Architektourist

Der Podcast für Architektur, Bautechnik und Baukultur - von und mit Alexandra Busch.

#22 Dekarbonisierung im Betonbau – Was sich in der Branche verändert

Klinkerreduzierte Zemente, KI & Co. – Strategien für eine nachhaltige Betonbauweise

04.02.2025 39 min

Zusammenfassung & Show Notes

Wie klimafreundlich kann Beton sein? Und welche Lösungen gibt es bereits, um die CO₂-Emissionen der Betonindustrie drastisch zu senken?

Beton ist der meistverwendete Baustoff der Welt, aber gleichzeitig auch für einen erheblichen Teil der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich. Doch die Branche befindet sich im Wandel. Welche Strategien gibt es, um den CO₂-Fußabdruck der Betonindustrie zu reduzieren? Und wie weit sind wir mit Innovationen wie klinkerreduzierten Zementen oder KI-gestützten Produktionsprozessen?

In dieser Episode spreche ich mit Dr. Ulrich Lotz, Geschäftsführer der Betonverbände Baden-Württemberg e.V., über den Wandel der Betonindustrie und die Strategien zur Dekarbonisierung des Bausektors. Wir schauen uns die Fortschritte bei klinkerreduzierten Zementen an, die CO₂-Emissionen drastisch senken können, und diskutieren, wie sich Betonfertigteile als nachhaltige Bauweise bewähren. Welche Rolle spielen digitale Technologien und künstliche Intelligenz, um Herstellungsprozesse effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten? Wie kann die Branche ihren Fußabdruck reduzieren, ohne die Bauqualität zu beeinträchtigen?

Dr. Lotz erklärt, warum die Dekarbonisierung nicht nur eine technische Aufgabe ist, sondern auch eine Frage der Kommunikation und Akzeptanz. Denn die Betonbranche befindet sich längst in der Transformation, doch das Bild in der Öffentlichkeit ist oft ein anderes.

Experte in dieser Episode:
Dr. Ulrich Lotz – CEO der Betonverbände Baden-Württemberg 

Weitere Links:
TalkConcrete - Digitale Services
TalkConcrete - der Podcast
Sustainable Precast
BetonTage
Zementwerk in Brevik auf Tagesschau.de
Beton und Klimaschutz auf BauNetz Wissen

Coverbild: Alexandra Busch

Der Podcast:
Architektourist bietet eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. In jeder Episode nehmen wir Euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten – von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung.

Seid bei der nächsten Folge wieder dabei, wenn wir weitere spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Welt des Bauens vorstellen. Wenn Euch die Episode gefallen hat, abonniert Architektourist bei Eurem bevorzugten Podcast-Anbieter.

Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf Eure Nachrichten unter kontakt@architektourist.de.

Transkript

Ob in der Stadt oder auf dem Land, Architektur umgibt uns. Überall. Stellt euch eine Zukunft vor, in der Gebäude mit minimalem CO2-Fußabdruck entstehen. Dank intelligent eingesetzter Materialien, neuer Technologien und einer konsequent ressourcenschonenden Planung. Kommt mit auf eine Hörreise durch unsere gebaute Umwelt. Heute sind wir zu Gast in der Welt des Betons und sprechen mit Dr. Ulrich Lotz, Geschäftsführer der Betonverbände Baden-Württemberg, darüber, wie sich die Betonindustrie auf dem Weg zur Dekarbonisierung umfassend verändert. Herzlich willkommen bei Architektourist, dem Podcast, der euch auf eine akustische Reise durch die Architektur, Bautechnik und Baukultur mitnimmt. Ich bin Alexandra Busch. Stellt euch Folgendes vor. Ihr steht mitten auf einer Baustelle. Über euch schwenkt ein gewaltiger Kran, der seine Last präzise zwischen Stahlträgern und Schalungen platziert. Es ist geschäftig, überall Bewegung. Stimmen hallen zwischen den Rohbauten, Maschinen summen und stampfen. Die Luft ist erfüllt vom Geruch von feuchtem Zement, Erde und frischem Holz. Direkt vor euch wird beton gegossen schwer und zäh fließt er aus der rutsche des Betonmischers füllt die Schalungen verbindet sich mit der Stahlarmierung zu einer tragenden Struktur. Der Baustoff, um den es hier geht, wird eines Tages das Fundament eines Hauses tragen, die Last eines Brückenbogens verteilen oder die Wände eines Tunnels stützen. Kein Material prägt unsere gebaute Welt so sehr wie Beton. Er ist überall zu finden. In den Straßen, die wir befahren, in den Brücken, die wir überqueren und in den Gebäuden, in denen wir leben und arbeiten. Beton ist universell, stabil, formbar, langlebig. Ein Multitalent des Bauens. Beton ist tatsächlich der nach Wasser am häufigsten von Menschen eingesetzte Stoff weltweit. Doch der Baustoff hat eine schwere Bürde. Die Zementherstellung verursacht enorme CO2-Emissionen. Rund 8% der weltweiten Emissionen entstehen allein bei der Produktion. Und Zement ist der zentrale Bestandteil von Beton. Nur auf Deutschland bezogen entstehen bei der Herstellung von 1 Tonnen Zement rund 600 Kilogramm CO2. Der größte Teil, etwa zwei Drittel, stammt aus chemischen Prozessen, die beim Brennen des Kalksteins unvermeidbar sind. Nur ein Drittel geht auf die eingesetzten Brennstoffe zurück. Wie kann ein Material, das unverzichtbar für unsere Infrastruktur ist, nachhaltiger werden? Was braucht es, damit Beton eine Zukunft hat und die Baubranche dennoch umweltfreundlicher wird? Um diese Fragen zu beantworten, tauchen wir heute tief in den Betonmischer ein, also bildlich gesprochen. Unser Reiseführer durch die Welt des Betons ist Dr. Ulrich Lotz. Er ist CEO der Betonverbände Baden-Württemberg und Geschäftsführer des Fachverbands Beton- und Fertigteilwerke Baden-Württemberg des größten regionalen Wirtschafts- und Arbeitgeberverbands der Beton- und Fertigteilbranche. Seit fast drei Jahrzehnten erlebt und gestaltet er die Entwicklungen und Umbrüche in der Beton- und Fertigteilindustrie hautnah mit. Mit seiner unkonventionellen Perspektive als Volks- und Betriebswirt setzt er sich heute leidenschaftlich dafür ein, Beton nachhaltiger und zukunftsfähiger zu machen. Mit ihm spreche ich darüber, warum Beton trotz seines CO2-Fußabdrucks unverzichtbar bleibt, welche vielfältigen Ansätze in der Dekarbonisierung die Branche vorantreibt und warum die Baustoffe der Zukunft mit viel Teamarbeit zu tun haben. Herr Dr. Lott, Sie sind seit fast 30 Jahren in der Beton- und Fertigteilindustrie tätig. Was hat Sie denn da ursprünglich hingeführt? Die Jungfrau zum Kind, wie immer, weil niemand als kleiner Junge sagt, ich möchte mal unbedingt zum Beton gehen. Aber es war einfach ein Geschick, dass an dem damaligen Lehrstuhl, wo ich gearbeitet habe, mein Chef, ein bekannter Marketingprofessor, auf den Betontagen, das ist eine zentrale Veranstaltung der Branche, Vortrag halten sollte und als Assistent gibt es ja immer einen, der es dann schreibt und so bin ich eigentlich in dieses Genre gekommen und wurde irgendwann gefragt, kann ich mich vorstellen, da auch dafür zu arbeiten und ja, dann habe ich es erstmal gemacht und dachte, das machst du jetzt mal und habe dann aber einfach festgestellt, dass das Faszinierende an diesem Baustoff. Eine Vielfältigkeit ist, es gab vor 30 Jahren nicht diese massive Nachhaltigkeitsdiskussion, natürlich die wir heute haben und das gestalterische, das hat mir unheimlich gut gefallen. Ich war ein bisschen exot, weil ich ja Volks- und Betriebswirt bin und nicht Ingenieur, nicht Bauingenieur, aber über die Jahre kann man sich natürlich ein gesundes technisches Halbwissen zulegen und trotzdem was erzählen. Was macht denn der Fachverband Beton- und Fertigteile Werke Baden-Württemberg genau? Das ist ja so ein komplizierter Name, musst du jetzt kurz ablesen. Ja, der stammt aus den 50er Jahren, deswegen ist er quasi eigentlich reformbedürftig und müsste lockerer klingen. Wir arbeiten auch an einem neuen Format, das heißt Club Concrete. Das ist noch ein bisschen Spoiler. Aber faktisch ist es so, dass es ein klassischer Interessenverband ist von Herstellern, die Betonbauteile machen, die für das serielle, auch modulare Bauen stehen. Das ist sehr vielfältig, also Deckenwände, Rohre, Schächte, Pflastersteine, Entwässerungsrinnen, Dachsteine. Wir haben noch viel vergessen. Und das Interessante war und ist über die ganzen Jahre, dass man es in dieser Branche mit sehr vielen Unternehmern und mittlerweile auch Unternehmerinnen zu tun hat, die im Mittelstand sind, die für das gerade stehen müssen, was sie entscheiden. Bei Konzernen werden gerne mal Leute ausgewechselt, die sind auch wichtig, aber das war immer spannend und das war immer sehr menschlich und das gefällt mir bis heute. Wie sieht denn so Ihr Tagesablauf aus als Geschäftsführer? Was machen Sie den ganzen? Ja, mittlerweile bilden wir eine ziemlich große Breite in unserem Fachverband ab. Wir sind ja von der Herkunft eigentlich regional in Baden-Württemberg. Es war aber von Anfang an klar, dass es einen stark limitiert. Und deswegen haben wir eben Formate wie die Betontage. Das ist ein europaweiter Kongress mit bis zu 2000 Personen, die da sind. Jedes Jahr gibt es ein eigenes Organisationsteam. Gleichzeitig haben wir mittlerweile eben eine Agentur, die aus dem Digitalen kam, die jetzt aber sich zu Full Service entwickelt. Wir haben eine Rechtsberatung, Bau- und Vertragsrecht. Arbeitsrecht können viele in der Betonbranche, aber Bau- und Vertragsrecht gibt es eigentlich nur uns. Und natürlich ist es so angelegt, dass sich das natürlich auch über die Region hinaus verbreiten kann. Wir haben aber einen gewissen Kodex unter den Kollegenverbänden, dass wir da nicht so aktiv wildern gehen. Das Ganze ist deutsch, es ist europäisch und natürlich ist Baden-Württemberg kein Schlagbaum, der dann irgendwo eine Grenze ist. Aber die Tätigkeit, was Sie gefragt haben, was macht denn so ein Fachverband? Die macht klassisches Lobbying, wie man heute sagt. Sie vertritt die Interessen der mittelständischen Hersteller gegenüber der Politik, dass es zum Beispiel Förderung fürs Bauen gibt. Aktuell sind Förderung für Recyclingzuschläge im Bauen, im Beton wichtige Sache und Ressourcen. zu schonen. Andererseits ist der Verband eben, macht direkte Rechtsberatung, macht Vertretung für die Firmen, regelt Sozialfragen und hat eine ganze Menge Technik drin. Wir haben drei Bauingenieure, die für uns tätig sind, die einfach die Firmen. Betreuen in technischen Fragen, die auch in der Gremienarbeit, Normung, Deutschland, Europa zum Teil aktiv sind. Also es ist unheimlich vielfältig und klar kann man sich draußen nicht so vorstellen, So Verbands-Heinis, die sitzen den ganzen Tag auf dem Sessel und überlegen sich, wann der Schluss ist. Es ist tatsächlich nicht so. Machen Sie auch Nachwuchsförderung? Also kümmern Sie sich um die Leute, die jetzt dann Ihnen folgen sollen? Ein ganz schwieriges Thema. Also mir folgen, da haben wir ein gutes Team, da habe ich keine Bedenken. Aber das größte Nachwuchsthema in der Branche ist natürlich junge Leute zu finden, die auch gewerbliche Berufe machen. Da gibt es auch eine eigene Institution bei uns im Haus, das Berufsförderungswerk. Da ist eine Kollegin von mir, die Frau Sasslides, tätig. Und das ist eine unheimlich schwierige Aufgabe, weil immer weniger junge Menschen solche Berufe machen wollen, was nicht schlau ist, faktisch, weil sie unheimlich gute Entwicklungsaufstiegschancen haben in diesen technischen Berufen. Betonfertigteilbauer, in gibt es ein eigenes Berufsfeld, Werksteinhersteller, in gibt es alles. Und ja. Aber es ist unheimlich schwierig, die Akquise zu schaffen. Und gefühlt kann man das nur noch via Insta und TikTok machen. Das machen Sie auch. TikTok sind wir noch nicht, aber Insta sind wir schon natürlich seit einiger Zeit. Und es ist ein bestimmter Style, der dort sicherlich geboten ist. Da arbeiten wir dran, aber es ist der einzige Schlüssel, weil nur so wird kommuniziert. Wenn Sie jetzt auf Ihre 30 Jahre Karriere zurückschauen, welche Entwicklungen hat Sie denn in der Branche am meisten bewegt? Was hat Sie denn am meisten mitgenommen in der Zeit? Also es gab wirklich Wellen. Es gab Wellen von Mitte der 90er Jahre, wo ich anfing, hat sich die Branche erst mal dramatisch zurückentwickelt. Das war praktisch 15 Jahre, wo es fast immer nach unten ging. Und das lag einfach daran, dass da der Wendeboom noch war im Bauen, der dann abebbte, hat sich auch vieles als Investitionsruine entpuppt und nicht alle haben klug investiert oder sich übernommen. Dann ist es so, dass das Bauvolumen insgesamt zurückging. Also nehmen Sie mal einfach eine Zahl. 1995 haben wir etwa 500.000 Wohnungen pro Jahr gebaut, auch noch mit dem Nachwendeboom. Aber heute bauen wir, die Bundesregierung möchte, wollte ja immer 400.000 bauen, hat es natürlich nicht geschafft. Da haben wir gut 300.000 gebaut. Jetzt werden es dieses Jahr vielleicht noch 230.000, 220.000. Und alle prognostizieren, dass es die nächsten zwei Jahre deutlich unter 200.000 werden. Das heißt, es wird eine Aderlass in der Branche auch geben. Das sind natürlich die spannenden Zeiten, wo wir als Dienstleister uns neue Geschäftsfelder suchen müssen. Jetzt haben wir ja das große Thema nachhaltiges Bauen, Dekarbonisierung. Wie engagiert sich denn Ihr Verband in diesen Bereichen? Gibt es Initiativen, die Sie besonders unterstützen, Entwicklungen? Wir haben ja hier so ein paar Würfel stehen. Wir müssen ja von dem zu etwa maximal einem Drittel des Volumens kommen, weil der Elefant im Raum beim Beton ist der Zement. 91 Prozent des CO2-Fußabdruck des Baustoffs Beton ist von der Zementherstellung und da muss man runter. Jetzt kann man nicht sagen, nehmen wir einfach einen anderen Klebstoff. Noch ist es so, es gibt keinen billigeren, auch in der Masse verfügbar, für das Gestein, das dann man zusammenbringt. Aber eigentlich machen wir nur noch dieses Thema Nachhaltigkeit. Denn wir müssen sehen, dass wir deutlich mit dem Fußabdruck runterkommen und dieser Branche obliegt die größte Aufgabe. Denn wir können nicht alles in Holz bauen, das ist auch nicht für alle Bauaufgaben geeignet. Wir können maximal acht bis zehn Prozent des Bauvolumens überhaupt in Holz schaffen. Eigentlich nur das vom Hochbau. Also tun geht eh nicht, Brücken. Aber deswegen muss sich der Baustoff mit dem höchsten CO2-Fußabdruck, nämlich der Beton, dramatisch ändern. Und daran arbeiten wir mit unseren Präsenzplattformen wie Betontage, aber auch in vielen Podcasts eben Talk Concrete. Und wir machen eigentlich nichts anderes mehr. Wir haben auch eine Mission, die heißt, wir sind Motor und Partner des nachhaltigen Bauens mit Betonbauteilen. Und das klingt für die, die Holz gut finden, immer erstmal anachronistisch, ausgerechnet Beton. Aber genau der muss auf Null kommen. Und da gibt es ja Wege, war jetzt in Norwegen in Breivik bei Heidelberg Materials, ein Carbon Capture. Das erste Werk, es wird nächstes Jahr irgendwann in Betrieb gehen, wo einfach das CO2 aus der Produktion aufgefangen wird, verflüssigt wird und dann verpresst wird unter dem Meer, so drei Kilometer unter dem Meer, in ehemaligen Öl- und Gasflözen. Und das ist sicher, das erproben die Norweger seit 20 Jahren und es wird wahrscheinlich deren nächstes Geschäftsmodell, um noch wohlhabender zu werden, wenn das Öl und das Gas aussitzen. Aber es ist wichtig, weil es ist so, dass heute zum Beispiel CO2-Zertifikate zum Teil kostenlos verteilt werden an die Zementindustrie, die auch an anderer Industrien natürlich energieintensiv sind. Das hört auf, spätestens so 28, also bald demnächst. Und dann muss das CO2 bepreist werden. Dann steigt der Preis vom Zement schon allein, weil sie die Zertifikate kaufen müssen. Das geben sie natürlich an Kunden weiter. Da geht ein Riesenkonflikt auf. Der Konflikt heißt, wir müssen endlich wieder bezahlbar bauen. Aber gleichzeitig wird durch die CO2-Bepreisung natürlich alles dramatisch teurer. Und irgendwann gibt es einen Break-Even vielleicht zwischen dem CO2-Preis und dem, was Carbon Capture kostet. Beton ist überall, aber selten stand ein Baustoff so sehr im Fokus der Klimadebatte. 91 Prozent des CO2-Fußabdrucks von Beton entstehen bei der Zementproduktion. Wer die Bauindustrie dekarbonisieren will, muss also genau dort ansetzen. Wie Ulrich Lotz sagt, einen einfachen Ersatz für Beton gibt es nicht. Kein anderer Baustoff kann in dieser Menge zu diesen Kosten und mit dieser Stabilität das leisten, was Beton kann. Aber das heißt nicht, dass sich nichts ändern kann. Im Gegenteil, die Industrie arbeitet längst an Lösungen. Drei zentrale Ansätze stehen dabei im Fokus. 1. Neue Betonrezeptoren, die mit weniger Zement oder alternativen Bindemitteln auskommen. Zweitens, Veränderungen in der Zementherstellung, die den Energieverbrauch senken und die Produktion effizienter machen. Und drittens, Carbon Capture and Storage, also das Abscheiden und Speichern von CO2, eine Technologie, die in Norwegen gerade in großem Maßstab getestet wird. Ein Blick ins norwegische Brevik zeigt, wie das funktionieren kann. Das dortige Zementwerk gehört zu Heidelberg Materials, dem einzigen Zementhersteller in Norwegen. Es ist das weltweit erste Zementwerk, das Carbon Capture & Storage im industriellen Maßstab einsetzt. Wie funktioniert das? Beim Zementbrennen wird CO2 freigesetzt. Genau dort wird es abgeschieden, verflüssigt und für den Transport vorbereitet. Dann wird es entweder über eine Pipeline oder per Schiff in alte Öl- und Gaslagerstätten unter dem Meeresboden gepumpt. Rund drei Kilometer tief, wo es dauerhaft gespeichert bleibt. Klingt nach Science Fiction, ist aber Realität. Brevig soll pro Jahr rund 400.000 Tonnen CO2 einfangen. Das entspricht etwa der Hälfte der Emissionen des Werks. Die Hoffnung ist, dass wenn das Konzept funktioniert, könnte es auf andere Zementwerke weltweit übertragen werden. Aber reicht das? Ist Carbon Capture wirklich die Lösung oder nur eine Übergangstechnologie? Denn es gibt noch eine zweite große Herausforderung. Bauen muss bezahlbar bleiben. Bauen wird ohnehin teurer, wegen steigender Zinsen, Materialpreisen und neuer Vorschriften. Dazu kommt, CO2-Emissionen werden bald stärker bepreist. Zementhersteller müssen CO2-Zertifikate kaufen und diese Kosten geben sie an die Bauwirtschaft weiter. Ein Zielkonflikt, der nicht leicht aufzulösen ist. Wie können wir klimafreundlich bauen, ohne dass Wohnen zum Luxusgut wird? Gibt es einen Weg, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen? Diesen Fragen gehen wir jetzt weiter nach. Herr Dr. Lotz, der Blick nach Norwegen zeigt also, dass es möglich ist, CO2-Emissionen aus der Zementproduktion massiv zu reduzieren. Aber wie sieht es eigentlich in anderen Ländern aus? Sind wir mit diesen Entwicklungen Vorreiter oder hinken wir eher hinterher? Nein, also der Versuch ist jetzt nicht zufällig. Das erste Werk in Skandinavien, weil die schon sehr auf Nachhaltigkeit achten, auf CO2-Reduzierung, höchste Elektroautoquote in Norwegen zum Beispiel. Aber die können es sich auch gut leisten. Da hat kein Mensch pro Kopf eine Verschuldung, sondern jeder hat pro Kopf ein Guthaben vom Staat. Und es sind ja auch nur 5,5 Millionen, das ist ganz gut handelbar. Bei uns ist es schon ein bisschen anders. Faktisch ist es so, dass die Zementherstellung zu knapp 50 Prozent in China erfolgt. Und China muss sich ändern. Aber wir müssen uns auch ändern. Aber China hat einen eigenen Weg damit umzugehen. Die machen andere Dinge. Und die große Masse, die Skalierung, passiert natürlich nicht in Deutschland. Also der deutsche Zementausstoß an CO2, weltweit am Gesamt-CO2-Ausstoß von allem, ist 0,004 Prozent. Da können wir uns ja locker zurücklehnen. Ach ja, nee, können wir nicht, weil wir haben natürlich ein Taxonomiesystem von CO2, das sehr bald sehr vehement greift. Deswegen müssen wir uns verändern. Und natürlich auch einfach als Vorbilder vorangehen. Weil wenn wir jetzt sagen würden, wir machen nichts, folgt uns auch keine. Eine neue Dienstleistung, die wir seit diesem Jahr machen, wir haben ein eigenes Zertifizierungssystem, das heißt Sustainable Precast, wo wir speziell die Vorfertigung, auch die Herstellung der Vorfertigung inkludieren. Es gibt ja schon CSC, das ist quasi der Vorreiter. Was ist das? An CSC, das heißt Concrete Sustainability Council, das ist ein bisschen an das FSC vom Holz angelehnt, gibt es so seit einigen Jahren. Und da unterziehen sich Firmen eben einer Transparenz, was die vor allem baustoffliche Seite betrifft. Und das Ganze ist bei uns zum Beispiel mit CSRD-Fragen angereichert, also Compliance, Transparenz, soziale Nachhaltigkeit. Wie wird das dokumentiert, wie funktioniert das? Und wenn man sich das zwangsweise oder aus Überzeugung, das Letztere soll der Fall sein, wenn man sich dieser Prozedur unterzieht, dann wird man transparent, man kennt seinen Fußabdruck, man weiß, an welchen Hebel man was verändern kann und muss. Und wir sind auch ein Treiber, dass wir den Firmen sagen, hier haben wir eine Methodik. Nehmt es an, wir helfen euch dabei, ihr kommt da hin und am Schluss könnt ihr auch nach außen kommunizieren, meine Nachhaltigkeit ist transparent. Das heißt, die können damit nachweisen, dass sie einfach CO2 reduzieren in ihrem Herstellungsprozess. Ja, und dass sie alle Hebel nutzen. Es geht ja nicht nur um das reine CO2 von der Produktion, da ist ein Betonhersteller selbst, der hängt ja eigentlich nur am Zement. Also wenn er es schafft, zementarme Rezepturen zu haben, ist er per se schon mal besser. Aber das Klassische bei uns in der Branche ist eben, dass zum Beispiel das Wasser für die Produktion aufgefangen wird, schon immer recycelt wird und wiederverwendet wird. Oder Produktionsrückstände, ein paar Prozent Fehlproduktion, die werden zerkleinert und wieder in den Produktionsprozess eingebaut. Das ist eigentlich ein Closed-Loop, den unsere Firmen machen. Da reden sie noch viel zu wenig drüber, aber das muss man transparent machen. Für uns ist es schön, wenn wir solche Leuchttürme haben, dann reden wir natürlich drüber auch auf Social Media. Genau, Sie betreiben einfach auch sehr viel Öffentlichkeitsarbeit über neue Medien, über Ihren Podcast, um der Öffentlichkeit draußen zu zeigen, was die Beton-Fertigteilwerke, die Zementhersteller alles tun, um eben die Dekarbonisierung voranzutreiben. Und Sie arbeiten auch viel mit Start-ups zusammen, habe ich gesehen. Ja, die Startups ist ja so, vor zehn Jahren, hätte ich mal gesagt, da gab es praktisch keine. Weil zwischen 2010 und 2022 hat die Branche einen Aufwärtstrend erlebt. Da wurde immer mehr gebaut und ohne jetzt irgendwelche anderen naheliegenden Kollegen zu bashen, ist es einfach so, da hat man halt die dicken Wände auf der Baustelle geschalt, weil die Bauunternehmen hatten alle ihre Schalungsparks, hat dann die WDVS-Systeme, die sieben Lagen, drauf gemacht. Und es war halt einfach die billigste Bauweise im Geschosswohnungsbau, der ja immer nach oben ging, 10 Jahre, 10, 12 Jahre. Es führt aber, wenn es immer läuft, führt es nie dazu, sich zu überlegen, wie kann ich denn von da nach da kommen, wie kann ich die Wand denn halb so dick bauen, trotzdem thermische Masse zu haben. Und natürlich hat per se ein Zementhersteller, auch ein Transportbetonhersteller, da gar kein Interesse, weil viel bringt viel. Wenn ich die doppelte Menge verkaufe, nehme ich auch das Doppelte ein. Aber jetzt, wo wir das CO2 auch bepreisen werden, wo wir uns über die Mengen dramatisch Gedanken machen müssen, muss dieser Startup-Prozess in Gang kommen. Und seit vier, fünf Jahren haben wir auch bei den Betontagen letztes Jahr zehn Stück Startups. Die machen Digitalisierung, also die ermitteln mit KI, was ist die schlankste Rezeptur. Oder die haben einen Ultraschall im Vormischer, wo dann praktisch auch CO2-reduzierte Zemente, die per se langsamer abbinden, was den Prozess verschlechtert. In der Produktion, die dann Ultraschall-Vormischer haben, wo auch ein CO2-reduzierter Zement genauso schnell erhärtet, wie früher ein Cem I. Das sind coole Geschichten und da gibt es immer mehr. Das Recycling ist ein großes Thema aus der Schweiz, Neustadt. Die leiten CO2 aktiv in Zuschläge ein, vor allem in Recycling-Zuschläge und damit tritt der Effekt wie beim Holz ein, dass das CO2 gebunden ist. Und zwar, das bleibt natürlich gebunden, nicht wie das Holz am Ende des Lebenszyklus, wird es meistens verbrannt, dann geht es wieder raus. Der Beton bleibt im Loop, der bleibt drin, der geht nicht raus, das kann man wieder und wieder verwenden. Und solche Technologien sind extrem innovativ und sie helfen diesem belasteten Baustoff besser CO2-neutraler, fast neutral darf man immer nicht so schnell sagen, aber deutlich CO2-reduzierter zu machen. Und das ist eine große Freude, das zu sehen. Das sind alles junge Leute. Das ist cool. Die Bauindustrie verändert sich. Und sie muss nicht nur nachhaltiger, sondern auch transparenter werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist Sustainable Precast. Ein Zertifizierungssystem, mit dem Betonunternehmen ihre Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit sichtbar machen können. Ähnlich wie das FSC-Siegel für Holz setzt es klare Standards. Wie viel CO2 entsteht bei der Produktion? Welche Materialien werden verwendet? Und wie nachhaltig laufen die Herstellungsprozesse wirklich? Doch Zertifikate allein reichen nicht aus, um klimafreundliches Bauen voranzutreiben. Nachhaltigkeit bedeutet auch, an den richtigen Stellschrauben im Betonwerk zu drehen. Zum Beispiel, Wasser wird in den Werken recycelt und wiederverwendet. Produktionsrückstände fließen zurück in die Herstellung. Und neue Rezepturen sorgen dafür, dass weniger Zement und damit weniger CO2 benötigt wird. Viele dieser Methoden sind in der Industrie längst etabliert, nur redete bislang kaum jemand darüber. Doch das ändert sich gerade. Unternehmen nutzen Social Media und Fachplattformen, um ihre Fortschritte zu zeigen. Ein weiterer wichtiger Treiber des Wandels sind Start-ups. Lange Zeit war die Betonbranche ein klassischer Industriezweig, dominiert von etablierten Herstellern. Doch mittlerweile bringen junge Unternehmen frische Ideen ins Spiel. Zum Beispiel KI-gestützte Berechnungen optimieren Beton-Mischungen. Neue Verfahren speichern CO2 direkt in Baustoffen, ähnlich wie Holz-Kohlenstoff speichert. Und Ultraschalltechnologien sorgen dafür, dass auch CO2-reduzierte Zemente schnell abbinden. Die Richtung ist also klar. Weniger Materialverbrauch, effizientere Prozesse, klimafreundliche Baustoffe. Aber was heißt das konkret? Gibt es schon Bauprojekte, die zeigen, wie das in der Praxis aussieht? Ja, es gibt halt die ersten Gebäude jetzt und es geht auch ins Regelwerk ein, die nach Treibhausgasemissionen bemessen werden. Also die sozusagen, wo vorne gesagt ist, es darf nur das und das an Level an Treibhausgas überhaupt ausgeschossen werden. Ihr müsst das Gebäude, das ist ja ganz wichtig, dass man nicht nur im Baustoff denkt, sondern im System und in der Maintenance. Wie viel kostet es in der Haltung? Wie lange wird das betrieben? Wir fordern schon immer, dass die gesetzliche Laufzeit von Gebäuden nicht mit 50 Jahren bemessen wird, sondern mit 80 oder mit 100. Weil je länger ich ein Gebäude betreibe, desto besser. Wenn ich ein Produkt lange nutze, ist es besser, wenn ich dreimal ein neues kaufe. Da produziere ich jedes Mal ein neues. Das müssen wir vermeiden. Und diese ersten Gebäude gibt es. Also in Erlangen gibt es den Siemens Campus, da gibt es die ersten Gebäude. Das ist mit Betonfertigteilen natürlich gebaut vom Goldbeck. Und da werden wir auch bei den Betontagen jetzt im März darüber berichten. Und gleichzeitig holen wir die Skandinavier rein. Da haben wir Stefanie Weidner da, von Sobeck, Vorstand, Und die einfach in Skandinavien, in Kopenhagen und in anderen skandinavischen Ländern dieses Konzept schon lebt. Und das Schöne ist einfach, das ist baustoffneutral. Jeder muss sich anstrengen. Also es ist nicht damit getan, einfach mit Holz zu bauen, weil da ist keine Lösung drin. Sondern alle müssen dazu beitragen, auch vielleicht ein Mix an Baustoffen. Kommt ja auch mit der Lehm jetzt. Es gibt zwar einen Verband, den Lehmbauverband. Geschätzte Kollegin, die aus dem Steineerdenbereich kommt. Und das kann man nicht auf eine Riesenmenge skalieren, das wissen die auch. Und es hat natürlich auch Nachteile, weil es lange braucht, bis es austrocknet. Der Nachteil, der ist erstmal da. Aber es ist ein sehr natürlicher, auch mineralischer Baustoff. Und warum nicht, wo es möglich ist, auch mit Leben zu bauen. Sie haben eben die Betontage mehrfach erwähnt. Haben Sie noch ein paar mehr Einblicke zum Programm, was da alles so passiert? Ja, uns begleitet eigentlich die Nachhaltigkeit auch seit vielen Jahren. Und wir wollen das aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, weil wir haben dieses Mal zum ersten Mal gibt es einen deutschen Infrastrukturtag, da geht es um die Entwässerung, Rohre, Schächte, Retentionsbehälter, was ja auch mit Starkregen und Klimawandel doch wirklich viel zu tun hat. Auch da geht es darum, natürlich treibhausgasorientiert auszuschreiben, dass man möglichst CO2-reduzierte Produkte benimmt und so weiter. Und da steilt unser Baustoff übrigens ziemlich gut ab, aber ins Detail kann man es sich dann anhören. Gleichzeitig haben wir natürlich den Hochbau drin, den habe ich schon erwähnt, wo praktisch die Ausschreibung selbst anders bemessen wird nach Treibhausgas. Der Deutsche Ausschuss für Stahlbeton, das ist so unsere Gesetzesrichtliniengebungsinstanz auch in Deutschland, der hat auch eine neue Richtlinie, wie man eben anders ausschreibt. Und er führt im Prinzip einen neuen Grenzzustand für die Bauingenieure. Es gibt ja die Tragfähigkeit und die Gebrauchstauglichkeit. Und jetzt gibt es noch einen Grenzzustand der Nachhaltigkeit. Das wird neu kommen, dass also auch die Ingenieurbüros, die das Ganze bemessen machen, manche Werke auch selber, dass sie einfach anders denken, die sich sagen, naja, es reicht nicht einfach nur ein Produkt oder einen Baustoff zu haben, sondern es geht darum, wie die Konstruktion ist. Also mache ich einen Binder schlank, der aussieht wie ein Fachwerk. Brauche ich überhaupt so ein dickes Teil, so eine dicke, fette Pieplatte oder kann ich das auch viel schlanker machen? Und je schlanker ich konstruiere, desto weniger Material brauche ich. Und dann brauche ich auch weniger Zement. Ja klar und auch für die Architekten ist natürlich ein wichtiges Wissen, wie kann ich entwerfen, dass ich eben weniger Material plane. Das heißt, haben Sie auch die Architekten im Fokus Ihrer Betontage? Ja, die Betontage haben klassisch eine Partnerschaft mit dem Informationszentrum Beton, die ja mehr so die externen Zielgruppen bedient. Die Architekten, mit denen zusammen werden wir die auch wieder einladen. Es ist nicht einfacher geworden mit den Architekten, weil es ist auch da sehr viel, sage ich mal, Median Wave da. Und im Moment ist es so, man gilt als Architekt eigentlich nur dann als nachhaltig, wenn man so gut wie alles in Holz baut. Das ist jetzt ein bisschen ein Hype. Und die, die es ganzheitlich betrachten, wissen, dass ein Baustoff an seinem Platz eine richtige Funktion hat. Aber es hilft natürlich nichts, wenn ich jetzt sage, ich baue jetzt alles in Holz und wir fahren das Holz dann tausende Kilometer her. Der WWF hat ja als eine Studie herausgebracht, dass sogar auf Deutschland bezogen schon zu viel Holz aus dem Wald entnommen wird. Es wächst also weniger nach, als es entnommen wird und es liegt jetzt nicht nur am Bauholz, sondern es liegt auch daran, dass Jahrzehnte Bio-Werkstoffe fürs Heizen beworben wurden, Pelletheizung. Das ist ein Riesenhype, gerade in Süddeutschland. Ist halt so, und jetzt kann man das nicht einfach rückgängig machen. Das heißt, wir verbrennen schon per se ganz viel von dem Holz. Da muss man sehen, beim Holz, das sind alles Nadelbäume, die einen hohen Ertrag haben, vergleichsweise hohen Ertrag. Aber die sind alle Flachwurzler. Und die fallen beim Sturm halt als erste um. Also muss man den Wald umbauen auf Laubholz. Von dem hat man aber nur maximal die Hälfte an Ertrag. Und da brauche ich noch mehr Flächen, um ein bestimmtes Volumen an Baumaterial zu gewinnen. Das ist auch nicht sinnvoll. Und zumal jeder Baum, der eigentlich noch in der Erde steht und aus CO2 Sauerstoff produziert, sollte eigentlich der bessere Baum sein. Das ist ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie von China. Das Land mit der größten Aufforstung weltweit, auch pro Kopf, ist China. Wo machen die das? Nicht um Mäuse draus zu bauen, sondern um die Emissionen, die sie halt ziemlich umfangreich haben, auch aus dem Zement, mit möglichst vielen Wäldern zu binden. Kann man dafür oder dagegen sein. Es ist einfach auch ein Weg. Meine letzte Frage wäre, wie sehen Sie denn die Zukunft des Bauens oder auch der Betonindustrie und welche Rolle würden Sie denn gerne spielen? Als Geschäftsführer oder eben als Verband? Ja, also wir wollen einfach weiterhin derjenige sein als Verband oder als Dienstleister, der alle innovativen Themen auf den Schirm bringt, der drüber spricht und der die zusammenzieht und zusammenholt, die wirklich innovative Lösungen haben. Weil es wird so sein, dass die, die einfach Business as Usual machen wollen, da werden einige vom Markt verschwinden, weil das Volumen einfach gering wird. Wir haben ein großes Problem, ich habe es am Anfang schon angesprochen, zwischen dem, was wir dringend brauchen, nämlich ein Thema der sozialen Nachhaltigkeit. Wir brauchen mehr Wohnungen, wir müssen anständigen Wohnraum für die Leute haben, müssen vielleicht nicht auf dem Level sein, auf dem wir heute sind, braucht nicht jeder 50 Steckdosen in der Wohnung, vielleicht reichen auch 10, aber das macht nicht wirklich viel aus. Aber die Ausstattung und die Bauweise und wenn Sie mal in Holland waren, dann wissen Sie, dass die Treppen da viel kürzere Auftritte haben und ein bisschen steiler sind. Spare ich halt auch wieder Fläche, um ins nächste Stockwerk zu kommen. Das ist bei uns halt nicht erlaubt, weil in Deutschland gibt es ungefähr 20.000 Bauvorschriften, die übrigens in den letzten 20 Jahren von etwa 4.000 auf diese 20.000 gekommen sind. In den letzten? 20 Jahren, ja. Oh, wow. Also damals gab es noch viel, viel weniger. Und da kommen viele Entwicklungen mit rein und das macht es ja so schwierig, überhaupt noch bezahlbar zu bauen. Und für den Beton ist es eine ganz besondere Herausforderung, weil wenn die CO2-Bepreisung und die Dekarbonisierung kommt, wird es nicht billiger. Und da muss man ganz viel Ersatzstoffe, gerade für den Zement, finden. Geopolymere und so weiter, die man aber in einer skalierbaren Menge verfügbar hat. Also ich bin ganz optimistisch, gebaut wird immer, Beton braucht man auch immer. Ich glaube, die Vorfertigung wird noch eine größere Rolle spielen, weil sie einfach das Thema hat, auf den Baustellen wird es auch immer weniger Leute geben. Wir müssen noch mehr prozessorientiert, noch effizienter produzieren. Gleiche Produkte, aber nicht uniform, sondern kann man ja alles im Serienfaktor 1 machen. Also das wird weitergehen. Wir brauchen unheimlich viel für den Klimawandel. Wir brauchen für die Starkregenreignisse, brauchen wir Retentionsbecken unter den Städten. Also da ist ganz viel zu bauen, definitiv. Aber wir müssen uns mehr anstrengen, um bezahlbar und gut zu bauen. Und wie gesagt, das allerletzte ist, Europa und selbst China wird nicht das Wachstumsproblem sein, ein Problem in Anführungszeichen. Es gibt eine Prognose, dass 2050 die zehn größten Städte der Welt alle in Afrika sind. Es ist noch gar keine dort. Und da ist ein gnadenloses Bevölkerungswachstum. Und die wollen alle wohnen. Und da, wo es so heiß ist, kann man erst recht nicht in Holz bauen. Die verbrennen nämlich eure ganze Welt. Das ist noch ein anderes Problem. Lösungen habe ich noch keine. Aber man muss so schlank wie möglich bauen, so mineralisch wie möglich, damit ich auch die Temperaturschwankungen ausgleiche, die Aufgaben des Bauens sind so groß. Ich mache mir keine Sorgen, aber wir müssen den Switch schaffen, nachhaltig, noch viel nachhaltiger zu werden. Und zwar an allen Ebenen, also nicht nur, dass Bundesregierung und Landesregierung damit spielen, sondern auch auf den unteren Ebenen, die Kommunen, die alle mitziehen und das ist bei jedem anderen. Wir müssen es auch bezahlen können, es muss bezahlbar bleiben. Das ist das Wichtigste. Und da hat noch niemand so eine richtig gute Lösung drauf. Einfach zu bauen, mit weniger Standards, auf etwas einfacherem Niveau, das den Leuten aber jetzt nicht Hütten beschert, sondern immer noch vernünftige Unterkünfte. Darum geht es. Dankeschön. Das war toll. Vielen Dank, Frau Busch. Habe ich sehr gefreut. Und ja, man kann viel erzählen, wenn man so lange dabei ist. Aber es ist wirklich die letzten Jahre so eine Welle auch durch unsere Betonbranche gegangen, wo sehr viele Innovationen kommen, wo man keine Angst haben muss, dass uns die Gedanken und die Innovationen ausgehen. Und das macht Spaß, auch nach 30 Jahren. Das merke ich. Das spürt man, wenn man hier reinkommt und mit Ihnen spricht. Und ich komme gerne wieder und wir gucken da mal, wie sich die Lage entwickelt hat. Ja, kommen Sie gerne auf die Betontage. Da habe ich Sie ja schon eingeladen, um sich einfach mal auch live von dem Beispiel ein Bild zu machen. Das ist wichtig. Dankeschön. Ich danke Ihnen, Frau Busch. Ulrich Lotz hat sie im Interview schon ein paar Mal erwähnt, die Betontage. Bevor wir diese Episode abschließen, gibt es noch ein paar Infos dazu. Vom 11. bis 13. März 2025 finden die 69. Betontage im Kongresszentrum Ulm statt. Drei Tage voller Vorträge, Diskussionen und Gelegenheiten zum Netzwerken, mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und die Dekarbonisierung der Betonbranche. Was erwartet euch? Vorträge und Workshops zu den neuesten Entwicklungen im Betonbau eine große Fachausstellung, bei der Unternehmen ihre Produkte und Technologien präsentieren viel Raum für den Austausch mit Fachleuten aus der Beton- und Fertigteilbranche Neu in diesem Jahr ist ein Infrastrukturtag, der sich unter anderem mit nachhaltigen Lösungen für Städte. Stahlkregenmanagement und CO2-reduzierten Baumaterialien beschäftigt. Wer sich also für die Zukunft des Bauens interessiert, sollte sich das Event vormerken. Und vielleicht sehen wir uns ja dort. Sprecht mich gerne an, falls ihr dort seid. Und jetzt. Herzlichen Dank an meinen heutigen Gast, Dr. Ulrich Lotz, für das wunderbare Gespräch. Wenn ihr mehr über die Themen dieser Episode erfahren wollt, schaut in die Shownotes. Dort habe ich euch alle Links und weiterführenden Infos zusammengestellt. Habt ihr spannende Geschichten oder interessante Projekte aus der Welt der Architektur, Bautechnik oder Baukultur? Dann teilt sie mit mir. Ihr könnt mir schreiben unter kontakt.architektourist.de, vernetzt euch mit mir auf LinkedIn oder folgt Architektourist auf Instagram. Ich fände es auch toll, wenn ihr eure Gedanken zur Episode auf Spotify oder Apple Podcasts dalasst. Und falls euch der Podcast gefällt, freue ich mich über eine Sternebewertung auf den Podcast Plattformen. Das war's für heute. Ich hoffe, die Episode konnte euch neue Ideen für eure eigenen Projekte liefern. Vergesst nicht, den Podcast zu abonnieren, damit ihr auch die nächsten Folgen nicht verpasst. Ich bin Alexandra Busch und sage Danke fürs Zuhören. Wir hören uns in der nächsten Episode. Bis dahin, bleibt kreativ und entdeckt die gebaute Umwelt mit offenen Augen. Tschüss! Das war's schon wieder mit einer weiteren Folge von Architektourist. In jeder Episode nehmen wir euch mit in die Welt der Architektur und Baustoffe, Erkunden kreative Anwendungen und tauchen ein in die Geschichten hinter den Bauprojekten. Von der ersten Skizze bis zur fertigen Umsetzung. Hat euch unser heutiger Ausflug gefallen? Dann abonniert Architektourist bei eurem bevorzugten Podcast-Anbieter. Ihr habt Fragen oder Vorschläge? Wir freuen uns auf eure Nachrichten unter kontakt.architektourist.de, Seid also beim nächsten Mal wieder dabei, wenn wir eine neue Seite in unserem Architektur-Reisetagebuch abschlagen.

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