Fassadensystemen und robusten Aluminiumprofilen, die langlebig sind und hohe Anforderungen an Brandschutz und Wärmedämmung erfüllen. Schon vor Jahren hat Wicona erkannt, dass Aluminium ein riesiges Potenzial für nachhaltiges Bauen bietet, weil es sich unendlich oft recyceln lässt. Anstatt immer wieder neues Primär-Aluminium zu produzieren, setzt das Unternehmen konsequent auf recyceltes Material. 2019 brachte VIKONA Hydro Cirkal 75R auf den Markt, eine Aluminiumlegierung mit mindestens 75% recyceltem End-of-Life-Aluminium. Kurz darauf folgte Hydro Cirkal 100R mit 100% recyceltem Aluminium. Damit das funktioniert, braucht es einen geschlossenen Kreislauf. Im Recyclingwerk in Dormagen werden alte Aluminiumprofile gesammelt, sortiert, geschreddert und wieder zu neuen Profilen verarbeitet. Aber wie Kona geht noch weiter, nicht nur Aluminium, sondern auch die Verglasung und Dichtungen sollen in den Recyclingprozess integriert werden. Das Ziel ist klar, eine echte Kreislaufwirtschaft, in der Materialien nicht verloren gehen, sondern immer wieder neu genutzt werden. Und genau darüber spreche ich jetzt weiter mit Jana und Philipp. Wie läuft das denn in der Praxis ab? Wenn ihr einem Kunden sagt, wir bieten euch echte Kreislaufwirtschaft, das Material kommt zurück zu uns und wird wiederverwendet. Was passiert dann konkret? Nehmen wir mal an, ein Kunde hat ein großes Projekt und sagt, ja, das klingt super, ich will das mit euch umsetzen. Welche ersten Schritte folgen dann? Im Prinzip wird über unseren Verkauf dann gesteuert, okay, welches neue Material möchte er einsetzen? Und dann geht es weiter, sobald in diesem Projekt halt Aluminium oder End-of-Life-Aluminium verbaut ist, Dann bieten wir an, okay, wir stellen dir einen Container auf unsere Kosten. Wir organisieren den Transport von dem befüllten Container mit End-of-Life-Aluminium zu unserem Sortier- und Schredderwerk. Und dann geht der Kreislauf weiter. Das heißt, wir bieten an, wenn es zu so einem Sanierungs- oder Renovationsprojekt kommt, wir bringen dir den Container, der Container wird befüllt mit dem End-of-Life-Aluminium. Dieser Container geht zurück, wird geschreddert und das Material fließt dann genauso in den Kreislauf wieder ein, innerhalb derselben Branche, ohne Downcycling und nachweislich. Okay, End-of-Life-Aluminium, das klingt erstmal nach Abfall, aber bei euch ist es ja eine wertvolle Ressource. Was steckt genau dahinter? End-of-Life-Aluminium ist eigentlich ein Produkt aus Aluminium, das schon einen Lebenszyklus durchlaufen hat. Das heißt, es war schon ein richtig verbautes Fenster, Tür, Fassade, was auch immer, was 30 plus Jahre irgendwo installiert war. Wir sagen, dass die Produkte eine Lebenserwartungsdauer von 50 Jahren haben. Aber wir sehen jetzt, dass die Produkte einfach unter Notwendigkeit, dass wir die Bauindustrie dekarbonisieren wollen, dass jetzt natürlich der Trend da ist, Gebäude zu ertüchtigen, die auch schon erst 30 Jahre alt sind, weil die noch einen ganz anderen Energiestandard haben. Das sind auch Produkte, die schon einen Lebenszyklus haben. Und wir sagen zwar End-of-Life-Aluminium, aber da sind ja auch noch Anbauten dran. Wenn wir etwas von der Baustelle von einem Objekt demontieren, dann ist das ja meistens ein Fenster, da ist ja auch noch Glas drin. Oder es gibt noch andere Komponenten. Und da gibt es dann eben strategische Partnerschaften, dass wir Werkstoffe wie zum Beispiel das Glas in einen separaten Kreislauf geben. Da haben wir unsere Partner dazu, genauso EPDM-Werkstoffe. Und dass wir uns spezialisiert haben auf die Metalle, weil im Recycling von Metallen verstehen wir uns. Also erst nochmal eingegriffen in diese Glas- und Dichtungsrücknahme. Da ist es dann auch so, dass die Kooperationspartner das Gleiche anbieten im Prinzip wie wir. Es wird ein Container gestellt. Wenn ich jetzt ein Projekt habe, ich habe eine Baustelle, ich habe End-of-Life-Aluminium, das heißt Aluminium, Postkonsumer-Aluminium bei uns, weil es schon ein Lebenszyklus durchlaufen hat. Ich habe Glas und ich habe die schwarze Fraktion, das heißt alles Dichtungen, Stege, die da enthalten sind. Und am Ende habe ich im Prinzip drei Sammelbehälter bei dem Projekt stehen. In das eine kommt das End-of-Life-Aluminium, in das andere kommt das Glas, was dann separat mit dem Kooperationspartner abgeholt und auch in den Rezyklierprozess wieder einfließt. Und dasselbe trifft dann auf EPDM-Dichtungen zu. Auch da gibt es eine Partnerschaft, dass auch diese Stoffe dann separat getrennt werden und auch wieder zum Rezyklieren zurückgehen. Und dann gehen diese kompletten Alurahmen, wenn wir jetzt zum Beispiel mal ein Fenster nehmen, Sind ja innen, sobald man ein gedämmtes Fenster hat, sind ja Stege eingearbeitet aus Kunststoffen. Diese gehen dann mit nach Dormagen. In Dormagen durchläuft dieses End-of-Life-Aluminium den kompletten Schredder- und Sortierprozess. Und am Ende kommen dann ganz viele kleine Chips raus, die dann wiederum genommen werden, um zum Einschmelzen zu gehen. Aluminium-Chips. Aluminium-Chips, genau. Und wenn ich mir das Fenster jetzt vom Anfang angucke, habe ich ja noch die schwarze Fraktion drin. Und in diesem Sortierprozess ist die Maschine tatsächlich so ausgelegt, dass genau diese Stoffe, ob es jetzt Textilien sind, Kunststoffe, EPDM, die werden nochmal separat ausgefüllt und ausgeworfen. Und diese Mischung geht dann wiederum weiter zum Recycling, wo dann nochmal die Spezialstoffe weiterhin getrennt werden, damit diese dann auch wiederum zurückgehen können. Und wenn wir jetzt unsere Stege zum Beispiel angucken, schwarze oder schwarze Fraktionen nennen wir das, die werden dann am Ende so weit wieder aussortiert, dass genau dieses Material, was in dem Steg drin war. Um produziert werden zu können, ebenfalls wieder rezykliert wird und ebenfalls wieder in den Steg einfließt, der dann wiederum in den Fenster verbaut wird. Da stehen also drei Container auf der Baustelle. Aber wie stellt ihr denn sicher, dass die Abbruchunternehmen wirklich sauber trennen? Schließlich hängt ja davon ab, ob ihr das Material später sinnvoll recyceln könnt. Gibt es da besondere Maßnahmen oder Vorgaben? Es gibt tatsächlich eine ganz spezielle Dokumentation, die wir aufgestellt haben und unseren Partnern dann auch zur Verfügung stellen. Das nennt sich bei uns Schrott. Spezifikation, wo genau aufgelistet ist, wie soll dann das Material am Ende aussehen, wie solltet ihr es am besten trennen, welche Methode wendet ihr am besten an. Also zum Beispiel jetzt mit einer großen Abrissbirne reinzufahren, ist halt eher ungünstig, wenn ich Materialen recyceln möchte, weil ich sie einfach nie wieder trennen kann. Das heißt, wie nehme ich das Material am besten raus, wie nehme ich das Fenster raus, wie nehme ich das Fassadenprofil raus, um es dann am Ende wirklich auch separieren zu können. Dieses Dokument wird zur Verfügung gestellt. Zusätzlich gibt es dann auch auf der Baustelle Beschriftungen von den Containern, wo dann tatsächlich dran steht Glas oder Aluminium oder EPDM-Dichtung. Und ja, so ist eigentlich wirklich gewährleistet, dass genau das richtige Material in den richtigen Container auch wirklich eingeworfen wird. Und es gibt auch das Problem, haben wir jetzt auch schon festgestellt, dass ja viele, ja steht ein Container, schmeiße ich einfach mal noch was rein. Wir haben es tatsächlich auch so gemacht auf den aktuellen Baustellen, dass wir im Prinzip eine Abdeckung über den Container drüber machen. Die Container können auch verschlossen werden. Die sind hinten zu öffnen, dass auch nicht wirklich jeder dann rein kann. Es sind auch große Container, also nicht so kleine, wo jeder irgendwie dann reingreifen kann. Und ja, so wird eigentlich gewährleistet, dass wirklich das End-of-Life-Aluminium, Glas, Dichtungsmaterial wirklich separiert getrennt werden kann. Okay, das heißt, wenn die Container von der Baustelle kommen, geht das Aluminium nach Dormagen in euer Recyclingwerk und die anderen Materialien zu euren Partnern. Aber bevor das Aluminium weiterverarbeitet wird, gibt es ja sicher noch eine Qualitätskontrolle. Wie stellt ihr sicher, dass wirklich nur das richtige Material drin ist? Und musstet ihr dafür spezielle Verfahren entwickeln, um Aluminium von anderen Metallen zu trennen? Der Vorteil bei uns ist, dass wir ja in Dormagen, das ist ja schon ein etabliertes Werk innerhalb unserer Hydro-Gruppe. Die machen das seit Jahrzehnten, die haben die entsprechende Technik dafür, um genau alle Stoffe trennen zu können, schwarze Fraktionen, Aluminium. Die haben natürlich auch schon seit wirklich langer Zeit einen funktionierenden Prozess und Ablauf, dass das wirklich gewährleistet ist, dass auch das richtige Material ankommt, dass richtig sortiert wird, dass Fremdmaterialien aussortiert werden und am Ende tatsächlich reines, wiederverwendbares, in dem Fall noch End-of-Life-Aluminium rauskommt. Unser Recyclingwerk in Dormagen ist auch spezialisiert auf diese speziellen Schrotte, die aus Fenstertüren und Fassaden kommen. Das heißt, wir schauen von Anfang an, dass wenn wir diese Schrotte recyceln, dass die jetzt unter sich bleiben, nenne ich es mal so ganz allgemein, Dass da jetzt zum Beispiel keine Alu-Auto-Felgen reingehen, Weil die Metall-Experten sprechen von sogenannten Legierungsbändern. Und in der Bauindustrie verwenden wir eine spezielle Legierung und deshalb auch dieses richtige Recycling. Das heißt, wir schauen, dass wir die Schrotte in der bestmöglichen Qualität von der Baustelle in unseren Recycling-Kreislauf einspeisen. Und dort auf diesem Reinheitsgrad halten. Und wir haben unterschiedliche Klassen. Wir bieten unsere Standard, ca. 75R, garantieren wir, dass mindestens 75% von diesem End-of-Life-Aluminium drin sind. Das sind in der Realität ein bisschen mehr, aber wir garantieren 75%. Aber wir können das steigern bis zu 100%. Und im Endeffekt regelt auch der Markt das, was er haben möchte. Wir haben eben, weil wir diesen Prozess so gut unter Kontrolle haben und auch über die entsprechenden Volumina verfügen, haben wir schon seit knapp drei Jahren alle unsere Produkte bieten wir standardmäßig in ca. 75 R an. Und das bekommen unsere Kunden ohne Mehrpreis, weil wir sagen, diese Kreislaufwirtschaft und die Dekarbonisierung der Bauindustrie, das ist einfach eine strategische Entscheidung von uns, die wir aktiv mitpushen. Und deshalb sind unsere Basisprodukte aus dieser Legierung. Es ist ehrlich gesagt für uns mehr Aufwand, Primäraluminium zu ordern bei unseren Presswerken, als wenn wir das so machen, weil das ist Lagerware bei uns. Selbst wenn man nur ein einziges Aluminiumprofil bei uns bestellt, bekommt man das in dieser Qualität. Aber wie weist ihr das eigentlich nach? Man kann ja viel behaupten, aber irgendwo braucht es doch belastbare Belege, sei es durch Zertifikate, Labels oder andere Nachweise. Wie stellt ihr sicher, dass das Aluminium wirklich aus eurer Kreislaufwirtschaft stammt und in genau dieser Qualität wiederverwendet wird? Dadurch, dass die Prozesse alle bei uns im Haus laufen, haben wir natürlich alle Karten für eine Nachweiskette in der Hand. Und üblicherweise kann man von zwei Seiten her kommen, die Nachweise abfordern. Wenn du jetzt ein neues Fenster bauen möchtest, einer unserer Kunden baut dieses Fenster, verkauft es und der Kunde sagt, ich möchte gerne wirklich ein entsprechendes Papier haben, das mir garantiert oder aussagt, dass da wirklich Aluminiumschrotte, End-of-Life-Schrotte drin sind. Dann können wir das nachweisen, wo wurde das Profil gepresst, welcher Pressbolzen ist dahinter. Hinter den Pressbolzen sind bestimmte Aluminiumschrotte, wo wurden die umgeschmolzen, wo wurde diese Pressbolzen gegossen. Das können wir alles nachweisen und wir arbeiten hier mal mit externen Verifizierern zusammen, die das unabhängig überprüfen und uns bestätigen und auch bestätigen, wie viel End-of-Life-Schrotte in den jeweiligen Legierungen zusammen sind. Das ist diese eine Seite. Oder man kommt von der Schrottseite. Und kann jetzt Jana vielleicht sagen? Das ist auch so. Da gibt es ganz viele Wege. Also der eine Weg ist natürlich das SAP-System. Die waren Wirtschaftssysteme, die einfach wirklich eine Nachverfolgbarkeit erlauben über die ganzen Nummernkreise und so weiter. Das Zweite ist das natürlich auch zum Beispiel Durmagen oder unsere Spedition, mit denen wir zusammenarbeiten. Auch dafür, man braucht spezielle Lizenzen. Es gibt Waste Transfer Notes, also Dokumentation über die Schrotttransporte. Die haben auch alle eine Nummer, über die man das nachvollziehen kann. Soweit das Material in Dormagen eintrifft, gibt es auch ganz bestimmte Prozesse. Ob es jetzt die Normen sind oder spezielle interne Prozesse, die auch nachgewiesen und überprüft sind. Genauso kann man halt wirklich genau nachvollziehen, wo geht das Material hin. Und gerade ein Entsorger, der ist natürlich auch verpflichtet zu melden, was bekomme ich für Schrotte und wo gehen meine Schrotte hin? Und das ist natürlich in Dormagen auch der Fall und somit können wir wirklich ganz genau sagen, okay, wie läuft das Material? Unser Schlüsselwort in dem Bereich ist auch, dass wir unsere Kunden auffordern, ein Werkszeugnis bei uns anzufordern. Werkszeugnisse sind in der Stahlindustrie sehr verbreitet, weil sie die Qualität des verwendeten Stahls dokumentieren und darauf oft auch statische Berechnungen basieren. In der Aluminiumindustrie, gerade in unserem Bereich, in der Bauindustrie ist das nicht üblich. Wir haben jetzt begonnen, das als Standard einzuführen und offerieren das unseren Kunden, um so auch Vertrauen aufzubauen, dass die Kunden wissen, ja, das sind wirklich End-of-Life-Schrotte, die hier verwendet worden sind. Jetzt mal erst drange ich für Aluminium. Und dadurch erkennen auch die Kunden, was sie für einen Beitrag geleistet haben. Weil Schrotte sind nicht gleich Schrotte. Es gibt ja außer End-of-Life-Aluminium-Schrotten auch noch andere Schrotte, die aus Prozessen stammen. Und unser Commitment ist ganz klar, das Argument, das für eine wirkliche Kreislaufwirtschaft zieht, sind, dass wir auch diese End-of-Life-Schrotte verwenden und keine Industrie-Schrotte oder Schrotte, die von irgendwo anders herkommen. Kann ich denn als Nutzer eigentlich erkennen, dass mein Fenster aus 75 oder 100 Prozent End-of-Life-Aluminium besteht? Gibt es irgendwo eine Kennzeichnung oder einen Hinweis drauf? Und sieht es am Ende genauso aus wie herkömmliches Aluminium? Du kannst es ablesen, aber erstmal ist der Vorteil, same same but different. Das heißt, du hast das gleiche vollwertige Produkt, alle Oberflächenbeschichtungen sind identisch herstellbar wie bei Primäraluminium, aber du kannst es unterscheiden, wenn du das Fenster aufmachst und unseren QR-Code siehst. Wir haben jetzt beschlossen, dass wir ihn ab Januar auf der Baumesse nochmal ganz aktiver pushen wollen, nämlich auch unter dem Gesamtbezug der EU-Taxonomie ist ja die Rückverfolgbarkeit und die Dokumentation ein wesentlicher Punkt. Und wie man in der Industrie vom digitalen Zwilling spricht, also ein digitales Modell von dem, was ich in Realität habe, bedeutet das bei uns in der Bauindustrie, dass ich über den kleinen digitalen Zwilling, weil der hat eine begrenzte Dynamik, er ist statisch. Weiß ich ganz genau, was ich da gemacht habe. Ich weiß genau, was für Materialien drin sind, wo die herkommen, wie ich damit umgehen muss, wenn ich ein Ersatzteil bestellen muss Wie komme ich anders ran? Wie muss ich auf den ursprünglichen Hersteller zurückgehen? All diese Dinge sind damit verbunden und diese Daten gehen dann auch rein als Infopunkte für den digitalen Produktpass oder den digitalen Gebäuderessourcenpass. Und dann ist wieder der Ablink zu Datenbanken wie Madaster und anderen. Das ist diese Kette der digitalen Informationen, die wir aufbauen und darin kannst du erkennen, welches Produkt da ist. Und da ja jeder QR-Code scannbar ist, kann jeder Nutzer diesen Code mal abscannen für sich und schauen, was ist da eigentlich drin. Noch mal zurück zu der Frage, ob man oberflächlich dann was sieht. Also es hält sich weiterhin hartnäckig, das Gerücht am Markt ist, gerade wenn man rezykliertes Aluminium beschichtet oder eloxiert, dass es dann tatsächlich Farbunterschiede gibt oder Villen oder Streifen. Es ist nicht der Fall. Es ist wirklich genau dieselbe Qualität, egal ob ich rezykliertes Aluminium, also sekundär Aluminium verwende oder Primäraluminium. Die Oberfläche ist dieselbe. Jetzt denken ja viele Architektinnen und Architekten beim Planen auch an Zertifizierungen wie DGNB, LEED oder BREEAM. Inwieweit fließen eure Produkte damit ein? Gibt es dafür Gutschriften oder besondere Vorteile im Zertifizierungsprozess, wenn sie sich für eure Systeme entscheiden? Gerade Gutschriften würde ich jetzt erstmal in den Schrottpart einsteigen, in die Schrottrücknahme. Es ist natürlich schon so, dass wenn wir Schrotte zurücknehmen, dass wir dann dem Schrottbesitzer in dem Moment auch einen Wert für den Schrott bezahlen, den wir zurücknehmen, um diesen dann wieder in das Hydro Circal einfließen zu lassen. Was das Zertifikat an sich anbelangt, würde ich jetzt direkt an den Philipp weitergeben. Es gibt in allen Gebäudezertifikaten wie DGNB, LEED oder BREEAM die entsprechenden Kriteriensteckbriefe, die entweder eine Ökobilanz abfragen oder explizit nach dem Recycled-Content fragen. Wenn wir jetzt mal das komplizierteste oder das detaillierteste auf ein Nachweisverfahren, das DGNB, nehmen, da wird ja auch eine eigene Ökobilanz gemacht. Und in der Ökobilanz sehe ich natürlich auch dieses Material. Das heißt, die ganzen CO2-Berechnungen sind günstiger. Ich nehme mal dein Beispiel von dem Gebäudezertifikaten nach DGNB. Das ist ja ein sehr detailliertes und auf Normen basierendes Nachweisverfahren, was die Qualität des Gebäudes dann ausdrückt. Hier ist es so, dass in verschiedenen Kriteriensteckbriefen wir Input geben können. Wir selber haben Dokumente, die unseren Verarbeitern quasi helfen, gegenüber Auditoren die Nachweise beizubringen, damit die Auditoren auch gleich schauen können, in welchen Steckbriefen kann ich dieses Material ca. 75 R, ca. 100 R, wie kann ich das ansetzen? Was bringt es mir? Gebäudezertifikate sind aber aus unserer Sicht nur ein Teil der Argumentationskette. Wir sehen jetzt immer mehr Möglichkeiten, auch im Rahmen der EU-Taxonomie, hier Input zu geben. Als Beispiel hier die Scope-3-Rechnungen. Wenn ich ein Investor bin und ein Gebäude erstellen lasse und dieses Gebäude verkaufe an einen Immobilienfonds, dann muss dieser Immobilienfonds in seinen Nachhaltigkeitsberichten die CO2-Bilanz dieses Gebäudes ausweisen. Und wenn wir jetzt bei der EU-Taxonomie bleiben, dann ist es natürlich eine unheimliche Chance für Investoren, Mittel bei Banken abzufragen, gleich mit dem Hinweis, dass das eine nachhaltige Investition ist. Und ob sie jetzt einen explizit besseren Zinssatz bekommen oder nicht absichtlich einen schlechteren, ist ja im Endeffekt das Gleiche. Aber sie kommen auf jeden Fall an Finanzmittel, die ihnen vorher vielleicht so gar nicht zur Verfügung standen. Weil auch die Bank muss ein Nachhaltigkeitsberichtswesen führen und muss das ausweisen, wo ihre Gelder hingegangen sind, wie die verwendet werden. So hat das Argument von dekarbonisierten ca. 75er oder 100er auch unsere anderen Sekundärrohstoffe, die wir durch unseren tatsächlichen Kreislauf sammeln und wiederverwerten mit unseren Partnern, plötzlich einen ganz anderen Hebel. Hier geht es um nachhaltige Investitionen, hier geht es um nachhaltige Gelder, die abgerufen werden können. Und das ist wiederum alles in dem Sinne des Green Deals. Und natürlich steigert er ja auch in dem Atemzug, in dem er hydro Circal zum Beispiel einsetzt, den Wert seines Gebäudes auch für später. Wir denken da auch schon ein bisschen parallel zu den verschärften Verordnungen. Wir wissen zum Beispiel, dass es eine Kenngröße geben wird für neu gebaute Gebäude, was der Grenzwert CO2-Äquivalent pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche sein darf. Wir wissen, was durch die Tragstruktur im Durchschnitt für ein Gebäude und die Innenausbauten anfällt. Das ist so in der Größenordnung um 85 Prozent und der Rest spielt sich in der Gebäudehülle ab. Das heißt, mit unseren Werkstoffen können wir jetzt in der Gebäudehülle deutlich bei diesen 15 Prozent eine CO2-Reduzierung ausweisen, die natürlich wieder in die Bilanz mit eingeht und hilft, den Grenzwert zu erfüllen. Wir machen tatsächlich halt den Werkstoff zum Wertstoff. Die Fassaden von gestern sind die Gebäudehüllen von heute. So kann man das verstehen. Früher hatten wir gesagt, was du jetzt da verbaust, das kann irgendwann recycelt werden. Aber die Dramatik mit dem Klimawandel ist so stark, dass wir jetzt handeln müssen. Und deshalb ist es der beste Weg, jetzt für unser Geschäft mit der Gebäudehülle. Nimm eine Gebäudehülle, bei der sich zeigt, es ist Zeit, die zu überarbeiten. Führ sie in deinen geschlossenen Kreislauf über und mach ein dekarbonisiertes neues Produkt daraus. Dann hast du eine Win-Win-Situation. Du nimmst quasi diese CO2-Bilanz nach unten und du erhältst gleichzeitig eine topmoderne Gebäudehülle, mit der du während des Betriebs die Emissionen reduzieren kannst. Aber gibt es überhaupt genug Aluminium, um den steigenden Bedarf zu decken? Könnt ihr auch große Projekte problemlos mit recycelndem Material versorgen? Also wir befinden uns ja da wirklich im Bereich vom Urban Mining. Das heißt, dass wir einfach Materialien, die gerade schon vorhanden sind in den existierenden Städten, wieder zurücknehmen. Und wenn man sich umguckt, es gibt so viele Gebäude, die jetzt wirklich ihre Lebensdauer einfach erreicht haben und wo gerade, wenn wir wieder beim End-of-Life-Aluminium sind, einfach die Zeit abgelaufen ist. und wir geben im Prinzip diesen Produkten ein neues Leben. Und es funktioniert tatsächlich. Also wir machen es tatsächlich. Wir haben jetzt hier im Frankfurter Großraum auch ein sehr schönes Objekt in Bearbeitung. Aber jetzt, wenn ich nur mal meinen Part betrachte, haben wir dort durch unseren internen Projektservice, der Kunden berät, um eine möglichst effiziente Lösung zu erhalten, eine Lösung entwickelt, dass das Gebäude während der Benutzung renommiert werden kann. Und es ist so eine Kombination zwischen einem Reuse der bestehenden Fassade, die Fensterflügel werden herausgenommen, werden recycelt, es entsteht ein neuer Fensterflügel und der wird wieder eingebaut. Und in einer gesamtheitlichen Betrachtung konnten wir zeigen, dass die Amortisationszeit für dieses Objekt kleiner drei Jahre ist. Und das ist für uns das eindeutige Signal, auch an alle Planenden und Ausschreibenden, dass es kein richtiges Argument mehr gibt, das nicht zu tun. Nachhaltigkeit in der Bauindustrie muss ja auch messbar sein. Welche Nachweise oder Zertifikate können Planende und Bauende von euch bekommen, um konkret zu zeigen, welchen Beitrag sie mit euren Produkten leisten? Ein sehr eindeutiger und inhaltsvoller Nachweis in der Bauindustrie sind die sogenannten Umweltproduktdeklarationen. In der Branche ist es üblich, die für Standard Abmessungen von Produkten auszustellen. Wir fahren hier ganz bewusst eine andere Strategie. Wir stellen die wirklich für das Produkt in den tatsächlichen Abmessungen in der jeweiligen Konfiguration aus, die der Kunde gekauft und verbaut hat. Das hat einen tieferen Grund. Wir wollen nämlich genau zeigen, was ist der Einfluss dieser Konstruktion? Wie könnte man eventuell die Konstruktion ein bisschen anders machen, dass sie besser abschneidet? Und der Auditor, Zertifizierer oder auch manchmal der Verarbeiter selber möchte ja sagen, ich habe dieses Jahr. Mit x Tonnen dazu beigetragen, diesen Planeten zu verbessern. Wir nennen das projektspezifische Umweltproduktdeklarationen. Wir bieten hier eine Kundensoftware an, die unsere Kunden sowieso benutzen, um unsere Konstruktionen zu zeichnen, die Verarbeitungsunterlagen zu generieren, bis hin zu Bestellungen auszulösen. Und unsere Philosophie ist hier Umweltproduktdeklaration mit einem Knopfdruck. Und so ist es auch. Das heißt, in der Software ist ein Mehrwert versteckt, dass man, wenn man einen Klick macht, wird das automatisch berechnet. Mit der vollständigen Ökobilanz im Hintergrund ist alles sehr, sehr einfach gemacht, um damit pragmatisch arbeiten zu können. Für alle, die sich mit dem Thema nicht so gut auskennen, kannst du noch mal kurz erklären, was genau eine Umweltproduktdeklaration, also eine EPD ist und warum sie in der Bauindustrie so wichtig ist? EPD steht für Environmental Product Declaration. Auf Deutsch bedeutet das Umweltproduktdeklarationen. In einer EPD ist versteckt eine vollständige Ökobilanz des jeweiligen Produktes und das Dokument selber ist die Interpretation dieser Ökobilanz, damit ein normaler Mensch das lesen kann und versteht, was da eigentlich Sache ist. Und es weist bestimmte Umweltindikatoren aus, wie CO2-Bilanz, Wasserverbrauch. Ozongefährdungspotenzial etc. über den Lebenszyklus des Produktes. Und mit diesem Papier arbeiten dann auch die Auditoren und Zertifizierer von Gebäuden. Und die EPD geht auch in bestimmten Anforderungen der EU-Taxonomie ein, wenn es zum Thema Klimaschutz geht, weil hier diese Werte dann mit aufsummiert werden. Die EPDs haben ohnehin eine begrenzte Gültigkeit von fünf Jahren. Die Ökobilanz stützt sich natürlich auf alle allgemein anerkannte Ökobilanz-Datenbanken. In Deutschland ist das oft die sogenannte Gabi- oder Öko-Invent, die Ökobaudat-Daten, all diese Dinge. Wir pflegen unsere eigenen Datensätze. Wir machen selber Lifecycle-Inventory-Anwärmen. Nur so können wir wissen, was für einen Energieverbrauch wir in unseren Presswerken haben, in unseren Oberflächenbeschichtungsanlagen und was unsere tatsächlichen Werte sind. Wir setzen auf ganz aktuelle Werte, weil nur so können wir auch unsere Verbesserungen ausweisen. Ansonsten müssten wir mit europäischen Durchschnittsdaten oder Verbandsdurchschnittsdaten arbeiten. Wir können unsere verifizierten EPDs durch ein in unsere Kundensoftware integriertes Tool gleich erstellen. Das machen unsere Kunden direkt. Die brauchen uns da gar nicht. Es soll ja einfach sein und direkt. Aber wir machen auch die ganzen Datenaufnahmen. Ich arbeite da mit Kollegen zusammen, die die besseren Ökobilanzierer sind als ich. Und die machen die ganzen Datenerfassungen in unseren Produktlinien, sagen wir es mal so. In unseren Presswerken, Oberflächenbeschichtungsanlagen nehmen die ganzen Energiedaten auf, beschreiben die ganzen Prozesse und bilden das in der Ökobilanz ab. Mit wem arbeitet ihr eigentlich hauptsächlich zusammen? Sind das eher Metallbauunternehmen, Planende oder auch Investoren, die direkt auf euch zukommen? Es sind tatsächlich verschiedene Ebenen. Also wir haben auf der einen Seite die Metallbauer, die unsere Produkte am Ende auch verarbeiten. Es gibt natürlich aber genauso Investoren, Generalunternehmer, Architekten, die mit unseren Produkten am Ende arbeiten in ihren Planungen. Somit ist es relativ breit gefächert. Unsere klassischen und direkten Kunden sind die Verarbeiter, die Metallbauer. Denn sie bestellen bei uns Material, um daraus Fenster, Türen, Fassaden zu fertigen. Die wiederum aber der Architekt und der Ausschreibende spezifiziert und auch den Auftrag an den Metallbauer vergeben hat. Deshalb beraten wir auch Architekten und Ausschreibende. Als neue Zielgruppe ist jetzt mit hinzugekommen Investoren und andere Meinungsbilder, die mit dem Hintergrund der EU-Taxonomie überlagernde Anforderungen haben, die teilweise mit dem Architekten geteilt werden, aber die jetzt erstmal informiert werden müssen, welche Möglichkeiten sie überhaupt haben, um dann wieder mit dem Architekten zusammen eine Lösung sich auszudenken, die der Architekt beim Metallbauer als Auftrag platziert und der Metallbauer bei uns bestellt. Wenn ihr auf das letzte Jahr zurückblickt, gab es für euch einen Moment, in dem ihr gemerkt habt, jetzt passiert wirklich etwas, jetzt bewegt sich was in der Kreislaufwirtschaft. Irgendein Meilenstein, der für euch persönlich besonders war? Eine Entwicklung, die hier auch in unserem Hause zusammen mit Partnern stattgefunden hat, ist, dass wir diese sogenannte schwarze Fraktion, jetzt ganz konkret die Dämmstege in einem thermisch getrennten Aluminiumfenster, wirklich aus End-of-Life-Schratten wiederhergestellt haben. Und das ist eine Innovation, die es am Markt so noch nicht gibt. Für uns ist das ein Beispiel, wie man jetzt einfach diese Kreislaufwirtschaft, angefangen von dem Recycling von End-of-Life-Aluminiumschrotten, jetzt immer mehr auf Materialien, die mit dem Werkstoff Aluminium zusammenarbeiten, um Fenstertüren und Fassaden zu bauen, in diesen realen Kreislauf mit eins bezieht und einfach zeigt, dass man es machen kann. Es fehlt jetzt im Endeffekt nur die Aussage, just do it. Also bei mir war es tatsächlich die Schaffung der Stelle Circularity Manager, dass wirklich das Unternehmen so weit gegangen ist, dafür eine separate Stelle zu schaffen und auch die Wichtigkeit gesehen hat und damit ja auch unterstreicht, dass es wirklich notwendig ist, dass man sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft, Rücknahme von Stoffen wirklich beschäftigt. Also das war einer meiner Meilensteine, wo ich sage, das hat wirklich verdeutlicht, wie wichtig dieses Thema einfach ist. Dann natürlich auch die Nachhaltigkeitsstrategie von der Bundesregierung, die jetzt wieder ins Leben gerufen wurde, beziehungsweise geupdatet wurde, die auch verdeutlicht, dass dieses Thema wirklich immer, immer wichtiger wird, weil wir uns einfach in der Welt befinden, wo wir einfach gucken müssen, dass wir mit dem vorhandenen auskommen, um einfach auch für spätere Generationen alles so am Leben zu halten und nachhaltig zu agieren. Und dazu kommt dann auch wirklich noch der Part, die ersten Projekte. Das sind auch so Meilensteine, wenn man so die ersten Projekte abgeschlossen hat, das allererste ganz besonders, wenn man wirklich sagt, hey, das läuft, das funktioniert und es ist tatsächlich was, was nachgefragt und gefuttert wird, und einen positiven Impact hat für alle Beteiligten. Das waren so, das sind eigentlich so meine Meilensteine bisher. Philipp, du hast vorhin gesagt, just do it. Würdet ihr genau das auch Architekturschaffenden, Bauverantwortlichen oder Immobilienentwicklern raten, die Kreislaufwirtschaft wirklich umsetzen wollen? Welche Empfehlung würdet ihr ihnen mitgeben? Also wir sagen, nehmt einfach Kontakt zu uns auf. Unverbindliches Gespräch, einfach mal zu sehen, was habt ihr vor, was wollt ihr adressieren und wie können wir euch unterstützen. Es hat sich bei vielen Projekten gezeigt, dass dieser ganz frühe Dialog entscheidend ist, um wirklich mit einer super Lösung herauszukommen, die dann für alle Beteiligten auch tragbar ist. Weil es muss ja auch die Kommunikation und die Argumentationskette in Richtung Auftraggeber, Finanzgeber stimmen. Man kann oft für tolle Sachen brennen, die man dann leider in die Tonne drücken muss, weil sie nicht finanzierbar sind oder weil die Gegenseite nicht begeisterungsfähig genug war. Jetzt haben wir aber so tolle Argumente, die in unterschiedlicher Weise und in unterschiedlicher Gewichtung gespielt werden können, dass wir sagen, in einem gemeinsamen Dialog, möglichst früh im Projekt, kriegt man das auf die richtige Schiene. Also einfach machen. Just do it. Das ist wohl das beste Fazit. Den ersten Schritt gehen, den Dialog suchen, offen sein für neue Prozesse. Das ist die klare Botschaft von Jana und Philipp. Denn echte Kreislaufwirtschaft entsteht nicht von allein. Sie braucht Menschen, die sie aktiv umsetzen. Und genau hier liegt die Chance für alle, die in der Architektur und Bauwirtschaft tätig sind. Nachhaltiges Bauen ist längst keine ferne Vision mehr, sondern ein realer, ökologischer und wirtschaftlicher Vorteil. WICONA zeigt, dass es geht. Und damit sind wir am Ende dieser Episode angekommen. Ein riesiges Dankeschön an meine Gäste, Jana Wilfert und Philipp Müller von WICONA. Für ihre Zeit, ihr Wissen und den spannenden Einblick in die Transformation der Bauindustrie. Wenn ihr mehr über WICONA, die Produkte oder den Recyclingprozess erfahren möchtet, schaut unbedingt in die Shownotes. Dort habe ich euch alle weiterführenden Links zusammengestellt. Ihr habt selbst ein spannendes Bauprojekt oder möchtet über neue, nachhaltige Lösungen sprechen? Dann meldet euch! Ihr erreicht mich per Mail unter kontakt.architekturist.de, auf LinkedIn oder auf Instagram unter architektourist. Und wenn euch diese Episode gefallen hat, dann lasst gerne eine Bewertung auf Spotify oder Apple Podcasts da oder empfiehlt den Podcast weiter. Damit unterstützt ihr mich und sorgt dafür, dass nochmal Menschen spannende Architekturgeschichten entdecken können. Und wenn ihr keine zukünftige Folge verpassen wollt, abonniert den Podcast direkt auf eurer Lieblingsplattform. Das war's für heute. Ich hoffe, die Folge hat euch wieder neue Impulse und Denkanstöße geliefert. Ich bin Alexandra Busch, danke euch fürs Zuhören und wir hören uns in der nächsten Episode. Bis dahin, bleibt neugierig und entdeckt die Architektur um euch herum. Tschüss!

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